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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition)
Autoren: Olle Lönnaeus
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soweit Fatima wusste. Joel hatte ihren Namen gestern im Auto erwähnt. Ihm graute davor, gemeinsam mit ihr zu Mårtens Haus zu fahren und eine Liste seiner Hinterlassenschaften zu erstellen, wie ihm ein Rechtsanwalt geraten hatte. Sie hatte außerdem einen erwachsenen Sohn namens Erik, der bei ihr lebte und etwas sonderbar war.
    «Nein, das verstehe ich auch nicht», entgegnete Fatima. «Sie müssen wohl oder übel Bill ausfindig machen, damit er entscheidet, was wir tun sollen.»
    Sie beendeten das Telefonat. Fatima blieb mit dem Handy in der Hand im Korbstuhl sitzen. Merkwürdig. Was hatte das zu bedeuten?
    Dann schaltete sie den Computer ein und suchte die Telefonnummer von Helga Norlin heraus.
    Es klingelte fünfmal, bis sich eine Frau meldete, die müde und erkältet klang. Sie hatte kaum ihren Namen gesagt, als sie eine heftige Niesattacke erlitt, die das Handy scheppern ließ.
    «Tut mir leid, ich habe mir einen fürchterlichen Schnupfen eingefangen. Sagten Sie, Sie sind von der Polizei?»
    «Ja, von der Sicherheitspolizei. Ich heiße Fatima Al-Husseini.»
    «Und was kann ich für Sie tun?»
    Fatima zögerte einen Augenblick. «Es mag vielleicht merkwürdig klingen. Aber ich habe eine Frage: Können Sie sich möglicherweise daran erinnern, ob Sie am Morgen nach dem Mord an Mårten Lindgren irgendwelche Anrufe erhalten haben?»
    «Und warum fragen Sie?»
    «Es könnte von Bedeutung für unsere Ermittlungen sein.»
    «Sind die nicht bereits abgeschlossen? Sie haben doch einen Terroristen festgenommen, oder?»
    «Ja, aber wir verfolgen noch diverse weitere Hinweise», antwortete Fatima ausweichend.
    «Aha …»
    Sie hörte, wie sich die Frau am anderen Ende der Leitung schnäuzte.
    «Es ist so traurig, an all das zu denken», schniefte Helga Norlin.
    «Es geht um den Morgen des zwölften Februar, wenn Ihnen das weiterhilft», erklärte Fatima. Es gelang ihr nicht ganz, ihre Ungeduld zu verbergen.
    «Nein, nicht, dass ich mich erinnern könnte … Ich habe zwar einen Anruf von der Polizei mit der Nachricht von Mårtens Tod erhalten, aber das war doch erst am Nachmittag, oder? Ansonsten glaube ich nicht … Ach, doch. Erik hat angerufen. Der Dummkopf ist morgens zum Bäcker gefahren, um Brot zu kaufen, und hat dann angerufen, um zu fragen, ob wir auch Kaffee bräuchten. Es muss am selben Morgen gewesen sein, denn ich erinnere mich noch daran, dass sein Anruf mich geweckt hat und ich so erleichtert darüber war, dass sich der Schneesturm endlich gelegt hatte.»
    «Erik … Ihr Sohn?»
    «Ja, aber ich verstehe nicht …» Mit einem Mal klang ihre Stimme etwas argwöhnisch.
    «Er ist nicht zufällig zu Hause, sodass ich mit ihm sprechen kann?»
    «Nein, er ist vor ein paar Stunden weggefahren, um irgendetwas zu erledigen. Aber warum fragen Sie das alles? Was hat das zu bedeuten …?»
    «Es hat sicher nichts zu bedeuten. Reine Routine», versicherte Fatima ihr. «Entschuldigen Sie die Störung.»
    Sie beendete das Gespräch.
    ***
    A ls Joel in die Weidenallee einbog, die zu Mårtens Haus hinaufführte, stellte er das Autoradio leiser, sodass er den Sturm wieder lauter hörte. Der Himmel hatte sich unheilvoll verdunkelt. Vor ihm waren Reifenspuren zu sehen, die bereits wieder zugeweht wurden.
    Neben Mårtens schneebedecktem Cherokee stand ein dunkler Volvo. Joel schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Helga war offenbar schon früher gekommen als verabredet. Aus dem Schornstein stieg Rauch, der von den Fallwinden rasch wieder aufgelöst wurde.
    Sobald er die Wagentür öffnete, hatte er wie schon beim letzten Mal das Gefühl, beobachtet zu werden. Der heftige Wind riss und zerrte an der Kastanie. Der alte Baum ächzte, als würden seine Wurzeln jeden Moment ihren Halt in der Erde verlieren und er sich zur letzten Ruhe betten. Die Spanholzplatte vor dem kaputten Fenster hing leicht schief. Drinnen sah es dunkel aus. Für eine Sekunde meinte Joel einen Schatten zu erahnen, der sich bewegte. In der Dachrinne direkt oberhalb der Verandatreppe saß die Krähe und beäugte ihn.
    «Sitzt du eigentlich immer hier und glotzt?», murmelte Joel heiser.
    Eine Antwort erhielt er nicht.
    Die Haustür war unverschlossen. Als er sie aufzog, gab das Haus genau wie beim letzten Mal einen Seufzer von sich. Merkwürdig, dachte er. Als wären Häuser Lebewesen. Mårtens Stiefel standen noch im Flur, ebenso wie seine Wollsocken noch auf der Heizung lagen. Selbst die schwarze Katze war wieder da. Sie saß neben der offenen Tür zur
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