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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel
Autoren: Alexandra Beverfjord
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sie gut und gern für ein paar Jahre jünger durchgehen. Sie war klein und schmal.
    Â»Das kostet eine Kleinigkeit«, hatte sie zu Vaksdal gesagt. »Geld spielt keine Rolle«, hatte er erklärt. »Dann hätte ich eine. Sie heißt Sandra, ist fünfzehn Jahre alt, richtig geil und steht auf erwachsene Männer«, hatte Veronica gesagt.
    Helle hatte getan, was man ihr gesagt hatte. Sie hatte sich verkleidet und die Fünfzehnjährige gespielt. Doch hinterher hatte sie sich bei Veronica beschwert. Vaksdal war brutal und gewalttätig gewesen – und betrunken.
    Â»Wir bezahlen dir das Doppelte«, hatte Veronica Eple gesagt. Helle hatte gezögert. »Okay«, hatte sie schließlich gesagt und hinzugefügt: »Ich frage mich, wie viele Minderjährige das Pädophilenschwein schon missbraucht hat, und wenn ich es aus keinem anderen Grund tue, dann aus dem, dass er sich vielleicht von kleinen Mädchen fernhält, wenn er mich für Geld ficken kann.«
    Veronicas Treffen mit Tor Vaksdal war furchtbar gewesen. Er hatte in blutverschmierten Kleidern in seinem Auto gesessen, als sie eingestiegen war. Sein Gesicht war verzerrt, sein Mund verzogen, als hätte er etwas Verdorbenes gegessen, als wollte etwas aus ihm heraus. Seine Haut war aschfahl. Sie war ihm vorher noch nie persönlich begegnet, hatte nur am Telefon mit ihm gesprochen und ihn natürlich im Fernsehen gesehen. Speichel lief aus seinem Mund, und beim Sprechen schluchzte er. Helle hatte ihm damit gedroht, dass sie ein Video von ihm und ein paar anderen habe. Die anderen hätten gezahlt. Helle habe behauptet, dass sie eine Kopie in der Wohnung habe, aber er habe alle Zimmer durchsucht und nichts gefunden. Veronica hatte es kaum glauben können. Die umgängliche, blutjunge Helle – war sie zu so einem eiskalten Doppelspiel überhaupt fähig?
    Â»Was zum Teufel soll das? Sie haben mich hereingelegt. Diese Helle war ein neunzehnjähriger Blutsauger«, hatte er Veronica im Auto angeschrien. »Sie haben mir Diskretion versprochen.« In seinen Augen leuchtete der Wahnsinn.
    Veronica spürte, wie die Furcht von ihr Besitz ergriff. Sie versuchte, sie zurückzudrängen, und fragte mit angespannter Stimme: »Was haben Sie mit ihr gemacht?«
    Sie bekam keine Antwort. Sie bat ihn, alle Spuren zu vernichten, die blutigen Kleider zu vergraben und niemandem etwas zu sagen.
    Â»Um die Filme kümmern wir uns«, sagte sie. Dann hatten sie sich getrennt.
    Gleich darauf hatte sie Kontakt zu Ratomir Damnjanović aufgenommen. Sie hatte ihm von Tor Vaksdal erzählt und von den Filmen. Ratomir hatte sie beruhigt, dass sie jede verdammte Kopie finden würden. Das war allerdings, bevor Ratomir festgestellt hatte, dass Ester ihnen nicht helfen wollte. Er war über den Verrat seiner Freundin außer sich vor Wut gewesen und davon überzeugt, dass sie sie hereingelegt, dass sie die Sexfilme an sich genommen hatte, um die Kunden zu erpressen, und womöglich sogar, um ihm zu schaden.
    Am Tag nach dem Mord hatten sie Agnes Leas Interview mit Ester in Nyhetsavisen lesen können. Deshalb hatte er Admir auf Agnes angesetzt, damit sie sich aus der ganzen Sache heraushielt. Offenbar hatte es nicht funktioniert. Als Ester später am selben Abend im Hjørnet aufgetaucht war, wollte er kein Risiko eingehen.
    Veronica zitterte am ganzen Körper. Es war nicht ihre Schuld. Sie war nett zu den Mädchen gewesen, hatte ihnen nie geschadet. Nicht sie hatte sie ermordet. Sie hatte keine Wahl gehabt, oder? Was hätte sie gegen die beiden unternehmen können? Hätte sie versucht, sie aufzuhalten, was wäre dann mit ihr passiert?
    Veronica weinte, die Stirn gegen das Lenkrad gelehnt. Wo sollte sie hin? Wo konnte sie hin? Sie setzte sich auf, zog die Nase hoch und griff nach dem Handy, das auf dem Beifahrersitz lag. Sie musste pokern. Dieses eine Mal musste sie an sich denken. Diese Ermittlungsleiterin, die sich in den Medien zu dem Fall geäußert hatte, würde bestimmt verstehen, dass Veronica mit den Morden nichts zu tun hatte, dass Ratomir dahintersteckte.
    Veronica empfand eine enorme Erleichterung, als am anderen Ende jemand antwortete.
    Â»Hier ist die Polizei.«
    Â»Ich möchte bitte Kristine Rosenberg sprechen. Ich muss sofort mit ihr reden.«

Kapitel 63
Freitag, 13. Mai
    Es war drei Uhr morgens, als Strafverteidiger Lennart Bratt in seinem Einfamilienhaus in
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