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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos
Autoren: Karin Slaughter
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Sommersprossen, die ihrem Teint einen unglücklichen Gelbstich verliehen. Ihre roten Locken, die in der Sonne getrocknet waren, standen kraus in alle Richtungen ab und sahen aus wie eine Clownsperücke.
    «Schätzchen!» Bella breitete begeistert die Arme aus, als Sara in die Küche kam. «Schau dich an!», zwitscherte sie, als wäre das ein Kompliment. Sara wusste, dass sie nicht gerade vorteilhaft aussah. Sie war vor einer Stunde aus dem Bett gekrochenund hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich die Haare zu kämmen. Sie war eindeutig ihres Vaters Tochter und hatte noch immer das T-Shirt an, das sie zum Schlafen getragen hatte, dazu eine Jogginghose aus ihrer Leichtathletikzeit am College, die nicht viel neuer war als die aus der Highschool. Bella dagegen trug ein blaues Seidenkleid, das vermutlich ein Vermögen gekostet hatte. An ihren Ohren funkelten Diamanten, und die vielen Ringe an ihren Händen glitzerten in der Sonne. Ihre Frisur und ihr Make-up waren wie immer makellos, und selbst um elf Uhr früh an einem ganz normalen Sonntagmorgen sah sie hinreißend aus.
    «Tut mir leid, dass ich erst jetzt vorbeikomme», sagte Sara.
    «Ach was.» Ihre Tante winkte ab und setzte sich wieder. «Seit wann erledigst du die Einkäufe für deine Mutter?»
    «Seit du da bist und Mama sich um deine Unterhaltung kümmern muss.» Sara stellte die Tüten neben die Spüle und massierte ihre Finger, damit sie wieder durchblutet wurden.
    «Ich amüsiere mich auch alleine prächtig», sagte Bella. «Deine Mutter ist diejenige, die mal mehr rauskommen müsste.»
    «Mit Tequila?»
    Bella lächelte verschmitzt. «Cathy hat Alkohol noch nie vertragen. Ich bin überzeugt, das ist der wahre Grund, warum sie deinem Vater das Jawort gegeben hat.»
    Sara lachte und stellte die Milch in den Kühlschrank. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als sie darin einen Teller mit filetierten Hähnchen entdeckte, die nur noch in die Kasserolle mussten.
    Bella erklärte: «Die Bohnen haben wir gestern Abend geputzt.»
    «Köstlich», murmelte Sara. Das war das Erfreulichste, was sie die ganze Woche gehört hatte. Cathys Kasserolle war unschlagbar. «Wie war es in der Kirche?»
    «Ein bisschen viel Weihrauch für meinen Geschmack», gestandBella und nahm sich eine Orange aus der Obstschale. «Aber erzähl mir lieber, was dein Leben so macht. Hast du was Aufregendes erlebt?»
    «Immer der gleiche Trott», seufzte Sara, während sie die Konservendosen einräumte.
    Bella schälte ihre Orange und klang ein wenig missmutig, als sie sagte: «Routine kann auch tröstlich sein.»
    «Hm», machte Sara und stellte eine Suppendose ins Regal über dem Herd.
    «Sehr tröstlich.»
    «Hm», wiederholte Sara, die genau wusste, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
    Während ihres Medizinstudiums an der Emory University in Atlanta hatte sie eine Weile bei ihrer Tante gewohnt. Doch Bellas Partys bis tief in die Nacht, die vielen Cocktails und wechselnden Männerbesuche hatten irgendwann dazu geführt, dass Sara auszog. Für manche ihrer Kurse musste sie um fünf Uhr aufstehen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie zum Lernen ruhige Nächte brauchte. Sara zuliebe hatte Bella versucht, ihr gesellschaftliches Leben einzuschränken, aber schließlich waren sie beide der Meinung, dass es das Beste wäre, wenn Sara sich etwas Eigenes suchte. Das alles geschah in herzlichem Einverständnis, bis Bella ihr vorschlug, sie könne sich doch eins der Apartments unten in der Clairmont Road ansehen – im Altersheim.
    Cathy kam in die Küche und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Sie nahm die Suppendose, die Sara gerade verstaut hatte, aus dem Regal und schob ihre Tochter zur Seite. «Hast du alles bekommen, was auf der Liste stand?»
    «Bis auf den Sherry», sagte Sara und setzte sich zu Bella an den Tisch. «Wusstest du, dass man sonntags keinen Alkohol kaufen kann?»
    «Ja», gab Cathy vorwurfsvoll zurück. «Deswegen hatte ich dich gebeten, gestern Abend einzukaufen.»
    «Tut mir leid.» Sara nahm sich ein Stück Orange. «Ich musste bis abends um acht mit einer Versicherung im Westen verhandeln. Das war der einzige Telefontermin, den wir gefunden haben.»
    «Du bist Ärztin», sagte Bella erstaunt. «Warum zum Teufel musst du mit Versicherungen telefonieren?»
    «Sie weigern sich, für die Tests zu zahlen, die ich veranlasse.»
    «Ist das nicht deren Job?»
    Sara zuckte die Achseln. Irgendwann hatte sie klein beigegeben und eine Vollzeitkraft engagiert,
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