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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition)
Autoren: Olle Lönnaeus
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verprügelt. Beide Male.»
    Die Information verursachte Fatima einen Schmerz in der Magengegend.
    «Meinen Sie damit, dass Erik Norlin wegen der Misshandlung seines eigenen Vaters verurteilt wurde?»
    «Ja, aber das war nicht das Einzige …»
    «Wie meinen Sie das?»
    Der Kommissar räusperte sich umständlich, als wüsste er nicht genau, wie weit er seine Befugnisse ausdehnen dürfte. «Ich weiß nicht, ob das hier am Telefon möglich ist …»
    «Verdammt noch mal! Es ist eilig!»
    Als er verstummte, hatte Fatima Angst, ihn verschreckt zu haben.
    «Einen Augenblick», sagte er.
    Schließlich hörte sie, wie er aufstand und eine Tür schloss. Dann war er wieder zurück.
    «Also, sein Vater starb kurz darauf, das war etwas mysteriös. Er stürzte in eine Schlucht, als sie gemeinsam zum Pilzesammeln unterwegs waren. Dabei wurde dem armen Pastor der Schädel völlig zertrümmert. Uns kam es allerdings etwas eigenartig vor, dass er einfach so gestürzt sein sollte. Die Felskante war nämlich klar und deutlich im Gelände zu erkennen.»
    «Sie haben Erik Norlin also des Mordes verdächtigt?»
    «Nicht offiziell, nein, und einen Beweis dafür gab es ja auch nicht. Aber wir machten uns natürlich alle so unsere Gedanken. Er war schließlich der einzige Zeuge des Unfalls. Wir haben daraufhin auch die Ergebnisse der rechtspsychiatrischen Untersuchungen eingesehen.»
    «Die zur Verurteilung wegen der Misshandlungen führten?»
    «Ja.»
    «Und wie fielen sie aus?»
    «Er war extrem mutterfixiert, dieser Erik. In krankhafter Art und Weise, meinten die Ärzte. Es war ziemlich beklemmend, das Ganze zu lesen. Erik hat seinen Vater gehasst, weil er ihm seiner Ansicht nach Helga weggenommen hatte. Ich erinnere mich noch daran, dass er der Überzeugung war, durch jungfräuliche Empfängnis zur Welt gekommen zu sein. Wie Jesus persönlich. Und den Pastor bezeichnete er als Schwein, das seine reine Mutter befleckt hat. Obwohl er zweifelsfrei Eriks leiblicher Vater war.»
    Fatima spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. «Und Helga?»
    «Na ja, sie hat das Ganze wohl so weit wie möglich verdrängt. Verteidigte ihren Sohn, wo es nur ging. Davon, dass Erik den Pastor in die Schlucht gestoßen haben sollte, wollte sie nichts wissen.»
    Fatima bedankte sich rasch für die Hilfe und beendete das Telefonat.
    Sie musste mehrmals tief durchatmen. Bemühte sich zu begreifen, was sie gerade gehört hatte. Als sie versuchte, sich Erik Norlin vorzustellen, konnte sie sich kein Bild von ihm machen. Alles, was sie wahrnahm, war ihr eigener rasender Puls. Dann sah sie vor ihrem inneren Auge einen bedrohlichen Schatten.
    Zuerst seinen eigenen Vater, dachte sie.
    Und dann den Mann, der sein Stiefvater geworden wäre.
    Sie riss ihre Lederjacke vom Bügel, knallte die Wohnungstür hinter sich zu und rannte die Treppe hinunter.
    ***
    D as Erste, was Joel erblickte, als er wieder zu Bewusstsein kam, war ein Paar überdimensionale Schuhe. Sie befanden sich lediglich zehn Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Schwere Lederstiefel mit dicker grober Gummisohle. Als er den Kopf in den Nacken legte, um am Hosenbein des Riesen hinaufzusehen, blitzte es in seinem Kopf auf, als hätte jemand eine Brandbombe gezündet. Er sank mit der Wange wieder auf den Dielenboden hinunter. Er war feucht. Schmeckte nach Eisen. Nach Blut.
    Dann hörte er da oben jemanden nervös kichern.
    «Joel, wir hätten doch so gute Freunde werden können.»
    Seine Schultern brannten. Und seine Handgelenke hinter dem Rücken wurden von etwas Scharfem eingeschnitten. Die Finger konnte er kaum bewegen. Joel strampelte wild mit den Beinen, ohne irgendwo Halt zu finden.
    «Was sollen wir jetzt machen, Joel? Hm? Jetzt, wo du alles zerstört hast.» Erik klang ernsthaft besorgt.
    Joel fuhr sich mit der Zunge im Mund herum. Er spürte ein großes Loch. Dann erblickte er den Backenzahn, den der Prediger vor einer Woche begonnen hatte zu bearbeiten. Er lag auf dem Holzfußboden direkt neben dem Absatz von einem der Riesenstiefel. Joel spuckte etwas Schleim aus. Dann versuchte er sich auf die Seite zu rollen, um auf die Knie hochzukommen. Doch sofort trat ihm einer der Bulldozerstiefel auf den Nacken, sodass sein Kinn erneut gegen den Boden stieß. Er stöhnte und blieb flach auf dem Bauch liegen.
    «Du musst dich ruhig verhalten, Joel. Du verstehst doch wohl, dass ich jetzt, wo alles aus dem Ruder gelaufen ist, erst mal nachdenken muss.»
    Die Stiefel verschwanden aus seinem
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