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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Eisenschaufel diente ihm als Pfanne.
    Die Würstchen rochen köstlich. Fett spritzte aus der
Schaufel in die Flammen und ließ sie rot und gelb auflodern. Es war sehr gemütlich, und wir waren glücklich. Als
die Würstchen fertig waren, knusprig und braun gebraten,
bot Squib uns welche an. Man konnte über Squib sagen, was
man wollte – er teilte immer. Nev lehnte dankend ab, weil er
überhaupt kein Fleisch aß, und ich lehnte ab, weil mir die
Bohnen noch im Magen lagen, die wir am Nachmittag gegessen hatten. Außerdem wusste ich, dass Squib wahrscheinlich den ganzen Tag lang noch nichts zu sich genommen hatte.
    Squib legte die Hälfte der Würstchen für den Hund auf
das Kaminsims, damit sie ein wenig abkühlen konnten, und
fragte: »Meint ihr, Terry möchte etwas davon abhaben,
wenn sie zurückkommt?«
    »Warum machst du dir wegen Terry Gedanken?«, entgegnete ich. »Sie kümmert sich auch nie um uns.« Was zeigt, wie
ich zu diesem Zeitpunkt von ihr dachte, denn selbst wenn ich
sie nicht leiden konnte, so war sie doch eine von uns, und
normalerweise hätte ich sie bestimmt nicht ausgegrenzt.
    Doch sie kam in jener Nacht nicht zurück, oder wenigstens dachten wir, sie wäre nicht zurückgekommen. Wir hatten sie jedenfalls nicht gesehen.
    Am nächsten Morgen war sie immer noch nicht wieder da.
Squib meinte, dass sie vielleicht die Biege gemacht hätte genau wie Declan.
    »Sie hat einen anderen Unterschlupf gefunden, wo sie
bleiben kann«, sagte er. »Sie hat uns sitzen lassen und ist
woanders eingezogen. Nachdem die Typen von der Stadt
hier waren, kann ich es ihr nicht verdenken. Es ist sinnlos,
weiter hier herumzuhängen.«
    Das Wissen, dass er Recht hatte und unsere Tage in diesem Haus gezählt waren, munterte uns nicht eben auf.
Trotzdem war es eine Erleichterung zu glauben, wir hätten
Terry das letzte Mal gesehen. Ein hungriges Maul weniger,
um das wir uns Gedanken machen mussten.
    Nev schlug vor, in ihrem Zimmer nachzusehen, ob ihre
Sachen verschwunden seien. Wenn es leer war, um so besser. Dann konnten wir Terry endgültig vergessen.
    Wir trotteten die Treppe hinauf, alle drei, und der Hund
hinterher. Der Hund war gut im Treppenhoch- und runterrennen, trotz seiner krummen Beine. Doch draußen
vor Terrys Tür begann er sich merkwürdig zu verhalten. Sein
spitzes Ohr sank herab, passend zu dem zweiten, und er kauerte sich nieder und stieß ein eigenartig hohes Fiepen aus.
    Squib kniete bei seinem Tier nieder und fragte, was denn
los sei. Doch der Hund legte sich nur ganz hin und blickte
elend drein.
    »Vielleicht hat er was Falsches gefressen?«, schlug Nev vor.
Das beunruhigte Squib, der schon häufiger davon gehört
hatte, dass die Hunde, die Hausbesetzern gehörten, vergiftet
worden waren, noch mehr. Er hockte sich auf den Boden
vor Terrys Tür und bemühte sich, seinem Hund das Maul
zu öffnen, um die Zunge zu kontrollieren, während Nev
und ich die Tür zu Terrys Zimmer öffneten.
    Sie war doch da. Sie musste am vorhergehenden Tag im
Haus geblieben sein, als wir alle weg waren. Sie war noch da
gewesen, als wir zurückgekommen waren, und auch die
ganze Nacht. Sie war da gewesen, als Squib unten seine
Würstchen gebraten hatte, und sie war da gewesen, als ich in
der Nacht wegen der Bohnen hatte aufstehen müssen.
Sie war da und hing von der Deckenlampe.
    Ich erinnere mich ganz genau an den Anblick, fast, als hätte
mein Bewusstsein eine Fotografie davon angefertigt, die ich
jederzeit hervorholen und ansehen kann. Das Zimmer
muss, wie der Rest des Hauses, früher einmal wunderschön
gewesen sein. Die bleiche Sonne schien durch die großen,
schmalen Fenster herein, von denen eines noch immer eine
Messingstange besaß, die einmal Vorhänge getragen hatte.
Die Sonne streifte die Stange von unten und ließ sie leuchten, als bestünde sie aus Gold. In den Ecken der hohen Decke hingen alte Spinnweben und tote Spinnen. Ringsum
verlief ein Fries aus Stuck, und genau in der Mitte der Decke
befand sich eine große Stuckrosette aus staubbedeckten Eicheln und Eichenblättern. Es war nicht schwer, sich einen
kunstvollen Leuchter vorzustellen, einen Kronleuchter vielleicht, der in längst vergangenen Tagen dort gehangen hatte.
    Jetzt hing nichts mehr dort – außer Terry.
Sie hatte irgendetwas um den Hals, von dem sich später
herausstellte, dass es die Hundeleine war. Squib benutzte sie
kaum, weil der Hund sehr gut erzogen war und sich stets bei
Fuß hielt. Die Leine hatte irgendwo im Haus
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