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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition)
Autoren: Olle Lönnaeus
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welche Sorte er gekauft hat?»
    Sie schaute ihn erstaunt an, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    «Natürlich rote Rosen. Mårten hat mir immer einen großen Strauß rote Rosen gekauft.»
    ***
    D as Bild von Mårten an der Straßenecke tauchte erst auf, als Joel kurz davor war einzuschlafen. Er warf die Decke zur Seite und setzte sich auf dem Sofa rasch auf. Draußen vor dem Fenster war es schwarz. Eine Uhr hatte er nicht zur Hand.
    Zuerst bemerkt er nicht, dass es Mårten ist.
    Joel ist vollauf mit den Notenblättern beschäftigt, die andauernd vom Notenständer zu wehen drohen. Das Herbstlaub wirbelt auf der Straße herum wie umherhuschende Ratten. Die Leute eilen geduckt vorbei. Auf dem roten Samtfutter des Saxophonkoffers liegt ausschließlich Kleingeld. Verdammter Mist, denkt er, es kommt sowieso nichts dabei rum.
    Aber wo er schon einmal hier steht. Auch wenn er sich weg sehnt. Weit, weit weg an einen der weißen Strände mit grünen Palmen und türkisfarbenem Wasser, die er im Schaufenster des Reisebüros auf der anderen Straßenseite sieht. Er setzt das Mundstück an die Lippen und bläst.
    «Somewhere, over the Rainbow …»
    Ein kleines Mädchen bleibt stehen. Sie trägt eine Strickmütze mit einem großen weißen Bommel auf dem Kopf und einen Mantel, der ihr fast bis zu den Schuhen reicht. Aber Geld hat sie nicht dabei. Sie kichert und läuft weiter.
    In dem Augenblick löst sich ein Mann von der Hauswand, an die er dicht gepresst gestanden hatte. Er überquert mit ruckartigen Schritten die Straße. Sein Blick flackert halb versteckt unter einem merkwürdigen Hut, den er mit der Hand festhalten muss, damit er nicht wegfliegt. Er beugt sich rasch zum Koffer hinunter und beeilt sich dann wegzukommen wie ein Taschendieb. Ein Stück entfernt hält er an und dreht sich um. Für den Bruchteil einer Sekunde begegnen sich ihre Blicke. Dann ist er verschwunden.
    An einem Metallbügel am roten Samtfutter festgeklemmt steckt ein Fünfhundertkronenschein.
    Joel schaut sich unschlüssig um. Legt das Saxophon zur Seite. Nimmt den Schein und reißt ihn in winzig kleine Streifen, die er mit dem Wind wegfliegen lässt.
    Danach ist es, als hätte es ihn nie gegeben.
    ***
    V ersuchte er sich etwa freizukaufen?, dachte Joel, während er schlaftrunken auf dem abgewetzten Sofa vom Flohmarkt saß. Er kratzte sich am Haaransatz. Mit einem lächerlichen Fünfhunderter?
    Er schüttelte verwirrt den Kopf.
    Blutsbande.
    Blutgeld.
    Warum habe ich ihm nicht nachgerufen?
    Warum habe ich nie diese verdammten Briefe geöffnet, die er mir geschickt hat?
    Er schlurfte hinaus ins Bad und ließ sich kaltes Wasser übers Gesicht laufen. Schaute dann lange in den Spiegel, ohne vollständig davon überzeugt zu sein, wer dort im Glas zu sehen war und zurückstarrte. Planlos stolperte er weiter in die Küche, wo er den Kühlschrank öffnete und eine Weile auf die Bierdosen und die Packung mit Wiener Würstchen starrte. Dann schloss er ihn langsam wieder.
    Rote Rosen, dachte er. Tja, warum nicht. Bei der nächsten Gelegenheit würde er verdammt noch mal einen großen Strauß rote Rosen kaufen.
    Dann ging er mit entschlossenen Schritten in den Flur hinaus, wo er sich Stiefel und seinen Mantel anzog und eine Mütze aufsetzte. Er nahm eine Taschenlampe in die eine Hand und das Saxophon in die andere. Als er hinaus auf die Verandatreppe kam und die Taschenlampe einschaltete, sah er, dass sich neue Schneewehen auf dem Hügel hinterm Holzschuppen angesammelt hatten. Joel begann hinaufzuklettern, trat in ein Loch und fiel, stand jedoch wieder auf und stapfte weiter durch den Schnee, der ihm bis unter die Achseln reichte. Die Lampe und das Saxophon reckte er trotzig hinauf in Richtung der Unwetterwolken.
    Jetzt würde er verdammt noch mal blasen!
    Der Teufel sollte ihn holen, wenn es ihm nicht gelänge, den Sturm zu übertönen.

Kapitel  30
    J oel schreckte aus dem Schlaf hoch, als ihm jemand ein Kissen aufs Gesicht presste. Er bekam keine Luft mehr, versuchte sich zu befreien, doch seine Arme waren kraftlos. Tausende von Ameisen bissen in seine Muskelfasern und zerrten daran. Als er sich im Bett herumwarf, verhedderte sich die verschwitzte Bettwäsche zwischen seinen Beinen und fesselte seine Füße. Er schrie vor Panik. Doch dann gelang es ihm, sich aufzusetzen. Er starrte geradewegs in die Dunkelheit.
    Draußen vor dem Fenster hörte er den Wind heulen.
    War dort jemand?
    Er bewegte vorsichtig seine Finger, sodass das Blut in
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