Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
Vom Netzwerk:
gerade so, wie das eine weiße Licht sich durch die Brechung im Prisma in sieben Farben aufspaltet.“
Blake schaute Rubinowitz verblüfft an. „Kabbala? Ich dachte, Sie sind Physiker.“
„Das Licht ist nur eine Metapher“, sagte Rubinowitz. „Aber die Sieben ist in allem. Von den sieben Tagen, an denen Gott die Welt erschuf, bis zu den sieben Weltwundern, von den sieben Farben und den sieben Tönen bis hin zu den sieben Geistern Gottes. Indem Sie die sieben grundlegenden Intelligenzen zusammenfügen, werden Sie auch die sieben Geister Gottes wieder vereinen. Verstehen Sie, Blake? Wenn die sieben Farben des Prismas gebündelt werden, dann entsteht wieder das ursprüngliche weiße Licht, das Licht der Vollkommenheit. Und wenn die sieben Geister Gottes wieder zusammengefügt werden – Blake! Sie wissen, was das bedeutet.“
„Nein“, sagte Blake trotzig. „Ich weiß es nicht.“
„Oh doch!“, sagte Rubinowitz. Seine Stimme nahm jetzt an Eindringlichkeit zu, als rede er auf einen Schwerhörigen ein. „Sie wissen es. Sie wissen, dass auch der Urknall nur eine Metapher ist für die Explosion des göttlichen Geistes. Wir alle haben Teil an der göttlichen Vollkommenheit, aber nur wie Splitter oder Steine eines Mosaiks. Das Wesen des Menschen ist es, niemals die Vollkommenheit zu erreichen. Aber Leute wie Lansky, Jackson und Marconi geben sich mit der natürlichen Begrenzung des Menschen nicht zufrieden. Sie wollen Gott überlisten, sie wollen den Menschen verbessern und den Übermenschen züchten. Sie locken uns mit dem Versprechen auf Glück, Gesundheit und ewiges Leben. Aber in Wahrheit bewirken sie das Gegenteil. Ihr maßloses Streben nach Vollkommenheit ist der sichere Weg zur Abschaffung des Menschen! Es ist nicht unsere Bestimmung, mit Gott um die Vorherrschaft zu kämpfen, sondern das Geschenk des Lebens zu würdigen. Sie aber, Blake, Sie sind dabei, das Gottesprogramm auf die Spitze zu treiben.“
Blake schüttelte entschieden den Kopf. „Ich betreibe kein Gottesprogramm. Ich versuche nur, die Einheit des Wissen wiederherzustellen.“
„Es hat diese Einheit des Wissens doch nie gegeben!“, schrie Rubinowitz. „Auf Erden jedenfalls nicht. Die Einheit des Wissens ist ein Mythos, eine Illusion!“
„Vielleicht hat es sie nicht gegeben“, sagte Blake unbeeindruckt, „der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Aber es wird sie geben, so viel ist sicher.“
„Sie sind dabei, unsere Welt zu zerstören!“, sagte Rubinowitz, auf dessen Wangen sich jetzt tiefrote Flecken gebildet hatten.
„Unsinn.“ Blake schüttelte erneut den Kopf. „Das ist doch alles Spekulation. Wo sind die Tatsachen?“
„Das gesteigerte Pflanzenwachstum!“, sagte Rubinowitz. „Das Erdbeben! Der Aufstand der Tiere! Der Gesang der Wale! Was braucht es denn noch?“ Verzweifelt rüttelte er an seinen Fesseln. „Wachen Sie doch auf, Blake. In Wahrheit haben Sie in Ihrem Traum eine Todesmelodie gehört, die Melodie vom Ende des Menschen. Aber noch können Sie umkehren. Noch haben Sie die Chance, wirklich Gutes zu tun!“
Blake schaute Rubinowitz mitleidig an. „Sie hätten Prediger werden sollen“, sagte er. „Sie sind zwar Physiker, aber Ihre wahre Begabung liegt in Ihrer Prediger-Intelligenz.“ Er ergriff erneut die Spritze und ließ durch einen leichten Druck auf den Kolben etwas Flüssigkeit austreten.
„Mein Gott“, sagte Jane leise.
Troller beobachtete, wie einige schwer bewaffnete Polizisten über das Gelände huschten. Dann wurde das Bild des Überwachungsmonitors schwarz. Wahrscheinlich hatten sie die Überwachungskamera abgedeckt.
Blake zielte mit der Spritze auf Rubinowitz Arm.
„Warten Sie!“, rief Jane.
Doch schon hatte Blake Rubinowitz in die Vene gestochen. Das Betäubungsmittel begann sofort zu wirken. Rubinowitz saß einige Sekunden mit vor Schreck geweiteten Augen da, bevor er langsam in sich zusammensackte.
„Das Schlimmste hat er hinter sich“, sagte Blake. Er löste die Fesseln und hob Rubinowitz, der willenlos in seinen Armen hing, auf die Liege des Robodoc.
Troller konnte nichts mehr sagen, nichts mehr denken und vor lauter Grauen auch nichts mehr fühlen. Er war taub. Gelähmt.
Blake schnallte Rubinowitz fest und positionierte seinen Kopf unter dem Ring. „Er wird jetzt heruntergekühlt. Das dauert nur ein paar Minuten.“
Wo blieben nur Ross und seine Leute? Warum brauchten sie so lange? Durchsuchten sie erst die ganze Farm? Oder dauerte es so lange, die Sicherheitsschleusen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher