Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
lassen», sagte sie. Dann merkte sie, wie hart ihre Worte klingen mussten, und erklärte tröstend: «Gebrochene Rippen heilen, Jeffrey. Du hast ihm das Leben gerettet. Du hast genau das Richtige getan.»
    «Ich war froh, als der Notarzt endlich da war.»
    «In ein paar Tagen kommt er aus dem Krankenhaus», sagtesie und rieb ihm aufmunternd über den Rücken. «Du hast alles richtig gemacht.»
    «Ich musste an Jared denken», sagte er, und ihre Hand hielt in der Bewegung inne. Jared – der Junge, den er jahrelang als eine Art Neffen betrachtet hatte, bis er eines Tages herausgefunden hatte, dass er in Wirklichkeit sein Sohn war.
    «Ich weiß noch, wie ich ihn in die Luft geworfen und aufgefangen habe, als er klein war. Gott, das hat ihm solchen Spaß gemacht. Er hat gelacht, bis er Schluckauf bekam.»
    «Nell hätte dich wahrscheinlich am liebsten erwürgt», bemerkte Sara und stellte sich vor, wie Jareds Mutter die ganze Zeit die Luft anhielt.
    «Beim Auffangen habe ich seine Rippen unter meinen Händen gespürt. Er war so fröhlich. Er ist so gern durch die Luft geflogen.» Er lächelte schief und dachte laut: «Vielleicht wird er mal Pilot.»
    Sie gingen schweigend weiter, außer ihren Schritten und dem Rasseln der Hundehalsbänder war nichts zu hören. Sara legte wieder den Kopf an Jeffreys Schulter, wollte nichts lieber als diesen Moment genießen. Er hielt sie fester. Ihr Blick glitt über die Hunde, und sie fragte sich, wie es wäre, einen Kinderwagen zu schieben, statt die Leine zu halten.
    Mit sechs Jahren hatte Sara ihrer Mutter im Brustton der Überzeugung mitgeteilt, dass sie zwei Kinder haben würde, einen blonden Jungen und ein braunhaariges Mädchen. Cathy hatte Sara mit ihrer kindlichen Zielstrebigkeit aufgezogen, bis sie Mitte zwanzig war. In der Zeit am College, der Universität und schließlich am Krankenhaus war es der Running-Gag in der Familie, vor allem angesichts der Tatsache, dass Saras Liebesleben auf Sparflamme lief. Jahrelang hatte man sie gnadenlos veräppelt wegen ihrer frühreifen Prognose, doch dann hatte der Spott mit einem Schlag aufgehört. Mit sechsundzwanzig war Sara unfruchtbar geworden. Mit sechsundzwanzig hatte sie diekindliche Zuversicht verloren, dass alles möglich war, wenn man es nur wollte.
    Als sie die Straße entlangspazierten, ihr Kopf an Jeffreys Schulter, wagte Sara das gefährliche Gedankenspiel und fragte sich, wie ihre Kinder ausgesehen hätten. Jared hatte Jeffreys dunkle Haare und die dunkelblauen Augen seiner Mutter geerbt. Wäre ihr Kind rothaarig, mit kupferfarbenen Ringellocken? Oder hätte es Jeffreys schwarzblau glänzende Mähne, sein dickes welliges Haar, das man ständig anfassen wollte? Wäre ihr Sohn sanftmütig wie sein Vater und würde zu einem Mann heranwachsen, der eines Tages eine Frau glücklicher machen würde, als Sara es je für möglich gehalten hätte?
    Jeffreys Brust hob und senkte sich, er seufzte tief.
    Sara wischte sich über die Augen. Sie hoffte, er merkte nicht, wie albern sie sich benahm. «Wie geht es Lena?», fragte sie.
    «Ich habe ihr einen Tag freigegeben.» Auch Jeffrey rieb sich die Augen, doch sie wagte es nicht, ihn anzusehen. «Sie hat einen Orden verdient dafür, dass sie endlich mal meine Anordnungen befolgt hat.»
    «Das erste Mal ist immer was Besonderes.»
    Er lachte trocken. Dann sagte er: «Sie ist ein hoffnungsloser Fall.»
    Sara drückte ihn fester an sich und dachte, dass sie beide auch nicht viel besser waren. «Du weißt, dass du ihr nicht helfen kannst, oder?»
    Wieder seufzte er. «Ja, das weiß ich.»
    Als sie zu ihm aufblickte, sah sie, dass auch er Tränen in den Augen hatte.
    Nach ein paar Sekunden rief er Billy mit einem Schnalzen auf die Straße zurück. «Also.»
    «Also», wiederholte sie.
    Er räusperte sich ein paarmal, dann sagte er: «Pauls Anwalt wird gegen Mittag hier sein.»
    «Wo kommt er her?»
    «Aus Atlanta.» Jeffrey war sein Abscheu für die Stadt anzuhören.
    Sara schniefte. Sie musste sich zusammenreißen. «Glaubst du, dass er ein Geständnis ablegt?»
    «Nein.» Er zog an der Leine, als Billy an ein paar Sträuchern herumschnüffelte. «Er hat kein Wort mehr gesagt, seit wir ihn unter Terri hervorgeholt haben.»
    Sara schwieg. Sie dachte an das Opfer, das die Frau gebracht hatte. «Glaubst du, er wird verurteilt?»
    «Versuchte Entführung und Schusswaffengebrauch können wir ihm leicht nachweisen», antwortete er. «Gegen zwei Polizisten als Zeugen kann er kaum was machen.» Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher