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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um
Autoren: Karin Slaughter
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nicht verarschen ließ.
    »Ich muss das wissen, Richard. Ich muss wissen, ob ich dir vertrauen kann.«
    Er sah sie misstrauisch an. Schließlich sagte er: »Scooter, das war ich nicht.«
    »Sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher.« Richard rollte die Augen, für eine Sekunde verwandelte er sich wieder in den weibischen Richard, den sie kannte. »Ich habe gehört, dass er sich gerne würgte. Wie kann man nur so blöd sein?«
    Lena widerstand dem Drang, seine Gehässigkeit zu erwidern. »Und Tessa Linton?«
    »Sie hatte diese Tüte«, plötzlich war er erregt. »Sie sammelte am Abhang Zeug ein. Ich konnte die Halskette nicht finden. Ich wollte die Halskette haben. Sie war das Pfand.«
    »Der Davidstern?« Lena erinnerte sich, wie sich Jill in der Bibliothek daran festgehalten hatte. Jener Tag schien eine Ewigkeit her zu sein.
    »Beide hatten eine. Jill hatte sie ihnen letztes Jahr gekauft, eine für Brian und eine für Andy. Vater und Sohn.« Er atmete scharf aus. »Brian trug die Kette jeden Tag. Glaubst du, so was hätte er auch für mich getan?«
    »Du hast Tessa Linton niedergestochen, weil du dachtest, sie hätte die Kette gefunden?«
    »Irgendwie hat sie mich erkannt. Sie wusste, warum ich dort war. Sie wusste, dass ich Andy getötet hatte.« Richard hielt inne, als müsste er sich sammeln. »Sie begann mich anzuschreien. Sie schrie. Ich musste sie zum Schweigen bringen.« Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, seine Gesichtszüge entglitten ihm. »O Gott, das war schlimm. Das war wirklich schlimm.« Er sah zu Boden, und Lena spürte seine Reue. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich das tun musste. Es war so schrecklich. Ich blieb noch, um abzuwarten, was passierte, und …« Seine Stimme verlor sich. Er schwieg, als wollte er, dass Lena ihn tröstete, ihm versicherte, er hätte keine andere Wahl gehabt.
    »Wie soll ich es machen?«, fragte er dann.
    Lena antwortete nicht.
    »Wie soll ich ihn für dich loswerden?«, fragte Richard. »Ich kann dafür sorgen, dass er leidet, Lena. Ich kann ihm wehtun, so wie er dir wehgetan hat.«
    Lena konnte immer noch nicht antworteten. Sie sah hinab zu ihren Händen, dachte an Ethan im Café, und wie wütend sie gewesen war, als er sie am Handgelenk verletzt hatte. Damals hatte sie es ihm heimzahlen wollen, ihn leiden lassen für den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte.
    Richard tippte auf ihren Gips. »So etwas musste ich mehr als einmal tragen, als ich aufwuchs.«
    Sie rieb sich über den Gips. Die Narbe an ihrer Hand war noch immer rot, getrocknetes Blut klebte an den Rändern. Sie zupfte daran herum, während Richard ihr seinen Plan erklärte.
    »Du musst gar nichts tun«, sagte er. »Ich erledige alles. Ich habe schon früher Frauen wie dir geholfen, Lena. Du musst nur ein Wort sagen, und ich lasse ihn verschwinden.«
    Sie spürte, wie die Narbe unter ihren Fingernägeln nachgab. Sie zog den Schorf ab wie den Aufkleber einer Orange.
    »Wie?«, flüsterte sie. Sie ribbelte an dem Fetzen Haut. »Wie würdest du es tun?«
    Jetzt beobachtete auch Richard ihre Hände. »Wird es dir denn etwas nützen?«, fragte er. »Wirst du dann aufhören, dir selbst wehzutun?«
    Sie nahm die Gipshand in die rechte Hand und hielt sie auf Hüfthöhe fest. Kopfschüttelnd sagte sie: »Ich will nur, dass er aus meinem Leben verschwindet.«
    »O Lena.« Er versuchte, ihr Kinn zu heben, damit sie ihn ansah. Als sie sich nicht bewegte, beugte er sich vor und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sein Gesicht war dicht vor ihrem. »Wir schaffen das schon«, sagte er. »Ich verspreche es dir. Zusammen schaffen wir es.«
    Lena rammte ihm mit beiden Händen den Gips ins Gesicht. Der Gips krachte gegen seinen Kiefer, er biss sich auf die Zunge, und sein Kopf flog nach hinten. Richard torkelte rückwärts, wild mit den Armen fuchtelnd stürzte er gegen den Türrahmen. Lena rannte den Flur hinunter in Nans Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und hatte den klapprigen Riegel gerade vorgeschoben, als Richard an der Tür angelangte.
    Nans Pistole war unter dem Bett. Sie kniete sich auf den Boden und zerrte die Kiste hervor. Der Gips war aufgeplatzt, und so schaffte sie es mit beiden Händen, das Magazin zu laden und die Waffe zu entsichern, bevor der Riegel nachgab.
    Richard stürzte so schnell herein, dass er über sie fiel und ihr die Pistole aus der Hand schlug. Lena versuchte, sich hochzurappeln und die Waffe zu erreichen, doch er war schneller. Langsam stand sie auf, die Hände
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