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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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schwacher Wind trug die Verkehrsgeräusche als ein ständiges Rauschen zu ihnen herüber, das sich so anhörte, als führe ein endloser Güterzug vorbei.
    Gut einen Kilometer hinter ihnen lag Kirchhagen. Pia blickte über die dunklen Felder zurück und konnte die Silhouette des hoch aufragenden, von Scheinwerfern angestrahlten Kirchturms sowie ein paar Dächer und Baumkronen gegen den gräulich schimmernden Nachthimmel erkennen.
    Als sie in den Wald hineingingen, wurde es schlagartig stockfinster. Die Nadeln, mit denen der Boden bedeckt war, federten jeden ihrer Schritte ab. Broders, der auch eine Taschenlampe mitführte, richtete den Lichtstrahl stur auf den Boden.
    Pia stutzte, als sie plötzlich den Abdruck eines Pferdehufs erkennen konnte. »Gehen wir jetzt direkt über die Spuren, die das Pferd verursacht hat, dessen Reiterin heute Morgen tödlich verunglückt ist?«, fragte sie verwundert.
    Barth drehte sich um. »Hier wimmelt es nur so von Hufspuren. Außerdem: Es gibt nur diesen einen Weg dorthin, oder wollen Sie quer durchs Unterholz kriechen?«
    »Warum nicht?«, versetzte Pia. Es war ziemlich müßig, einen Tatort zu besichtigen, über den schon zig Leute hinweggetrampelt waren.
    »Besprechen Sie das mit meinem Chef, er ist gleich da vorn«, sagte Barth und setzte sich wieder in Bewegung.

    Zwischen den Bäumen wurde ein Lichtschein sichtbar. Zwei Scheinwerfer auf Stativen leuchteten ein kleines Areal im Wald fast taghell aus. Hart stachen die Umrisse eines massiven Hindernisses zwischen zwei Bäumen aus der Dunkelheit hervor. Der Waldboden sah aufgeweicht aus. Die Kriminaltechniker bewegtensich in ihren Schutzanzügen zwischen schlaff herunterhängenden rot-weißen Absperrbändern, die das Areal einschlossen. Sie hatten eine Plane darübergespannt, um die noch verbliebenen Spuren vor einem möglichen Regenguss zu schützen. Irgendwo brummte ein Generator leise vor sich hin.
    Das war also der Unfallort oder vielmehr der Tatort, wenn der Rechtsmediziner mit seiner Vermutung recht behalten sollte.
    Ein weiterer Mann in einer braunen Lederjacke mit Fellkragen kam ihnen entgegen. Er stellte sich als Kriminalhauptkommissar Günther Sattler vor und begrüßte die Ankömmlinge. Dann deutete er auf die Szenerie im Hintergrund. »Hier ist die junge Frau heute Morgen tot aufgefunden worden. Sie ist ausgeritten, und vermutlich ist ihr Pferd beim Sprung über dieses Hindernis gestürzt. Ein Mann namens Jan Dettendorf hat Reiterin und Pferd auf der anderen Seite des Hindernisses gefunden. Als er die Frau entdeckt hat, war sie seiner Aussage nach bereits tot. Ihr Pferd hat noch gelebt, musste aber später vom Tierarzt eingeschläfert werden. Der herbeigerufene Notarzt hat jedenfalls nur noch den Tod der Reiterin festgestellt. Fast gleichzeitig war ein Streifenwagen von uns hier vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinerlei Anlass zu der Vermutung, dass es sich nicht um einen tödlichen Reitunfall handeln könnte …«
    Sie gingen um die Absperrung herum. Pia ließ das Hindernis aus rohen Holzstämmen und die unmittelbare Umgebung auf sich wirken. Im Boden rund um das Gatter konnte man Huf- und Fußabdrücke erkennen. Die abgestorbenen Gräser hatten die Farbe bleicher Knochen angenommen. Im wassergefüllten Graben hinter dem Hindernis schwammen rostbraune Blätter. Pia hatte das Gefühl, auf einer Freilichtbühne zu agieren. Die undurchdringliche Schwärze um sie herum, dazu dasKnacken und Rauschen und Fiepen, die typischen Waldgeräusche, ließen ihre Kopfhaut prickeln.
    »Ich habe Jan Dettendorfs Aussage aufgenommen, nachdem die Tote weggebracht worden war. Mehr schien zu dem Zeitpunkt nicht erforderlich zu sein«, erklärte Sattler. »Als am späten Nachmittag dann der Anruf aus Lübeck kam, dass es sich möglicherweise doch nicht um einen Unfall gehandelt hat, sind wir unverzüglich wieder hierher gefahren und haben abgesperrt.«
    »In der Zwischenzeit war der Ort hier unbeaufsichtigt?«, fragte Pia.
    »Ja, eine Weile schon.«
    »Sieht beeindruckend aus, dieses Hindernis«, sagte Broders und trat dicht an die Absperrung. »Gehört das so? Warum sind die Balken nicht einfach runtergefallen, als das Pferd dagegengestoßen ist?«
    »Das sind keine Hindernisse wie auf einem Springparcours. Hier handelt es sich um Geländesprünge, also feste Hindernisse«, sagte Sattler. »Jan Dettendorf hat diese Strecke erst letztes Jahr angelegt. Und der versteht was davon, Hindernisse zu bauen …«
    »Wir werden uns mit Herrn
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