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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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herumgelegen,
und jetzt hatte Terry sie um den Hals und baumelte daran
von der Decke.
Trotz des Schocks des Augenblicks – oder vielleicht gerade deswegen – habe ich ihren Anblick in dieser Deutlichkeit
im Gedächtnis behalten. Sie – oder besser, das Ding, das einmal Terry gewesen war – trug abgerissene Jeans. Der Reißverschluss stand offen und gab den Blick frei auf ihren nackten
Bauch. Eine beträchtliche Lücke hatte sich zwischen dem
klaffenden Vorderteil der Jeans und dem unteren Rand ihres unglaublich eingelaufenen und verwaschenen T-Shirts
gebildet. Ich sah ihren Brustkorb über den straff gespannten
Bauchmuskeln. Ihre Füße waren nackt und malvenfarben
angelaufen. Sie hatte den Ansatz einer Schleimbeutelentzündung auf dem Gelenk des linken großen Zehs, doch damit würde Terry nun niemals mehr Probleme haben.
Sie war einmal recht hübsch gewesen, genau wie das
Zimmer, und genau wie bei ihrem Zimmer war nun nichts
mehr davon zu sehen. Über Nacht hatte das Gewicht ihres
Körpers dazu geführt, dass sich ihr Hals gestreckt hatte, und
er sah nun giraffenartig aus wie bei jenen afrikanischen
Stammesfrauen, deren Köpfe von einer Reihe Metallreifen
gehalten werden. Die Hundeleine hatte sich grauenhaft in
ihre Kehle eingeschnitten und dazu geführt, dass ihr Gesicht
angeschwollen und schwarz war vom gestauten Blut. Ihr
Mund stand offen, und die Zunge hing heraus, als wollte sie
noch im Sterben ihre letzte Beleidigung gegen uns ausstoßen. Die Augäpfel quollen hervor und waren überzogen von
dunklen Äderchen.
»Mein Gott!«, ächzte Nev. »Sie hat sich aufgehängt!«
Ich hatte keinen Grund – damals – anzunehmen, dass er
sich irren könnte. Neben Terry lag ein klappriger alter Stuhl
auf der Seite, nicht weit von ihren baumelnden nackten Füßen. Ich stellte mir vor, wie sie darauf geklettert war, die
Leine an der Decke festgemacht hatte und dann gesprungen
war.
Man stirbt nicht schnell, wenn man es so macht. Die
Henker früher wussten, wie man einen Knoten machte, der
dem Gehenkten das Genick brach. So, wie sie es gemacht
hatte, hatte sie sich selbst erdrosselt, ein langsamer und
qualvoller Tod. Ihre strampelnden Füße hatten den Stuhl
umgetreten. Vielleicht hatte sie erkannt, was ihr bevorstand,
und ihre Meinung geändert, hatte nach dem Stuhl getastet,
um sich wieder abzustützen und den Druck von ihrer Kehle
zu nehmen, in der Absicht, sich von der Hundeleine zu lösen und herunterzuklettern, verschrammt zwar, doch ein
wenig klüger als zuvor.
Terry wäre nicht die Erste gewesen, die ihre Meinung in
letzter Sekunde geändert hatte. Genauso wenig, wie sie die
Erste gewesen wäre, die herausfinden musste, dass genau
das gar nicht so einfach war. Der Tod ließ nicht mit sich
spielen. Der Tod wollte ernst genommen werden. Ob Terry
es nun am Ende so gewollt hatte oder nicht, der Tod hatte
sie sich geholt.
Und wir standen da, mit einer Leiche im Haus und der
Aussicht auf eine furchtbare Menge Ärger und Scherereien. KAPITEL 2 Nicht im Traum hätte ich mit
dem gerechnet, was auf unsere grauenhafte Entdeckung folgen sollte, auch wenn ich durchaus wusste, dass uns jede
Menge unwillkommener Aufmerksamkeit seitens der Behörden widerfahren würde. Die anderen beiden dachten
nicht voraus; sie waren zu sehr damit beschäftigt, den Anblick der hängenden Gestalt zu verdauen. Nev rannte nach
draußen, und wir hörten, wie er sich auf dem Klo erbrach.
Es stellte sich heraus, dass er noch nie zuvor eine Leiche gesehen hatte. Ich schon, doch das machte es nicht einfacher
für mich, Terry anzusehen.
Squib ließ seinen Hund zurück und kam ins Zimmer. Er
stand den Anblick durch, doch er sah noch um einiges bleicher aus als gewöhnlich. Er besaß ständig einen verkniffenen Ausdruck, doch jetzt sah er exakt genauso aus wie die
weiße Ratte, die er einst als Haustier gehalten hatte.
»Wir machen besser, dass wir von hier verschwinden!«,
sagte er. Er schwitzte. Ich konnte es riechen; es stieg von
ihm auf wie der Schweiß von einem gehetzten Tier. »Los,
wir verschwenden nur unsere Zeit! Packen wir unsere Sachen und machen wir, dass wir hier wegkommen!«
»Sei nicht dumm«, entgegnete ich. »Die Stadt weiß alles
über uns, unsere Namen, alles. Sie werden uns finden.«
»Warum hat sie es getan?«, fragte er. »Hatte sie Angst davor, dass wir auf die Straße gesetzt werden? Hey …!«, seine
Augen leuchteten auf. »Das ist es, was wir diesem Arschloch
von der Stadt erzählen! Wir sagen
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