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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald
Autoren: H Coben
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Details aus. Ich weiß, dass sie am Anfang unter falschem Namen in Moskau gelebt hat, aber nicht lange dort geblieben ist. Sie hat zwei Jahre in Prag und eins in Begur an der spanischen Costa Brava verbracht. Dann ist sie in die Vereinigten Staaten zurückgekommen, hier noch etwas herumgezogen, hat geheiratet und sich in der Umgebung von Atlanta niedergelassen. Die Ehe wurde jedoch nach drei Jahren wieder geschieden.
    Sie hat keine Kinder, ist aber schon jetzt die tollste Tante der Welt. Sie liebt Cara, und das Gefühl wird mehr als erwidert. Camille wohnt bei uns. Das ist wunderbar – besser, als ich je
zu hoffen gewagt hätte –, und auch das hilft, die Spannungen abzubauen.
    Irgendwie frage ich mich natürlich, warum Camille so lange gebraucht hat, um nach Hause zurückzukehren – und das ist wohl auch der Hauptanlass für die Spannungen. Ich habe durchaus Verständnis für das, was Sosch gesagt hat, dass sie mich, meinen Ruf und meine Erinnerungen an meinen Vater schützen wollte. Und natürlich habe ich auch Verständnis dafür, dass sie Angst vor Dad hatte, als der noch am Leben war.
    Trotzdem glaube ich, dass noch mehr dahintersteckt.
    Camille hatte beschlossen, über das, was damals im Wald passiert ist, nicht zu reden. Sie hat nie jemandem erzählt, was Wayne Steubens getan hat. Ihre Entscheidung, ob falsch oder richtig, hatte Wayne die Möglichkeit gegeben, weitere Menschen zu ermorden. Ich weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war – ob es besser oder schlimmer gewesen wäre, damit zur Polizei zu gehen. Man konnte argumentieren, dass Wayne eventuell trotzdem davongekommen wäre, dass er vielleicht geflohen oder in Europa geblieben wäre, dass er bei den nächsten Morden noch vorsichtiger und dadurch womöglich mit noch mehr davongekommen wäre. Aber auf die Dauer zerfressen Lügen einen Menschen. Camille hatte gedacht, sie könnte diese Lügen für immer in sich begraben. Vielleicht hatten wir alle das gedacht.
    Dabei hat keiner von uns den Wald unversehrt verlassen.
    Was das Liebesleben betrifft – na ja, es hat mich erwischt. Ich liebe Lucy von ganzem Herzen. Wir sind nicht vorsichtig und machen einen Schritt nach dem anderen – wir haben uns direkt hineingestürzt, als wollten wir die verlorene Zeit wieder aufholen. Darin liegt eine vielleicht nicht ganz ungefährliche Verzweiflung, eine Besessenheit, mit der wir uns aneinanderklammern wie an ein Rettungsfloß. Wir sehen uns häufig, und wenn wir nicht zusammen sind, komme ich mir hilflos und verloren
vor und möchte wieder in ihrer Nähe sein. Wir telefonieren ständig. Wir schicken uns unablässig Mails und SMSe.
    Aber das ist die Liebe, stimmt’s?
    Lucy ist komisch und albern, herzlich, klug und schön, und ich bin im besten Sinne überwältigt von ihr. Wir scheinen in allen Punkten einer Meinung zu sein.
    Außer natürlich darin, dass ich diese Fahrt mache.
    Ich verstehe ihre Angst. Ich weiß selbst, wie zerbrechlich das Ganze noch ist. Aber man kann auch nicht ewig auf so dünnem Eis leben. Also bin ich jetzt wieder hier, im Red Onion State Prison in Pound, Virginia, und versuche, ein paar letzte Wahrheiten zu erfahren.
    Wayne Steubens kommt herein. Wir sind im selben Raum wie bei unserem ersten Treffen. Er sitzt auf demselben Platz.
    »Du meine Güte«, sagt er zu mir. »Du warst aber fleißig, Cope.«
    »Du hast sie ermordet«, sage ich. »Im Endeffekt hast du, der Serienmörder, sie umgebracht.«
    Wayne lächelt.
    »Und du hattest es die ganze Zeit geplant, stimmt’s?«
    »Hört uns hier jemand zu?«
    »Nein.«
    Er hebt die rechte Hand. »Gibst du mir dein Wort darauf?«
    »Ich gebe dir mein Wort«, sage ich.
    »Dann klar, wieso nicht. Ja, ich war’s. Und ich hatte die Morde geplant.«
    Da haben wir es. Auch er hat beschlossen, sich der Vergangenheit zu stellen.
    »Und du hast es genauso gemacht, wie Mrs Perez es mir erzählt hat. Du hast Margot die Kehle durchgeschnitten. Darauf sind Gil, Camille und Doug geflohen. Du hast sie verfolgt. Dann hast du Doug eingeholt und ihn auch ermordet.«
    Er hebt den Zeigefinger. »Da habe ich mich vertan. Weißt du,
das mit Margot war ein Frühstart. Sie sollte eigentlich die Letzte sein, weil sie ja schon gefesselt war. Aber dann lag ihr Hals so frei, war so ungeschützt … Ich konnte einfach nicht widerstehen.«
    »Ein paar Dinge konnte ich mir anfangs einfach nicht erklären«, sage ich. »Aber ich glaub, jetzt hab ich’s langsam.«
    »Ich höre.«
    »Diese Berichte, die die
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