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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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…«
    »Sie waren mit ihr hier oben?«
    Die Mühlberg antwortete nicht.
    Pia und Gerlach folgten ihr in die totale Finsternis.
    »Gibt es kein Licht?«, fragte sie ungeduldig, weil sie ihre Taschenlampe nicht dabei hatte.
    »Früher gab es auch die Treppe noch nicht, nur eine Leiter. Warten Sie.« Die Mühlberg zündete eine Petroleumleuchte an, die auf einem Tischchen an der Wand stand. Der Lichtschein tanzte unruhig über unverputzte Wände. Ein winziges rundes Fenster, ein Tisch, ein Stuhl, ein Feldbett, fast wie in einer Zelle. Die abgestandene Luft roch nach Rattenkot.
    »Sie müssen mal lüften hier«, sagte Gerlach, mehr um die beunruhigende Stille in dem kleinen Verschlag zu durchbrechen.
    »Ist es dort drin?«, fragte Pia und deutete auf einen Holzkasten auf dem Tisch. Henriette Mühlberg nestelte einen weiteren kleinen Schlüssel von ihrem Bund. »Sicher, aber nicht sicher genug«, sagte sie leise, »jedenfalls nicht in Anbetracht von menschlicher Schwäche und Geltungssucht.« Sie öffnete den Deckel, schob ein paar Lagen vergilbtes Zeitungspapier zur Seite und hob mit einer fast zärtlichen Geste einen etwa faustgroßen Kopf heraus.
    Gerlach, der neben Pia stand, sog scharf die Luft ein. Es war ein Schrumpfkopf, mit dunkel verfärbter Haut und einem Schopf grauweißer Haare. Lange Bänder, die durch Lider und Lippen genäht worden waren, schwangen sacht hin und her.
    »Warum zeigen Sie uns das?«, fragte Pia. Es war nicht die einzige Frage, die sich ihr in dieser grotesken Situation aufdrängte.
    »Ich glaube, dieses Ding ist schuld an Lisanne Olsens Tod.Gewissermaßen. Die Shuar nähten die Augen und Lippen ihrer Tsantsa zu, damit Musiak, die rachsüchtige Seele des Getöteten, nicht entweichen und Rache nehmen konnte. Aber in unserem Kulturkreis herrschen andere Gesetze, nicht wahr?«
    »Haben Sie … diesen Kopf präpariert?«
    »Ich finde, es ist an der Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Kirchhagen war eigentlich ein recht friedlicher Ort, bevor diese Dinge in Bewegung kamen.«
    »Was haben Sie getan?«, entfuhr es Gerlach. Pia dachte an das, was die Mühlberg ihr erzählt hatte: Sie war bei den Shuar-Indianern gewesen, hatte mit ihnen gelebt. Vielleicht hatte sie ausprobieren wollen, ob sie auch dazu fähig war, einen Schrumpfkopf herzustellen. Wissenschaftliche Neugierde? Möglich war alles. »Geben Sie uns den Schrumpfkopf, er ist ein Beweisstück. Und dann verlassen wir sofort diesen Raum. Sie, Frau Mühlberg, kommen mit uns nach Lübeck!«, sagte Pia mit fester Stimme. Sie zog eine Plastiktüte für Beweisstücke aus der Tasche und hielt sie der Mühlberg geöffnet hin. Der Kopf fiel hinein. Gern hätte Pia ihn näher untersucht, aber dafür war es zu dunkel.
    »Ich rede nur jetzt und hier. Sie verstehen es sonst nicht«, beharrte Henriette Mühlberg. »Simon Burmeister und dieser Barbar, dieser Arnold: Er war betrunken damals … Sie haben sich gestritten. Es war ein Unfall, ein schlimmer Unfall, kein Mord! Aber ich wollte Simon bestrafen, für … dafür, dass er das alles nur für Marion getan hat: Satisfaktion, so ein Unsinn. Wie konnte er sich darauf einlassen, sich mit diesem Arnold zu schlagen? Kompletter Irrsinn! Aber ich habe ihn in dem Glauben gelassen, ich hätte den Kopf … Damit habe ich sie beide unter Druck gesetzt, dreißig lange Jahre …«
    Gerlach starrte Henriette Mühlberg verständnislos an, und auch Pia hatte Mühe, der wirren Selbstanklage zu folgen. Einleiser Knall lenkte ihre Aufmerksamkeit in Richtung Treppenhaus.
    »Verdammt, was war das?« Gerlach sah die steile Treppe hinunter.
    »Da ist irgendwas zugeschlagen, ein Fenster oder eine Tür«, sagte die Mühlberg. »Hier zieht es ständig irgendwo.«
    »Auf einmal? Ist außer uns noch jemand im Haus?«, fragte Pia argwöhnisch. Ihr wurde bewusst, dass sie sich nicht vergewissert hatten, ob die Mühlberg wirklich allein zu Hause war. Ein Anfängerfehler. Das Zimmer hier oben erschien ihr auf einmal verdammt eng, und sie spürte ein Kribbeln auf der Kopfhaut. Henriette Mühlberg sah sie schweigend an.
    »Wir gehen alle zusammen wieder runter«, sagte Pia zu Gerlach. »Wir haben alles gesehen. Das ist eine verdammte Mausefalle hier oben.«
    Gerlach stieg als Erster hinunter. Als er unten angekommen war, ließ Pia Henriette Mühlberg den Vortritt und beobachtete sie dabei. Ihre Schulter schien ihr wieder zu schaffen zu machen, denn sie stöhnte leise und brauchte lange für die schmalen Stufen. Als Letzte stieg Pia

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