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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Autoren: Yang Jisheng
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Millionen zurück. Der Basisaufbau ging zurück und das hohe Plansoll für Industrie und Landwirtschaft wurde zurückgefahren. Die Inflation wurde eingedämmt. Noch wichtiger war, dass die in den vergangenen Jahren wegen sogenannter rechter Tendenzen kritisierten und bestraften Parteimitglieder durchgesiebt und rehabilitiert wurden.
    Konnte Mao Zedong eine solche Neuausrichtung hinnehmen? War Liu Shaoqi im Innersten unsicher oder wollte er den Vorsitzenden Mao um Anweisung bitten?
    Im Juni 1962 kehrte Mao Zedong aus dem glühend heißen Süden in das kühle Beijing zurück. Chen Yun machte ihm sofort seine Aufwartung und sprach systematisch über alles, was der Ständige Ausschuss abgesegnet hatte. Chen Yun hatte damals das Gefühl, dass Mao nicht gegen diese Entscheidungen war und nur noch alles überdachte. Mao ließ Liu schnell mitteilen, dass er ihn zu sehen wünsche. Er schwamm gerade, als Liu Shaoqi erschien und Mao herzlich grüßte. Doch Mao fragte aus dem Becken heraus: »Was soll die Aufregung? Kannst du deine Füße nicht unter Kontrolle halten? Warum hältst du nicht stand?«
    Liu Shaoqi war überrascht und setzte sich in den Umkleideraum und sagte, als Mao aus dem Becken kam: »Chen Yun und Tian Jiaying diskutieren parteiintern, das ist nicht gegen die Prinzipien der Partei, und wenn sie etwas mit dir besprechen möchten, dann ist dagegen nichts zu sagen.«
    Mao Zedong sagte: »Es geht nicht um die Prinzipien der Partei, es geht um den Inhalt! Alle haben sie dich aufgesucht, Deng Zihui hat so lange Krach geschlagen und hat im Westgebäude alles schwarz in schwarz gemalt, was soll die Aufregung?«
    Liu Shaoqi beruhigte sich und schilderte Mao, was er dachte: Die Drei Roten Banner sollten nicht eingezogen, die Volkskommunen nicht aufgelöst, kein zu hohes Plansoll ausgegeben, die Gemeinschaftsküchen eingestellt werden und so weiter. Auch Mao Zedong beruhigte sich und stimmte einer weiteren Neuausrichtung der Wirtschaft zu. Als Liu zurückkam, fühlte er sich unter einem gewaltigen Druck, war aber der Auffassung, das Unwetter sei bereits vorübergezogen. [903]  
    Zhou Pingbo, der ehemalige stellvertretende Minister des Nahrungsmittelministeriums hat dem Verfasser erzählt, dass nicht lange nach der Westgebäude-Konferenz Chen Yun nach Shanghai gefahren sei und heimlich Leute in die ländlichen Gebiete geschickt habe, um sich ein Bild von der wirklichen Lage zu machen. Was sie in den Getreidegebieten von Hubei zu sehen bekamen, waren große verödete Flächen von Kollektivfeldern, während auf den Privatparzellen die Ernte ausgesprochen gut stand. Nachdem die Untersuchungskommission berichtet hatte, sagte Chen Yun: »Wie es aussieht, ist die Kollektivierung der Landwirtschaft am Ende. Aber über dieses Problem sollte man im Augenblick nicht sprechen, die politischen Risiken sind zu groß. Dem Vorsitzenden Mao ist die Kollektivierung zu wichtig.«
    Chen Yun warnte die Kommissionsmitglieder, nach ihrer Rückkehr nach Beijing irgendetwas verlauten zu lassen. Doch er selbst sprach eine Stunde mit Mao Zedong. Und es war ebenfalls im Juli, dass er Mao von dem Ganzen in Kenntnis setzte. [904]  
    Sobald die Krise vorüber war, rief Mao Zedong erneut eine Widerstandsbewegung ins Leben. Am 5. August 1966 schrieb er eigenhändig einen Aufsatz mit dem Titel »Bombardiert das Hauptquartier – Meine Wandzeitung«, in dem er mit den »rechten Tendenzen von 1962« abrechnete. Mit ihm nicht übereinstimmende Meinungen betrachtete er als Klassenkampf und als Angriff auf den Sozialismus. Diese Ansicht hat er dann in der zehnten Vollversammlung des Zentralkomitees kundgetan.

Von der »Nachhilfe in demokratischer Revolution« zur »Kampagne der Vier Säuberungen«
    Nach der zehnten Vollversammlung des Zentralkomitees stellte sich Mao Zedong gegen eine »friedliche Evolution«, um »gegen den Revisionismus vorzugehen und den Revisionismus abzuwehren«. Er beschloss, eine landesweite Bewegung zur sozialistischen Erziehung und einen Klassenkampf im großen Stil durchzuführen. Die Bewegung in den ländlichen Gebieten hatte vor allem vier wesentliche Inhalte: Säuberung der Rechnungsführung, Säuberung der Speicherbestände, Säuberung der Finanzen und Säuberung der Arbeitspunkte, kurz: die »Vier Säuberungen«.
    Um die »Vier Säuberungen« in den ländlichen Gebieten anzuleiten, hat das Zentralkomitee nacheinander drei Dokumente entworfen, deren Einschätzung der Lage des Klassenkampfes immer schärfer wurde. In dem
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