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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
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musste es beenden.
    Die Göttin stand im Türrahmen der Küche. »Es tut mir leid, Bonnie. Ehrlich.«
    »Hör auf, das zu sagen!«
    Bonnie griff an. Sie drückte die Göttin auf den Boden und stach ihr ins Herz. Sie versenkte die Klinge immer und immer wieder. Jeder Stich schürte die Flammen der Raserei, befeuert von dem Bedürfnis, etwas zu fühlen – außer dem Nichts. Fünf Minuten später verrauchte ihre Wut, aber die Leere blieb.
    Auf dem Gesicht der Göttin hatte sich Langeweile ausgebreitet, als sie jetzt zu Bonnie aufblickte.
    »Bist du fertig?«
    An dem Messer war kein Tropfen Blut, und auf der Haut der Göttin zeigte sich keine Spur des Angriffs. Bonnie ließ die Waffe fallen und schleppte sich zum Sofa. Die Göttin setzte sich neben sie.
    Das Geräusch eines Autounfalls lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Film im Fernseher und die Darstellung von verbogenem Stahl und zerbrochenem Glas. Und Blut. So viel Blut.
    Die Göttin öffnete den Mund.
    »Nicht«, unterbrach Bonnie sie. »Sag es einfach nicht.«

FÜNF
    Phil erwischte auf der Heimfahrt vom Büro jede einzelne Fliege. Bis er zu Hause ankam, war die Windschutzscheibe mit verschmierten Insekten übersät. Außerdem war das Wischwasser leer, aber er schaffte es trotzdem, Elliots Auto nicht von einer Klippe zu fahren, auch wenn er gegen Ende nur noch durch ein paar Zentimeter halbwegs klaren Glases spähte. Er fuhr in die Einfahrt und zuckte beim Geräusch von brechendem Glas zusammen. Auch mit übernatürlichem Pech sah er nicht ein, wie es möglich sein sollte, über drei verschiedene Flaschen und einen rostigen Nagel zu fahren und sich vier platte Reifen zu holen.
    Sehr vorsichtig ging er über seinen Rasen. Irgendwie schaffte er es trotzdem, in Hunde-Hinterlassenschaften zu treten. Zwei Mal. Seine Schuhe ließ er auf der Veranda stehen.
    Die Karte war nicht dort, wo Phil sie liegen gelassen hatte. Er suchte im ganzen Haus danach und stieß sich die Zehen an jedem Möbelstück, bevor er ein neues Paar Schuhe anzog. Er suchte unter den Sofakissen und in jeder Schublade. Er schaute in den Kühlschrank, hinter den TV -Schrank und in den Mülleimer.
    Er fand sie nicht. Nach einer Stunde gab er auf.
    Phil setzte sich auf die Couch und starrte das Telefon an. Was war das für ein Gott, der kein Gebet hatte? Es war ein bisschen altmodisch, aber viel schwerer zu verlieren als eine Visitenkarte. Phil zog seine Brieftasche heraus und sah hinein. Das hatte er schon ein Dutzend Mal getan, aber ihm fiel nichts anderes mehr ein.
    Die Karte fiel ihm in den Schoß. Er überlegte, ob sie wohl schon die ganze Zeit dort gewesen war und es nur sein Pech war, dass er sie erst jetzt sah. Oder hatte sie sich in seiner Brieftasche materialisiert, nachdem sein Gott befunden hatte, dass Phil genug gelitten hatte?
    Das Telefon klingelte ungefähr zwanzig Sekunden, dann ging jemand ran.
    »Ja?«
    Er kannte die Stimme nicht.
    »Darf ich bitte Lucky sprechen?«, fragte Phil.
    Es entstand eine Pause.
    »Er schläft im Moment«, antwortete die Stimme. »Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Er schläft?«
    »Er schläft gerne aus. Spreche ich mit Phil?«
    »Äh … ja.«
    »Hey, Phil. Ich bin Tom.«
    »Hi … Tom.«
    Unbehagliches Schweigen folgte, während Phil sich überlegte, was er noch sagen könnte.
    »Könnten Sie Lucky vielleicht wecken?«, fragte er. »Das ist sozusagen ein Notfall.«
    »Ich würde Ihnen zu gern helfen«, sagte Tom, »aber das geht nicht. Ich hänge ihm einen Zettel an den Kühlschrank. Er liest ihn, wenn er aufwacht. Bis dahin werden Sie einfach durchhalten müssen. Es sind nur noch ein paar Stunden Pech. Nehmen Sie meinen Rat an und sitzen Sie still, tun Sie nichts, dann wird das schon werden.«
    »Aber …«
    »Wir sprechen uns später, Phil. Lob sei Luka.«
    Er folgte Toms Rat und pflanzte sich auf die Couch. Einmal ging er in die Küche, um sich eine Limo zu holen. Er schaltete den Fernseher ein, aber ohne Fernbedienung musste er Soaps anschauen. Als er auf die Toilette ging, verstopfte sie. Obwohl er nur pinkelte. Als er versuchte, es in Ordnung zu bringen, blieb der Pümpel stecken.
    Das Telefon klingelte um halb zwölf. Es war Teri, nicht Lucky, die anrief, um zu fragen, wie Phil vorankam. Sie klang erschöpft und ratterte eine kurze Liste von Unglücksfällen herunter, die sie getroffen hatten. Er hörte nur mit halbem Ohr zu. Dann gab er ihr denselben Rat, den Tom ihm gegeben hatte und erzählte ihr, er erwarte einen Rückruf – und dass er ihr
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