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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Autoren: Yang Jisheng
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umgehend!‹ An diesem Punkt seiner Rede schaute Liu zu Präsident Zhou hinüber und fuhr dann, an alle gerichtet, fort: ›Wenn jemand nicht aufs Land geht, muss man ihn hinjagen!‹ An dieser Stelle brach er seine Ausführungen abrupt ab.«

    Li Xin schreibt: Als er sich von der Konferenz zurückzog, hörte er, wie andere das Gehörte diskutierten: »Und was jetzt? Na, tun, was er sagt! […] Als wir aus der Konferenzhalle die Treppe herunterkamen, habe ich vor mir zwei, drei Militärkader gehört, die haben scheußlich geflucht, vor allem auf Liu Shaoqi, der solle mal seine ›stinkige Alte‹ hier nicht so vorführen. Als ich hineinging, haben sie sich umgedreht; die kannte ich alle, und als sie mich sahen, lachten sie.« [919]  
    Liu Shaoqi hat bei seiner Rede nicht nur Wang Guangmei im besten Licht dargestellt, sondern auch, ohne Namen zu nennen, Mao Zedong kritisiert. Wang Li erzählt in seinen Erinnerungen: »Er sagte, auch die Werke des Vorsitzenden Mao dürften kein Dogma sein, die Methode der Aussprache auf Versammlungen sei überholt. Wenn man sich nicht vor Ort ein Bild mache, könne man nicht Mitglied des Zentralkomitees sein, nicht auf die Position eines Sekretärs rücken und nicht in das Politbüro. Im Grunde habe Mao die Erfahrungen von Taoyuan, also den Bericht von Wang Guangmei, bereits mit Vermerken weitergeleitet. Aber Jiang Qing habe dem Vorsitzenden die Ohren vollgeheult, von wegen, nach dem Tod von Stalin habe Chruschtschow Geheimberichte verfasst, und jetzt bist du noch nicht einmal tot und bestimmte Leute machen schon öffentliche Berichte. [920]  
    Am 1. September hat das Zentralkomitee auf Betreiben von Liu Shaoqi zudem noch die »Erfahrungen von Taoyuan« in alle Regionen weitergeleitet, mit einem Kommentar, in dem die »›allgemeine Bedeutung‹ der Erfahrungen von Taoyuan« betont wurde. [921]  
    Nach den »Erfahrungen von Taoyuan« hat Liu Shaoqi noch weitere Dokumente veröffentlicht, welche die »Kampagne der Vier Säuberungen« weiter in Richtung rechte Fehler entwickelte und noch mehr Fehlurteile und Justizirrtümer zeitigen ließ. In der Tat hat die Einschätzung Liu Shaoqis von dem Klassenkampf in den ländlichen Gebieten als einer schwerwiegenden Angelegenheit sich mit der damaligen Ansicht von Mao Zedong gedeckt. Aber während der Kulturrevolution hat Mao die »Vier Säuberungen« zur Ursache dafür gemacht, dass »1964 alles der Form nach links, aber in Wahrheit rechts« war. [922]  
    Direkt nach Entfaltung der »Kampagne der Vier Säuberungen« brachen die Divergenzen zwischen Mao Zedong und Liu Shaoqi auf. Vom 15. Dezember 1964 bis zum 14. Januar 1965 hielt das Zentralkomitee eine Konferenz ab, um die »Vier Säuberungen« zu diskutieren, auf der die »23 Richtlinien« festgelegt wurden. Wang Guangmei und Liu Yuan erzählen, Liu Shaoqi, der immer und in allem Mao Zedong gefolgt war, habe sich auf dieser Konferenz mit Mao angelegt. Und diesen Streit beschreiben sie wie folgt:
»Liu Shaoqi sagte: Der Hauptkonflikt ist der zwischen den Vier Säuberungen und den Vier Nicht-Säuberungen, und deren Wesen liegt darin, dass der ›Konflikt innerhalb des Volkes und der Konflikt zwischen den Feinden und uns miteinander verflochten ist‹.
Mao Zedong sagte: Die Reichen und Grundbesitzer sind die Bosse im Hintergrund, im Vordergrund stehen die Kader, die die Vier Säuberungen nicht durchführen; diese Kader haben die Macht; wenn man sich nur um die Reichen und Grundbesitzer kümmert, werden die armen und unteren Mittelbauern nicht einverstanden sein. Unter den Nägeln brennen die Kader, also die Mobilisierung der Massen, um unsere Partei neu auszurichten.
Liu Shaoqi sagte: Bei den Vier Säuberungen überschneiden sich sämtliche Konflikte, das ist sehr komplex. Es wäre besser, von der Praxis auszugehen, welcher Konflikt welchen Konflikt löst. Man kann nicht alles auf die Ebene des Konfliktes zwischen uns und unseren Feinden heben.
Mao Zedong sagte erregt: Diese Kampagne heißt Kampagne für sozialistische Erziehung, nicht Vier Säuberungen oder Vier Nicht-Säuberungen oder Bewegung zur Überschneidung irgendwelcher Konflikte. Wo überschneiden sich denn all diese vielen Konflikte? […] Du kannst das Wesen dieser Konflikte nicht erklären! Das ist nicht die Kampagne zur Erziehung zu irgendeinem Ismus, das ist die Kampagne zur sozialistischen Erziehung. Der Schwerpunkt liegt auf der Neuausrichtung der Machtclique, die in unserer Partei den Weg des Kapitalismus geht!
Liu
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