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Gotteszahl

Gotteszahl

Titel: Gotteszahl
Autoren: Anne Holt
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Flugzeugs über den Himmel.
    »Was für eine …«
    Rolf musste sich räuspern. »Was für eine Lösung ?«, sagte er dann.
    »Auftragsmörder«, sagte Marcus.
    »Auftragsmörder?«
    »Ja. Auftragsmörder. Wie gesagt, ich war betrunken.«
    »Und am nächsten Tag hast du alles als Witz erklärt, natürlich.«
    Der Hund schaute zu seinem Herrchen hoch. Er fiepte ein weiteres Mal, dann trottete er zum Korb zurück.
    »Marcus. Sag mir das. Am nächsten Tag wart ihr beide verkatert und habt alles als Scherz abgetan. Nicht wahr? Nicht wahr, Marcus? «
    Marcus gab keine Antwort. Er stand nur da, mit hängenden Schultern, in Schlips und Kragen, ein Bild der Apathie.
    »Ich habe ein Monster losgelassen«, flüsterte er. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich ein Monster losgelassen habe.«
    Rolf sprang endlich auf und packte Marcus am Arm. »Was sagst du mir da?«, brüllte er und drückte zu. Marcus ließ sich nicht anmerken, wie sehr sein Arm nach Rolfs Ausbruch wehtat.
    »Du hast doch keinen verdammten Mord bestellt, Marcus!«
    »Er wollte mir alles wegnehmen. Niclas Winter wollte mir alles wegnehmen, was ich verdient hatte. Alles. Anines Vermögen. Das von Mathias. Unseres. Alles, was Cusi später bekommen sollte.«
    Seine Stimme wurde jetzt monoton, als hätte er jedes Wort auf Band gesprochen, um daraus dann Sätze zusammenzuschneiden.
    Rolf hob die andere Hand und ballte so fest die Faust, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Er war größer als Marcus. Stärker. Viel besser in Form. »Wenn du mir jetzt sagst, dass du einen Auftragsmörder bezahlt hast, dann bring ich dich um. Ich bringe dich um, Marcus, das schwöre ich. Sag, dass du lügst.«
    »Zwei Millionen. Dollar. Für zwei Millionen Dollar sollte mein Problem verschwinden. Ich habe bezahlt. Der Mann von Lehman Brothers hat für den Rest gesorgt. Das Ganze war so … unpersönlich. Eine Überweisung auf die Cayman Islands, und weder Geld noch … Bestellung hatten noch etwas mit mir zu tun.«
    Plötzlich ließ Rolf seinen Arm los.
    »Heute Nacht«, sagte Marcus, ohne darauf zu achten, dass die Hunde jetzt fiepend und winselnd um sie herumliefen, »kam die Bestätigung, die ich gebraucht hatte. Es wird jetzt so viel über die › 25er ‹ geschrieben, und auf vieles davon ist sicher kein Verlass. Aber die seriösen Websites haben mir die Bestätigung geliefert, die ich gebraucht habe.«
    »Wofür denn?«, schluchzte Rolf, er wich langsam zurück, als wollte er nicht mehr neben Marcus stehen oder als wagte er es nicht. »Was ist bestätigt worden?«
    »Die › 25er ‹ übernehmen Auftragsmorde. Genau wie der Ku- Klux-Klan oder ›The Order‹ und …«
    Er schnappte nach Luft. »Sie verdienen Geld damit, dass sie Menschen umbringen, die sie ohnehin auslöschen wollen«, flüsterte er. »Und ich habe sie hergeholt. Mein Kontaktmann, oder der, zu dem er Kontakt aufgenommen hat, muss herausgefunden haben, dass ich einen Homosexuellen umbringen lassen wollte, und deshalb hat er die › 25er ‹ auf den Fall angesetzt. So einfach. So … klinisch. Ich habe den Mord an sechs Norwegern finanziert. Ich wusste nicht einmal, dass Niclas Winter … mein Bruder … auch schwul war. Ich habe ein Monster losgelassen. Ich …«
    Er taumelte rückwärts, als das riesige Aussichtsfenster barst. Eiskalter Wind drang ins Zimmer. Glasscherben lagen überall herum, wie Eisschollen. Die Hunde heulten. Rolf stand mit der Stehlampe in den Händen da, bereit, mit dem schweren Lampenfuß zu einem weiteren Schlag auszuholen.
    »Deshalb hast du jemanden umgebracht?«, schrie er. »Du hast für Geld einen Mord bestellt? Für ein scheißverdammtes Naziloch auf Holmenkollen? Für teure Autos und einen albernen Weinkeller? Du bist wirklich so einer geworden, Marcus! Du bist ein verdammter Geldmann geworden!«
    Er brüllte, nahm Anlauf, hob die zwei Meter hohe Lampe mit den sechs Kilo Blei im Fuß ein weiteres Mal und schlug mit aller Kraft das Fenster daneben ein.
    »Wir hätten ohne das alles leben können! Ich bin Tierarzt, verdammt noch mal. Du hast deine Ausbildung. Wir hätten es gut haben können, auch ohne …«
    Er wollte zum nächsten Fenster weiterlaufen, als an der Tür geklingelt wurde.
    Er erstarrte.
    Wieder wurde geklingelt.
    Marcus hörte nichts. Er war in den Sessel gesunken, zwischen Glasscherben und den Teilen eines zerbrochenen Lampenschirms. Die Hunde liefen kläffend durch die Zimmer. Der eine hatte sich übel die Pfote aufgeschnitten. Blut zeichnete einen
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