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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Maschine arbeitet auf Hundertstel Millimeter genau. In besseren Händen könnte ihr Gehirn gar nicht sein. Aufgrund der Kühlung ist es im Übrigen eine völlig unblutige Angelegenheit.“
„Sie Ungeheuer“, stammelte Rubinowitz. „Das werden Sie nicht wagen!“
„Oh doch! Meine Leute hatten Sie sowieso schon gesucht. Und ich bin Miss Anderson und Mr. Troller sehr dankbar dafür, dass sie Sie mitgebracht haben. Es wäre mir sonst kaum noch möglich gewesen, die Dreitagesregel einzuhalten.“
„Dreitagesregel?“
„Die einzelnen Gehirne müssen innerhalb von drei Tagen zusammengefügt werden. Wenn dieses Zeitlimit überschritten wird, wachsen Sie nicht mehr zusammen. Dann ist das Ende erreicht.“
„Das heißt, wenn wir nicht gekommen wären, wäre es bei den sechs Gehirnen geblieben?“, fragte Troller.
„Ja“, sagte Blake. „Ganz sicher.“
Eine unbändige Wut stieg in Troller auf, aber er wusste nicht, ob auf sich selbst, auf Gott oder das Schicksal. Was für eine grauenhafte Ironie. Sie waren hergekommen, um Blake an der Fortsetzung seines verbrecherischen Werks zu hindern, und genau dadurch hatten sie das Gegenteil bewirkt. Troller hätte schreien können vor Wut und Verzweiflung. Wenn er doch irgendeinen Ausweg wüsste! Irgendeinen Trick, mit dem sie Blake überlisten konnten. Auf den Überwachungsmonitoren war immer noch nichts zu sehen. Wo, verdammt noch mal, blieb Lieutenant Ross!
Auch Blake warf einen Blick auf die Überwachungsmonitore und wandte sich dann wieder Rubinowitz zu: „Übrigens werden Sie sich in bester Gesellschaft befinden. Sie wissen ja, Eklund, Freeman, Lansky . . .“
„Und Kranich? Was war mit dem? „Blake schaute Troller bekümmert an und ließ die Schulter hängen. „Der ist nicht dabei.“
„Er war mein Freund“, sagte Troller. „Warum haben Sie ihn umgebracht?“
„Er war auch mein Freund, glauben Sie mir. Sein Fehler war nur, dass er mich zu gut kannte. Er hatte etwas geahnt, als die Nachricht von Eklunds Tod um die Welt ging. Er rief mich an und drohte mir, an die Öffentlichkeit zu gehen. Aber glauben Sie mir, ich habe mit seinem Tod nichts zu tun. Mein Sicherheitsdienst hat das Gespräch abgehört und dann vollkommen eigenmächtig gehandelt. Glauben Sie mir: Ich habe von seinem Tod erst durch Sie erfahren. Ich hätte ihn sonst auch verhindert. Ich lehne Mord grundsätzlich ab.“
„Sie lehnen also Mord ab“, rief Rubinowitz erregt. „Und was haben Sie mit mir vor?“
„Sie werden es genießen“, sagte Blake in kühlem Ton. Entschieden wandte er sich dem Robodoc zu und schaltete ihn ein. „Sobald Ihr Gehirn herausgetrennt ist, wird es mit äußerster Behutsamkeit in die Schüssel eingepasst, und die NCS beginnt ihr Werk. Innerhalb von Sekunden wird Ihr Gehirn mit dem der anderen zusammenwachsen. Es handelt sich um einen einfachen Prozess der Selbstorganisation. Die flüssige Substanz sorgt dafür, dass die passenden Axonen und Dendriten gehirnübergreifend zueinander finden und neue Synapsen bilden.“
„Nach welchen Kriterien haben Sie die Wissenschaftler ausgewählt“, fragte Troller, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.
„Haben Sie das nicht herausgefunden?“ Blake warf einen kurzen Blick auf die Anzeigeinstrumente des Robodocs. „Die Antwort ist doch ganz einfach. Ich werde die sechzehn Wissenschaften vereinen, deren Vertreter ich damals in doppelter Besetzung zur Konferenz eingeladen hatte.“
„Sechzehn?“, schrie Rubinowitz. „Soll das heißen, Sie wollen noch zehn weitere ermorden?“
„Regen Sie sich nicht auf“, sagte Blake. „Bleiben Sie ruhig. Und vor allem sachlich. Ich morde nicht, ich übertrage Leben von einer Form in eine andere. Syntopos lebt! Außerdem: Glauben Sie ernsthaft daran, dass das Leben eines Wissenschaftlers mehr wert ist als das von hundert palästinensischen Kindern?“
„Was hat denn das damit zu tun?“
Blake lächelte überlegen. „Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass sich die Welt verändert? Was glauben Sie denn, wie es dazu gekommen ist, dass Israelis und Palästinenser nicht nur ihre blutige Fehde begraben, sondern sogar beschlossen haben, einen gemeinsamen Staat zu gründen? Und das innerhalb von wenigen Tagen! Und wie ist es Ihrer Ansicht nach zum Schuldenerlass für die Dritte Welt gekommen? Oder zum Sinneswandel in den Führungsetagen einiger Energiekonzerne, die auf einmal bereit sind, ihr Know-how kostenlos zur Verfügung zu stellen?“
„Das war Ihr Werk?“, fragte Jane ungläubig.
Blake
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