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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Autoren: Tatjana Kruse
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das ebenfalls noch aus der Gründungszeit des Cafés stammte. Seinerzeit schwammen tatsächlich zwei Goldfische darin, mittlerweile aber nur noch Bonbons, für den Fall, dass mal ein Kleinkind ruhigzustellen war.
    „Du wartest zwei Minuten, dann rührst du um, löffelst die Reste vom Bonbon heraus und trägst die Tasse zum Kunden. Und sag ja nie wieder, dass wir nur Kaffee ohne Geschmack hätten!“ Schröpp schüttelte den Kopf. „Werd doch endlich mal flexibler. Und entwickle Eigeninitiative!“
    Alfie antwortete nicht. Vor Autoritätspersonen hatte er einen Heidenrespekt. Auch noch mit knapp über 30. Wobei er keinen Tag älter als 21 aussah. An Supermarktkassen bat man ihn regelmäßig um seinen Ausweis, wenn er Alkohol kaufen wollte. Seine Großmutter hatte immer gesagt, dass sein reines Herz ihn so jung aussehen ließ. Sie hatte es auf gute Gene zurückgeführt und auf seine blonde Wuschelfrisur, die er selbst mit Gel nicht zu bändigen vermochte, und darauf, dass ihm ständig ein Hemdzipfel aus der Hose hing, obwohl er ihn immer wieder zurückstopfte. Alfie war durch und durch einer, der es stets versuchte, der immer sein Bestes gab … und scheiterte.
    Wie viele ließen sich Botox spritzen, um jünger auszusehen. Für Alfie jedoch war das Jüngeraussehen ein Fluch. Von aller Welt wurde er wie ein Kind behandelt, obwohl er doch längst ein Mann war. Gern wäre. Sein sollte.
    Nein, wem machte er was vor, es hatte keinen Sinn, Alfie musste zugeben: Er war noch unausgereift. Er hatte etwas Bubenhaftes an sich, besaß keinerlei besondere Fähigkeiten oder Talente und war im Umgang mit Menschen gehemmt. Bisweilen überlegte Alfie, der ein großer Cineast vor dem Herrn war, welcher Schauspieler ihn darstellen sollte, falls sein Leben jemals von Hollywood verfilmt würde. Der junge Michael J. Fox fiel ihm da ein. Oder irgendeiner von den Hobbit-Darstellern.
    „Kaffee kommt sofort, der Herr“, rief Schröpp durch den Vorhangschlitz in den Schankraum. „Verbock das ja nicht!“, brummte er in Richtung Alfie und ging in sein Büro.
    „Lass den Jungen in Frieden!“, meldete sich da Frau Schröpp zu Wort, die eben mit zwei Tüten vom Einkaufen zurückkam.
    „Ja, ja.“ Genervt zog Schröpp die Bürotür hinter sich zu.
    „Hallo Alfie“, gurrte Frau Schröpp gleich darauf in Alfies Ohr. „Ich muss mit dir reden.“
    Frau Schröpp war eine dralle Rassefrau mit verführerischen Kurven und einem sinnlichen Lächeln, die nur versehentlich in die Ehe mit ihrem grobschlächtigen Mann geraten sein konnte. Vermutlich in alkoholisiertem Zustand. Oder es gab auch eine lichte Dr.-Jekyll-Seite zur dunklen Seite des bärbeißigen Mr.-Hyde-Schröpp, die Alfie nicht kannte. Jedenfalls hatte Frau Schröpp beim Anblick von Alfie den Cougar in sich entdeckt. So nannte man neuerdings Frauen, die sich nicht länger mit abgehangenen Steaks begnügen wollten und daher eine Vorliebe für männliches Frischfleisch entwickelten. Allein sein Anblick – dieses makellose Jungmännergesicht unter den engelsgleichen, blonden Locken – brachte Gerda Schröpp zum Schnurren.
    Beim Schnurren war es allerdings nicht geblieben.
    „Ich muss den Kaffee servieren“, murmelte Alfie rasch, als die frisch manikürte Rechte seiner Chefin sich in seinen Schritt verirrte. Gab es eigentlich ein Wort für absichtlich verirren ?
    Alfie warf das Karamellbonbon in die Tasse – mithin schon das Zweite, aber wer zählte schon mit –, rührte um und trug die Tasse nach draußen. Der Tourist nickte und bedankte sich. Er saß am guten Ecktisch neben dem Vorhang, einen Stadtplan auf dem Schoß ausgebreitet. „Kennen Sie sich hier aus?“, wollte er wissen.
    Alfie schüttelte den Kopf. Er war hier geboren und aufgewachsen und bis auf zwei Schulausflüge und gelegentliche Urlaube, neben der einen Ferienwoche in Mittenwald mehrheitlich in der Ferienwohnung seiner Großmutter am Meer, war er auch so gut wie nie von hier weggekommen, aber ihm gingen gerade andere Dinge durch den Kopf.
    Er hatte geerbt! Diesen Gedanken ließ er sich genüsslich auf der Zunge zergehen.
    Gleich darauf setzte Ernüchterung ein, denn was konnte Onkel Matze schon besitzen, das es wert wäre, geerbt zu werden?
    Der Name Matthias Gänswein war seit jeher ein Synonym für Bloß nicht! Lasst euch sein Schicksal eine Warnung sein! Vielleicht nicht für die Welt im Allgemeinen, aber ganz sicher für jedes Mitglied der Gänswein-Sippe.
    Mit 15 schwängerte Matze seine Mathematiklehrerin. Sie
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