Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
Vom Netzwerk:
schnappte ich.
Wir standen auf und gingen in das große Wohnzimmer,
wo der Kamin stand. Alle setzten sich und starrten mich an
wie hoffnungsvolle Welpen. Jeder hielt seinen Becher Tee in
der Hand. Jeder hatte seinen eigenen Becher, und wir tranken niemals aus dem Becher eines anderen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz in diesem Haus.
»Was sollen wir tun, Fran?«, fragte Nev auf eine vertrauensselige Weise, die alles nur noch schlimmer machte.
Es hing letztendlich immer alles an mir. Das Dumme war
nur, ich hatte keine Ideen mehr. Ich musste etwas sagen. Sie
erwarteten es von mir. Also sagte ich: »Wenn wir einen alten
Lieferwagen auftreiben könnten, könnten wir am Straßenrand wohnen.«
»Dann penne ich lieber in einem Hauseingang!«, sagte
Squib aufgebracht. »Ich habe diesen New-Age-Scheiß ausprobiert. Löcher graben, bevor du kacken kannst, und die
ganze Nacht irgendwelche blöde Folkmusic hören. Nein
danke!«
»Da hat er irgendwie nicht ganz Unrecht«, pflichtete Nev
ihm bei. »Im Sommer mag es ja in Ordnung sein, aber im
Winter macht es absolut keinen Spaß.«
»Außerdem würde die Polizei uns immer wieder vertreiben«, warf Terry ihre übliche Hand voll Einwände in die
Runde. »Es ist grauenhaft in einem Zelt, wenn es regnet!
Zelte sind niemals dicht. Man tut einfach alles, um irgendwohin zu kommen, wo es trocken ist. Ich weiß es, ich hab’s
schon mal gemacht.«
»Mir gefällt es hier«, sagte Nev melancholisch. »Hier in
diesem Haus.«
Squib zog seine Wollmütze vom Kopf und sah hinein.
Vielleicht hoffte er, dort eine Idee zu finden. Er fand keine,
also fuhr er sich mit der Hand über den kahl geschorenen
Schädel und setzte die Mütze sorgfältig wieder auf.
»Mir nicht«, sagte Terry. »Hier gibt es Ratten.«
»Ratten gibt es überall«, sagte Squib. »Ratten sind in
Ordnung. Ich hatte mal ein paar wirklich nette Ratten als
Haustiere. Eine weiße, die ich in meiner Manteltasche rumgetragen habe. Sie hat mich nie gebissen, nicht ein einziges
Mal. Ich hab sie einem Typ in einem Pub verkauft. Er hat
mir einen Fünfer dafür gegeben. Er war ziemlich sauer hinterher. Schätze, die Ratte hat ihn gebissen, als er mit ihr zu
Hause angekommen war. Sie hat andere Leute gebissen.
Mich nie. Tiere mögen mich.«
Das stimmte. Terry murmelte: »Kein Wunder, wenn man
stinkt wie ein Bauernhof. Die Tiere glauben, er ist einer von
ihnen.« Der mürrische, unzufriedene Ausdruck auf ihrem
Gesicht wurde intensiver. Sie hatte sich in eine alte Strickjacke gewickelt, die sie ständig trug, und sie schmollte. Die Jacke war dreckig und abgetragen, aber ich hatte einmal das
Etikett darin gesehen, und es war eine sehr teure Marke. Ich
hatte eine Bemerkung deswegen fallen lassen, und Terry
hatte prompt zurückgegiftet, dass die Jacke aus dem OxfamLaden stamme. Ich hatte ihr damals nicht geglaubt, und ich
glaubte ihr immer noch nicht. Jetzt überlegte ich, ob sie die
Jacke vielleicht gestohlen hatte. Sie neigte dazu, lange Finger
zu machen, auch wenn sie nicht so dumm war, sich jemals
an etwas zu vergreifen, das mir oder Nev gehörte. Wir besaßen wahrscheinlich nichts, das sie interessierte. Nur ein
vollkommen Verrückter hätte irgendetwas von Squib angefasst. Der Hund hätte ihn in Sekundenschnelle gepackt.
Selbst wenn der Hund nicht aufgepasst hätte, luden Squibs
Siebensachen nicht zu einer Untersuchung ein.
Wie ich schon sagte, wir stellten einander keine persönlichen Fragen. Wenn man verzweifelt genug ist, illegal in einem für den Abriss vorgesehenen Haus voller Trockenfäule
und ohne elektrischen Strom zu wohnen, dann braucht
man einen Unterschlupf, wo man bleiben kann. Was man
nicht braucht, sind dumme Fragen. Früher oder später erzählten die meisten ja doch das eine oder andere über sich.
Nicht so Terry. Sie hatte nicht ein Wort gesagt. Woher auch
immer sie kommen mochte, sie war nicht in Armut aufgewachsen. Man konnte es merken. Was mich noch nachdenklicher machte wegen der alten Strickjacke.
Wir redeten den ganzen Morgen über unser Problem,
doch wir fanden keine Lösung. Die Diskussion endete in einem Streit – nicht über das, was wir tun sollten, sondern
über Squibs Hund.
Terry meinte, er habe Flöhe. Er kratzte sich tatsächlich
ständig.
Über Squib durfte man sagen, was man wollte, nicht jedoch über seinen Hund. Es war ein eigenartig aussehendes
Tier mit einem stehenden und einem geknickten Ohr und
krummen Beinen. Squib hatte den Hund auf einer Müllhalde gefunden, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher