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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos
Autoren: Karin Slaughter
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war geladen, eine Kugel in jeder Kammer. Sie wog die Waffe in den Händen, spürte, wie das Gewicht immer schwerer wurde, bis ihr die Hände in den Schoß sanken. Die 27 war die kleinere Version ihrer Dienstwaffe, doch aus der Nähe konnte sie genauso viel Schaden anrichten. Lena schloss die Augen, spürte wieder die Gischt von Terris Blut in ihrem Gesicht, hörte Terris letzte Worte, als sie fast triumphierend sagte:
Ich bin frei.
    Lena starrte die Waffe an, das schwarze Metall war kalt. Sie drehte sich um, um sicherzugehen, dass Ethan schlief.
    Seine Büchertasche lag noch an der Stelle, wo er sie hattefallen lassen. Lena biss die Zähne zusammen, als sie den Reißverschluss öffnete, das Geräusch klang viel zu laut in ihren Ohren. Es war eine schöne Tasche, Schweizer Armee, mit vielen Fächern und jeder Menge Stauraum. Ethan trug darin alles mit sich herum – seine Brieftasche, die Bücher für die Uni, sogar seine Sportsachen. Ein paar hundert Gramm mehr würden ihm nicht auffallen.
    Lena schlug die Klappe zurück und öffnete eine breite Innentasche. Darin waren Bleistifte und ein paar Kulis, ansonsten war das Fach leer. Sie ließ die kleine Glock hineingleiten, schloss den Reißverschluss wieder und ließ die Tasche auf dem Boden liegen.
    Dann kroch sie auf allen vieren zum Bett, stützte sich mit den Händen auf der Kante ab und legte sich in Zeitlupe an Ethans Seite.
    Schnarchend atmete er aus, drehte sich um und warf den Arm über ihre Brust. Lena wandte den Kopf, um auf die Uhr zu sehen. Sie zählte die Minuten, bis der Wecker klingelte und Ethan für immer aus ihrem Leben verschwinden würde.

SAMSTAG

SIEBZEHN
    Sara hielt die Leine fest, als Bob den Kopf herumriss und schnüffelnd die Schnauze zum Feld neben der Straße reckte. Als Windhund war Bob seinem Jagdtrieb ausgeliefert und verfolgte alles, was sich bewegte. Sara wusste, wenn sie die Leine losließ, würde sie den Kerl wahrscheinlich nie wiedersehen.
    Jeffrey, der Billys Leine genauso fest hielt, sah ebenfalls aufs Feld hinaus. «Hase?»
    «Streifenhörnchen», entgegnete sie und zog Bob auf die andere Seite der Straße. Bob gab willig nach; der zweitstärkste Instinkt des Windhunds war die Faulheit. Als er federnd die Straße hinunterlief, wackelte sein schmales Hinterteil mit jedem Schritt.
    Jeffrey legte den Arm um Sara. «Ist dir kalt?»
    «Mhm», brummte sie und schloss die Augen in der grellen Sonne. Als heute Morgen um fünf vor sieben das Telefon geklingelt hatte, hatten sie beide geflucht, aber Cathys Angebot, zum Frühstück Pfannkuchen zu backen, hatte sie aus dem Bett gelockt. Beide hatten am Wochenende einen Haufen Bürokram zu erledigen, und Sara meinte, dass es sich mit vollem Magen besser arbeiten ließ.
    «Ich habe nachgedacht», sagte Jeffrey. «Vielleicht sollten wir uns noch einen Hund zulegen.»
    Sie sah ihn von der Seite an. Bob war heute Morgen fast an einem Herzinfarkt gestorben, als Jeffrey die Dusche angedreht hatte, ohne vorher nachzusehen, ob der Hund an seinem Lieblingsplatz lag.
    «Oder noch eine Katze?»
    Sie lachte laut. «Du kannst ja nicht mal die leiden, die wir haben.»
    «Na und?» Er zuckte die Schultern. «Die Neue suchen wir gemeinsam aus.»
    Sara lehnte den Kopf an seine Schulter. Entgegen seiner Vermutung konnte sie nicht immer seine Gedanken lesen, doch jetzt wusste sie genau, wonach er sich wirklich sehnte. Als er gestern Abend von Terri und ihrem Sohn erzählt hatte, war Sara etwas klargeworden, worüber sie nie nachgedacht hatte. Jahrelang hatte sie ihre Unfruchtbarkeit immer als ihr persönliches Problem betrachtet, aber jetzt erkannte sie, dass es auch für Jeffrey ein großer Verlust war. Sie konnte zwar nicht erklären, warum, doch das Wissen, dass er das gleiche tiefe Bedürfnis spürte wie sie, linderte ihr Gefühl, versagt zu haben, und spornte sie an, vielleicht doch eine Lösung zu finden.
    «Ich werde die Kleinen im Auge behalten», sagte Jeffrey, und sie wusste, dass er von Terris Söhnen sprach. «Pat macht Dale die Hölle heiß.»
    Sara bezweifelte, ob Dales kleiner Bruder großen Einfluss hätte. «Behält Dale das Sorgerecht?»
    «Ich weiß es nicht», antwortete er. «Als ich dem Kleinen meine Hände auf die Brust gepresst habe …» Er sprach den Satz nicht zu Ende, doch sie wusste, wie schlecht er sich fühlte, weil er dem Jungen bei der Herzmassage zwei Rippen gebrochen hatte. «Er ist so klein. Seine Knochen sind wie Streichhölzer.»
    «Immerhin hast du ihn nicht sterben
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