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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um
Autoren: Karin Slaughter
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auf und ab, Kollegen, die Patienten zu Hilfe zu eilten. Sara hatte das Gefühl, seit sie hier gearbeitet hatte, waren hundert Jahre vergangen. Heute war alles so kompliziert. Auch wenn sie wusste, wie anstrengend ihr Leben damals gewesen war, dachte sie mittlerweile voller Sehnsucht an jene Tage. Die Ausbildung zur Chirurgin, die kritischen Fälle, die ihre hundertzehnprozentige Konzentration erforderten – all das hatte für sie ein erhebliches Suchtpotenzial. Noch immer spürte sie diesen Rausch, wenn sie ans Grady dachte. Es hatte eine Zeit gegeben, als ihr das Krankenhaus wichtiger gewesen war als die Luft zum Atmen. Selbst ihre Familie war im Vergleich dazu zweitrangig gewesen.
    Die Entscheidung, nach Grant zurückzukehren, war ihr damals so einfach erschienen. Sara hatte ihre Familie gebraucht, ihre Wurzeln, die Sicherheit, Tochter und Schwester zu sein. Die Rolle der örtlichen Kinderärztin war so bequem gewesen, und es hatte gut getan, der Stadt, die ihr in ihrer Kindheit so viel gegeben hatte, etwas zurückgeben zu können. Und doch war keine Woche vergangen, in der sie sich nicht gefragt hatte, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie in Atlanta geblieben wäre. Bis heute hatte sie verdrängt, wie sehr es ihr fehlte.
    Sara sah sich in Masons Sprechzimmer um und fragte sich, wie es wäre, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. Als Assistenzarzt war Mason fürchterlich penibel gewesen, was ihn zu einem guten Chirurgen machte. Anders als bei Sara hatte diese Eigenschaft bei ihm jedoch auch auf sein Privatleben Einfluss genommen. Er war der Typ von Mann, der nie einen schmutzigen Teller in der Spüle liegen lassen konnte oder einen Haufen ungebügelte Kleider im Trockner. Das erste Mal, als Mason sie in ihrer Wohnung besuchte, war er ganz unruhig geworden angesichts des Wäschekorbs, der seit zwei Wochen auf ihrem Küchentisch stand. Als Sara am nächsten Morgen aufwachte, hatte er all ihre Kleider ordentlich zusammengelegt, bevor er um fünf Uhr morgens seine Schicht antrat.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Träumen.
    »Herein«, sagte sie und stand auf.
    Mason James öffnete die Tür, in einer Hand hatte er einen großen Karton mit Pizza, in der anderen zwei Dosen Cola.
    »Ich dachte, du hast vielleicht Hunger.«
    »Immer«, antwortete sie und nahm ihm die Cola-Dosen ab.
    Mason breitete mehrere Servietten auf dem Couchtisch aus. »Ich habe deinen Leuten auch eine gebracht.«
    »Das ist lieb von dir«, sagte sie und stellte die Dosen auf den Tisch.
    Sorgfältig schob Mason zwei Servietten unter die Dosen.
    »Als wir noch an der Uni waren, war das deine Lieblingspizzeria.«
    Shroomies, las sie auf dem Deckel. »Wirklich?«
    »Ja, da hast du fast immer gegessen.« Er rieb sich die Hände. » Voilà.«
    Sara fiel auf, dass er die Servietten perfekt im rechten Winkel angeordnet hatte. Sie hielt ihm die Pizzaschachtel hin. »Ich lasse dich das lieber arrangieren.«
    Er lachte. »Manche Dinge ändern sich eben nicht.«
    »Nein«, stimmte sie zu.
    »Deine Schwester sieht gut aus«, sagte er und stellte die Schachtel in die Mitte des Tisches. »Es geht ihr schon viel besser als gestern.«
    Sara setzte sich auf die Couch. »Ich glaube, meine Mutter scheucht sie.«
    »Sieht Cathy ähnlich.« Er faltete eine Serviette auseinander und legte sie Sara auf den Schoß. »Hast du die Blumen bekommen?«
    »Ja«, sagte sie. »Vielen Dank. Sie sind wunderschön.«
    »Ich wollte, dass du weißt, dass ich an dich denke.« Er öffnete die Cola-Dosen.
    Sara spielte mit der Serviette. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Sara«, begann Mason plötzlich und legte den Arm auf die Sofalehne hinter sie. »Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.«
    Sara wurde rot vor Verlegenheit, doch bevor sie antworten konnte, hatte er sich zu ihr gebeugt und küsste sie. Zu ihrer Überraschung erwiderte sie den Kuss. Im nächsten Moment war Mason bereits näher herangerückt und legte sich auf sie. Er schob die Hände unter ihr Hemd und drückte sie an sich. Sara legte die Arme um ihn, doch statt der kopflosen Leidenschaft, die sie sonst an dieser Stelle überkam, konnte Sara nur daran denken, dass der Mann in ihren Armen nicht Jeffrey war.
    »Halt«, sagte sie und griff nach seiner Hand, die an den Knöpfen ihrer Hose arbeitete.
    Er schreckte auf und schlug sich den Kopf an der Wand an.
    »Es tut mir leid.«
    »Nein«, sagte sie und knöpfte sich das Hemd wieder zu. Sie fühlte sich wie ein Teenager, der auf der letzten Bank im Kino
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