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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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18. Jahrhunderts. Wusstest du das?«
    »Nein. Aber ich habe immer geahnt, dass du noch finstere Geheimnisse vor mir hast.«

Ein Mädel zum Pferdestehlen
    Anneliese von Prätorius zögerte eine Woche lang, dann ging sie zur Polizei und gestand, ihren Mann in Notwehr erschlagen zu haben. Nellos Tod war damit auch offiziell geklärt. Doch niemand gestand den Mord an Beate Elsermann. Ich hasste unbeantwortete Fragen, unerledigte Recherchen und ungesühnte Morde.
    Jansen hatte das abgesprochene Honorar rausgerückt, so dass auf meinem Girokonto schöne schwarze Zahlen prangten.
    Die mussten weg. Ich ging einkaufen und frischte meine Garderobe mit einigen neuen Teilen auf. Zu Hause dann eine kleine Modenschau vor dem Spiegel, mit ein oder drei Gläschen »Brunello de Montalcino«.
    Ich hatte gerade die »Femme fatale« vor dem Spiegel geprobt, als es schellte. Ein weiterer Blick in den Spiegel sagte mir, dass ich in diesem Zustand unmöglich die Tür öffnen konnte.
    Meine Haare waren mit Gel vollgeschmiert, unter meine Augen hatte ich schwarze Balken gemalt und mir falsche Wimpern angeklebt. Das neue Kleid war samtschwarz und spannte über dem Hintern. An den Füßen trug ich meine ältesten Hausschuhe.
    Doch der Besucher gab nicht auf. Klingelte und schellte. Ich schaute auf die Uhr und sagte mir, dass 22 Uhr eigentlich zu spät für Besucher ist. Doch die Neugier überwältigte mich.
    Ich schlurfte mit den Puschen zur Sprechanlage und fragte nach. Es war Boris Austerlitz, dessen Existenz ich fast vergessen hatte.
    »Was wollen Sie?«, knurrte ich durch die Sprechanlage.
    »Ich kann nicht mehr weiter! Sie müssen mir helfen!« Es klang verzweifelt.
    »Können Sie nicht morgen wiederkommen?« Ich hatte keinerlei Lust auf Männerbetreuung, von meinem grausligen Outfit ganz zu schweigen.
    »Bitte!«
    Dieses eine Wort, voller Verzweiflung in meine Sprechanlage geschleudert, stimmte mich um. Hatte ich mir nicht vorgenommen, mein Leben ab und zu mit einer guten Tat zu verschönern?
    »Kommen Sie rauf. Die fünfte Etage und dann eine Treppe tiefer.«
    Ich schleuderte die Pantoffeln von meinen Füßen und schubste sie unters Bett. Die Katze protestierte. Das Kleid behielt ich an, fürs Abschminken war es auch zu spät.
    Er trat durch die Tür und fragte: »Wie sehen Sie denn aus? Sind Sie krank?«
    »Nein«, sagte ich verstimmt, »nur blöd. Weil ich Sie reingelassen habe.«
    »Tut mir leid.« Es klang echt. »Aber ich weiß nicht mehr weiter. Ich muss mit jemandem reden.«
    »Warum gerade ich? Haben Sie keinen Therapeuten?«
    »Sie machen den Eindruck, dass man mit Ihnen Pferde stehlen kann.«
    Das konnte ja heiter werden! Die gute alte Grappa mit ein paar Gäulen und einem verhuschten Anwalt im Schlepptau. So ein Image hatte ich mir immer gewünscht.
    »Setzen Sie sich und fangen Sie an.«
    Ich blieb stehen, damit das Kleid nicht knackte.
    »Kann ich etwas von der Cola haben?«
    »Menschenskind! Sind Sie farbenblind? Das ist keine Cola, das ist einer der teuersten italienischen Rotweine!«
    Mein unwirscher Ton irritierte ihn. In seinen dunklen Augen glänzten erste Tränen. Er sah heute Abend umwerfend attraktiv aus.
    Ich schluckte, dachte an etwas Unangebrachtes und guckte weg. »Ich habe keine Cola im Haus. Wollen Sie etwas von dem Wein?«
    »Ich will Ihnen den teuren Wein aber nicht wegtrinken!«, sagte er leise. »Vielleicht haben Sie ein Glas Wasser aus der Leitung für mich übrig!«
    »Die Katzen haben auch noch etwas Futter in ihrem Napf. Wie wär's denn damit?«
    Er schüttelte den Kopf. Ironie war nicht seine Sache. Ich stellte ihm ein Glas Wein hin und forderte: »Zur Sache, Schätzchen!«
    Er guckte unsicher, wurde rot und schlug die Augen nieder.
    »Das ist ein Filmtitel«, stellte ich richtig, »neuer deutscher Film. Ist aber auch schon wieder 25 Jahre her!«
    Ich setzte mich vorsichtig auf einen Stuhl. Die Nähte des Kleides hielten. »Herr Austerlitz, um was geht es?«
    »Ich habe Beate Elsermann auf dem Gewissen!«
    Ich brauchte eine Weile, um den Satz zu begreifen. Mein Gott, dachte ich dann, in dieser Story gestehen die Mörder ihre Taten von ganz allein. Erst die Nello-Witwe und nun Austerlitz. Die wollen mir den Spaß an der Recherche nehmen.
    »Erzählen Sie! Was ist passiert?«
    Er trank das Glas Wein in einem Zug aus. Nachdem er sich das schwarze Haar geordnet hatte, erzählte er: »Erinnern Sie sich an den Tag, als Sie bei Beate waren und ihr von der Erbschaft erzählt haben? Der angeblichen
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