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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Autoren: Tatjana Kruse
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Knubbel auf seinem Ohrläppchen, dann verschwand er wieder hinter dem Vorhang.
    Frau Schröpp war gerade dabei, ihre Einkaufstüten auszupacken.
    „Hör zu, Alfie“, flüsterte sie und sah dabei zur Bürotür, hinter der ihr Mann sich gerade die Fingernägel feilte oder Pornos auf dem Computer ansah, aber definitiv keine Büroarbeiten erledigte, denn das war ausschließlich ihre Aufgabe. Sie war der Kopf des Cafés, ihr Mann gab ihm nur den Namen. Für’s Grobe war Alfie zuständig. In jeder Hinsicht. „Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss.“
    „Ja, ich muss auch was loswerden“, setzte Alfie an, der um Urlaub bitten wollte, um sich zu der Anwaltskanzlei nach Tirol zu begeben. Ihm graute ein wenig vor der Reise ins Unbekannte, mehr vor der Reise als vor dem Unbekannten, aber – er horchte in sich hinein, ja, ja, doch – da war auch ein gewisses Prickeln in ihm. Vorfreude wollte er es nicht nennen, aber ...
    „Was ich zu sagen habe, ist wichtiger“, unterbrach Frau Schröpp Alfies Gedankengänge.
    Frauen gegenüber konnte Alfie nicht nein sagen. Er führte das darauf zurück, dass er nach dem frühen Unfalltod seiner Mutter bei seiner äußerst strengen Großmutter aufgewachsen war. Frau Schröpp erinnerte ihn bisweilen sehr an seine Oma – nicht äußerlich, auch nicht vom Alter her, die Schröpp war bestimmt ... mindestens ... also ganz sicher jünger, aber in ihrer Fähigkeit, in Alfie wie in einem Buch zu lesen – und ihn nach Belieben auf- und zuzuklappen. Das Buch Alfie fiel für Frau Schröpp in die Kategorie Erotikliteratur. Sie hatte ihn schon hier hinter dem Vorhang in der kleinen Kaffeeküche verführt, auf jedem einzelnen Tisch im Schankraum, im Büro natürlich und einmal sogar unten in dem feuchten Kellerkabuff, in dem sie die Kaltgetränke lagerten. Dennoch war Alfie mit ihr immer noch per Sie und auch innerlich nannte er sie Frau Schröpp.
    In diesem Moment nannte er sie aber gar nichts, er überlegte nämlich, wann er am besten abreisen sollte, und dieser Gedanke füllte ihn vollkommen aus. Spontaneität war ja nicht so seins, aber vielleicht verjährte ein Testament ja? Am besten sollte er wohl so schnell als möglich aufbrechen.
    „Alfie“, gurrte Frau Schröpp, hielt im Auspacken inne und kraulte ihn unter dem Kinn und hinter den Ohren. Das mochte er nicht. Hatte er auch noch nie gemocht. Er war doch kein Chihuahua! Vorsichtig versuchte er, sich ihr zu entziehen, um weiter nachzudenken, aber sie fuhr den Arm periskopartig aus und kraulte weiter.
    Während Alfie die Kaffeemaschine wischte und Wasser nachgoss, plante er seine Reise. Er brauchte nicht viel; es würde ja auch nicht lange dauern. Eine Unterhose zum Wechseln, seine Zahnbürste. Einen Pulli – Tirol klang bergig, da war es sicher kalt. Besser auch noch eine Wärmflasche. Seine Glückssocken, seine Magentabletten, sein Kirschkernkissen. Und seinen Ausweis. Ganz bestimmt musste man einen Ausweis vorlegen, wenn man etwas erbte. Alfie rechnete hoch. Im Grunde konnte er schon nächste Woche abreisen. Spätestens übernächste Woche.
    „Alfie, hörst du mir überhaupt zu?“ Aus Frau Schröpps Kraulen wurde ein Kratzen.
    „Was?“, entfuhr es Alfie, der nicht zugehört hatte.
    „Ich sagte, ich bin schwanger!“ Mit großer Geste zog Frau Schröpp einen Babystrampler aus einer der Tüten. Rosa und hellblau gestreift, somit narrensicher.
    „Gratuliere!“, sagte Alfie. Er persönlich fand ja nicht, dass sich Leute wie die Schröpps auch noch fortpflanzen sollten, aber die Natur würde sich schon was dabei gedacht haben.
    „Kapierst du es nicht?“ Frau Schröpp stemmte die Hände in die Hüften. „ Du bist der Vater! Der Schröpp ist unfruchtbar.“
    Wer Alfie nicht mochte – nicht, dass es so jemanden gegeben hätte; um nicht gemocht zu werden, musste man Profil besitzen –, der hätte zweifelsohne behauptet, dass Alfie grundsätzlich dümmlich aus der Wäsche schaute, aber in diesem Moment hätten das auch die Menschen einräumen müssen, die ihn liebten – und von denen es, mangels Profil, auch nicht sehr viele gab. „Aber, aber ...“, stotterte er.
    Aber sie hatten doch immer Kondome benutzt.
    Aber Frau Schröpp war doch viel zu alt, die konnte doch unmöglich noch fruchtbar sein.
    Aber ...
    „Du wirst Vater!“, säuselte Frau Schröpp und strahlte über alle vier Backen. „Freust du dich?“
    „Nein!“, purzelte es aus Alfie heraus. Ihm verschwamm alles vor Augen.
    Mit dem Nein! hatte er natürlich nur die
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