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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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er sich nun auf, und ich bereute mein Mitleid mit
ihm. »Wir haben Ihnen mehrfach geschrieben und erklärt,
was geschehen wird. Wir haben die Frist mehrfach verlängert. Wir haben alles getan, um die Sache vernünftig zu regeln. All diese Häuser hier werden abgerissen. Die anderen
stehen bereits leer. Die Bewohner waren vernünftig und
sind ausgezogen. Nur Sie sind geblieben. Wir haben Ihnen
alles wieder und wieder erklärt, bis uns die Luft weggeblieben ist. Sie müssen unsere Schreiben erhalten haben.«
»Das weiß ich alles«, antwortete ich in, wie ich hoffte, extrem höflichem und vernünftigem Ton. »Wir verstehen die
Position der Stadt, doch sehen Sie die Sache auch einmal
von unserem Standpunkt. Wir sind obdachlos. Oder werden
es zumindest sein, wenn Sie uns auf die Straße setzen. Wird
die Stadt uns Wohnungen verschaffen?«
»Das können wir nicht«, sagte er müde. »Wir haben keine
Wohnungen. Mrs. Ho und ihre Kinder hatten Vorrang. Von
den restlichen vier von Ihnen sind Sie, Miss Varady, die
Einzige, die behaupten kann, eine Verbindung mit der Gemeinde zu haben, und selbst das wäre eine mehr als dünne
Begründung. Wir können Sie auf die Liste setzen, mehr geht
beim besten Willen nicht. Für die anderen drei sind wir
nicht verantwortlich. Sie müssen es wohl oder übel auf dem
privaten Wohnungsmarkt versuchen.«
»Kein privater Vermieter würde uns nehmen! Außerdem
könnten wir die Miete gar nicht bezahlen, die er verlangen
würde! Hören Sie, wir halten das Haus sauber«, fuhr ich
fort. »Wir feiern keine wilden Partys und machen auch
sonst nichts, was Sie nicht auch tun würden. Wir lassen keine anderen Leute hier pennen. Wir sind wirklich gute Mieter. Oder wir wären es zumindest, wenn Sie uns Miete zahlen lassen und uns einen regulären Vertrag geben würden.
Das ist alles, worum wir bitten. Was ist denn daran falsch?«
»Das Haus wird innerhalb der nächsten sechs Monate abgerissen. Es ist baufällig. In einem nicht bewohnbaren Zustand. Der Strom wurde abgeschaltet.« Er sah nicht aufgebracht oder unfreundlich aus, nur müde. »Wir haben das
alles in unseren Schreiben erklärt, wieder und wieder. Sie
haben unsere Briefe doch gelesen, oder?«
In diesem Augenblick verdarb Squib alles, indem er sagte:
»Wir haben damit unser Feuer angezündet. Hat eine Menge
Streichhölzer gespart.«
Der Beamte des Wohnungsamtes lief rot an. Er schimpfte
über so viel Unvernunft, und dann stieg er in seinen Wagen
und fuhr davon. Gerade rechtzeitig. Während er im Haus
gewesen war und mit uns geredet hatte, konnte ich durch
das Fenster ein paar Kinder sehen, die um seinen schicken
neuen Fiesta herumstreunten. Noch ein paar Minuten länger und sie wären im Wagen gewesen. Er hätte nur noch einer Abgaswolke hinterhergesehen, während sie mit quietschenden Reifen davongebraust wären.
Nachdem unser Besucher gegangen war, hielten wir
Kriegsrat. Wir wussten selbstverständlich, dass wir das Haus
räumen mussten. Wir wussten nur nicht, wohin wir gehen
sollten. Der Sommer neigte sich dem Ende zu, und keiner
von uns verspürte Lust, auf der »Platte« zu wohnen, jetzt, wo
es anfing kälter zu werden. Außerdem war das Leben in einem Haus, selbst wenn das Dach einsturzgefährdet und das
Treppenhaus von Trockenfäule befallen war wie bei unserem, wesentlich weniger gefährlich. Wie der Beamte gesagt
hatte – wir besaßen keinen Anspruch auf behördliche Hilfe.
Terry setzte sich auf die nackte Treppe, wickelte eine
Haarsträhne um den Finger und wartete darauf, dass jemand einen Vorschlag machte, damit sie ihn kritisieren
konnte. Sie war Weltmeisterin im Quengeln, drückte sich
vor jeder Hausarbeit und stellte sich an, wenn sie ihren Anteil zum Haushaltsgeld beisteuern sollte. Ich sah sie an und
wünschte, sie würde verschwinden und Declan statt ihrer
wäre hier. Declan konnte wenigstens Dinge reparieren und
war angenehme Gesellschaft.
Wünsche sind gefährlich. Manchmal gehen sie in Erfüllung, und dann muss man mit den Folgen leben.
Terry hatte meinen missmutigen Blick bemerkt und sah
augenblicklich klein und hilflos aus. Darin war sie unglaublich gut. Mit dieser Masche hatte sie auch bei uns Unterschlupf gefunden. Ich war die Schauspielerin in unserer
Truppe, doch diese Frau hatte ihre Berufung verfehlt, glauben Sie mir. Sie spähte durch ihren Vorhang aus Haaren
und sagte pathetisch: »Ich hab keinen anderen Platz, wo ich
hingehen könnte.«
»Keiner von uns hat einen anderen Platz!«,
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