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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Autoren: Tatjana Kruse
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Tatsache gemeint, dass er der biologische Vater sein sollte, dass trotz gewissenhafter Verhütung einer seiner kleinen Schwimmer den Freischwimmer gemacht und eine Eizelle befruchtet hatte. Ob er sich ganz generell darüber freute, dass neues Leben in diese Welt kam, stand auf einem völlig anderen Blatt.
    Aber Frau Schröpp, schon mittendrin im Hormonschwippschwapp ihrer Schwangerschaft, bekam das in den falschen Hals und hörte nur ein Nein! zum Kind. Ihre Periskophand nahm wuchtig Anlauf und knallte schmerzhaft auf Alfies linke Wange.
    Er torkelte nach hinten, direkt in den Vorhang, der – wie sich Sekunden später herausstellte – an einer Vorhangstange hing, die zwar das Gewicht eines puffroten Samtvorhangs aushielt, nicht aber zusätzlich noch die paar Kilo, die der schmächtige Alfie auf die Waage brachte. Mit einem unschönen Geräusch krachten Alfie, Vorhang und Stange auf den Boden.
    Der Tourist, der gerade die Tasse an den Mund gesetzt und einen Schluck genommen hatte, fing plötzlich an zu röcheln und mit den Armen zu wedeln.
    Am Boden liegend fiel Alfie ein, dass er das Karamellbonbon nicht aus der Tasse gefischt hatte, wie ihn der Schröpp angewiesen hatte. Allem Anschein nach hatte es sich nun in die Luftröhre des Touristen verirrt.
    Schröpp, der angesichts des Lärms aus seinem Büro gestürmt kam, erfasste die Lage mit einem Blick, stieg über den am Boden liegenden Alfie hinweg, fasste den Touristen mit beiden Armen unter den Rippen und drückte zu. Er war beim Bund Sanitäter gewesen und hatte sich immer schon gewünscht, einmal den Heimlich-Griff anwenden zu können. Womöglich hätte er das öfter üben sollen. Man hörte zwar das Knacken von Rippen, das Röcheln des Touristen hörte trotzdem nicht auf.
    Alfie, der seinen Blick nicht von dem grausigen Anblick abwenden konnte, den der röchelnde Dauerwellen-Tourist in Schröpps muskulösen Schraubzwingen-Armen abgab, wollte sich unter dem Vorhang hervorstrampeln, um sich aufzurappeln, das heißt, er wollte sich hervorstrampeln, doch dann stieg ihm dieser Geruch in die Nase. Es roch irgendwie verbrannt ...
    „Alfie!“, gellte da Frau Schröpp und zeigefingerte auf seine Beine.
    Schröpp sah das Malheur noch vor Alfie, ließ den Touristen abrupt los und kam „Scheiße!“ brüllend auf Alfie zugelaufen.
    Der Vorhang hatte im Herabfallen eine der brennenden Kerzen auf der Theke mitgerissen, und da er sichtlich nicht aus feuerfestem Material gewoben war, hatte er Feuer gefangen und stand nun lichterloh in Flammen.
    Alfie fiel in Schreckstarre.
    „Gerda, hol den Feuerlöscher!“, brüllte Schröpp und versuchte, die Flammen mit den Füßen auszutreten. „Mach schon!“
    „Schrei mich nicht an, Heiner! Ich darf mich in meinem Zustand nicht aufregen!“, kreischte Frau Schröpp, die sich den Bauch hielt, als sei darin schon weitaus mehr als nur ein befruchtetes Ei.
    Schröpp, der mittlerweile eine weiße Klöppeltischdecke von einem der Kaffeehaustische gezerrt hatte und nun damit die Flammen ersticken wollte, richtete sich auf. „Was für ein Zustand?“
    „Heiner, reg dich nicht auf!“ Frau Schröpp streckte die aufgerichtete Hand vor sich, als ob die ihren gehörnten Ehemann beruhigen könnte. Oder ihn im Zweifelsfall von tätlichen Übergriffen abhalten.
    „Du bist schwanger?“, hauchte Schröpp fassungslos und starrte seiner Frau auf den bügelbrettflachen Bauch.
    Alfies Überlebensinstinkt setzte ein. Er löste sich aus seiner Schreckstarre und robbte unauffällig rücklings in Richtung Tür.
    Knisternd schlugen die Flammen höher.
    Der Tourist gab einen Laut von sich. Glücklicherweise war es nicht sein letzter Röchler, sondern ein Spuckgeräusch. Das Karamellbonbon kam aus seinem Rachen geschossen und traf Schröpp am Hinterkopf. Der reagierte nicht, starrte nur seine Frau an. Man durfte mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit davon ausgehen, dass ihm jetzt ein Gedanke – und nur ein einziger Gedanke – durch den Kopf schoss: Er hatte sich schon vor Jahren sterilisieren lassen – wer also war der Vater?
    In diesem Moment reagierten die Rauchmelder auf den Vorhangbrand. Sehr laut und sehr schrill.
    „Du bist schwanger?“, wiederholte Schröpp, diesmal im dreistelligen Dezibelbereich und mit Falten auf der Stirn, die an Tiefe die Schluchten des Grand Canyon locker in den Schatten stellten. „Welches Schwein hat dich besprungen?“
    Das war das Stichwort für Alfie: Er robbte schneller Richtung Tür, langte nach oben,
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