Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
Vom Netzwerk:
er noch ein Welpe gewesen war. Er dachte,
jemand hätte den Hund ausgesetzt, weil er ein Kümmerling
war, das schwächste Tier in einem Wurf. Squib hatte sich
des Welpen angenommen, und er war zu einem großen,
starken Tier herangewachsen, bis auf die krummen Beine.
Es war ein netter Hund, freundlich zu jedermann, außer
wenn er Squibs Sachen bewachte. Wir alle mochten ihn, mit
Ausnahme von Terry. Terry mochte niemanden.
Als sie nun anfing, Squibs Hund zu beleidigen, sagte
Squib ihr ein paar passende Worte. Bald darauf war der
schönste Streit im Gange, und ich verlor die Geduld. Ich
versuchte im Haus eigentlich stets, meinen Jähzorn zu zügeln, denn wenn einer anfängt zu brüllen, fangen alle an.
Doch wir diskutierten ja bereits, und irgendwie war Terrys
Gejammer der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ihre Kritik am Haus hatte geschmerzt. Wir hatten sie bei
uns aufgenommen, und sie hatte nichts anderes im Sinn, als
uns deutlich zu machen, dass es unter ihrem gewohnten
Standard lag.
»Ach, leck mich doch am Hintern!«, brüllte ich, nur dass
ich nicht »Hintern« sagte. »Niemand hat dich gebeten, bei
uns einzuziehen! Wir haben dich bei uns aufgenommen,
und ich glaube nicht, dass es seitdem einen einzigen Tag gegeben hat, an dem du nicht von morgens bis abends gejammert hast! Wir haben alle unsere Probleme! Du bist
nicht besser und nicht schlechter dran als jeder andere von
uns.« Das Etikett in ihrer alten Strickjacke kam mir in den
Sinn, und ich fügte hinzu: »Ich kenne deine Sorte! Wenn ihr
erst genug habt, geht ihr einfach dahin zurück, wo ihr hergekommen seid!«
Sie wurde kreidebleich im Gesicht, warf ihre Spanielohren in den Nacken und zischte: »Halt die Klappe, Fran! Du
weißt überhaupt nichts über mich! Du schubst uns immer
nur rum, das ist alles! Tu dies, tu das! Du gibst die Befehle,
und wir müssen springen, richtig? Nun, du irrst dich! Ich
springe nicht! Das ist es, was dir nicht passt! Du benimmst
dich wie eine Oberschwester! Das hier ist eine Kommune,
und alle haben die gleichen Rechte, klar? Jeder hat gleich
viel zu sagen! Nur weil Nev ein nervöses Wrack ist und
Squib nichts im Schädel hat, überlassen sie dir das Denken
und das Reden, und du bildest dir ein, du könntest das Gleiche für mich tun und mich ebenfalls herumkommandieren!
Vergiss es, und zwar schnell!«
In ihrer Stimme lag eine Boshaftigkeit, wie ich sie bis dahin nicht von ihr gehört hatte, doch es war nicht ihr Ton,
der mich schockierte. Es war die Anschuldigung an sich. Ich
hatte mich nicht als dermaßen dominant gesehen, als jemand, der andere herumschubste. Diese Vorstellung gefiel
mir nicht und drängte mich in die Defensive.
»Ich kommandiere niemanden herum! Ich versuche nur,
mich nützlich zu machen! Es wäre gar nicht schlecht, wenn
du es auch mal versuchen würdest! Selbst Squib macht sich
nützlich!«
Squib blickte überrascht auf; er war keine Komplimente
gewöhnt. Es schien das erste für ihn gewesen zu sein. »Danke, Fran«, sagte er.
»Wir müssen zusammenhalten«, sagte Nev nervös. »Wir
dürfen uns jetzt nicht streiten!«
»Du, Squib und ich, wir waren zusammen – sie ist später
dazugekommen, und sie kann meinetwegen jederzeit verschwinden!«, kreischte ich. Ich war immer noch stinkwütend auf sie, wütender noch als vorhin, weil sie mich verletzt
hatte. Ich bin nicht stolz auf diese Geschichte. Ich hätte sie
nicht so angreifen dürfen. Sie hatte Recht, als sie sagte, ich
wüsste überhaupt nichts über sie.
Zurückblickend weiß ich gar nicht mehr genau, wie Terry
überhaupt zu uns gekommen ist. Ich glaube, Lucy hat sie
angeschleppt. Anfangs habe ich mich gefragt, ob Terry vielleicht nur deswegen bei uns geblieben ist, weil sie scharf war
auf Declan, der zu der Zeit noch bei uns gewohnt hatte. Ich
glaube, er mochte sie vielleicht auch ein wenig. Doch das
hielt ihn nicht davon ab zu verschwinden. Wenn Sie mich
fragen, es war besser so für ihn. Andererseits habe ich Terry
von Anfang an nicht gemocht. Es wäre sinnlos, so zu tun als
ob. Aber ich habe bestimmt nicht gewollt, was dann passiert
ist. Keiner von uns dürfte das gewollt haben.
    All das geschah Montagmorgen. Wir hatten nicht mehr viel
Zeit, und so machten Nev und ich uns am Nachmittag auf
den langen Weg nach Camden, um ein Haus anzusehen,
von dem er gehört hatte. Nur um zu sehen, ob es dort Platz
gab für uns. Doch als wir ankamen, war alles leer und vernagelt, also hatte die Stadt schon geräumt und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher