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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
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Bescheid sagen würde, wenn sich alles wieder geklärt habe.
    Mittag kam und ging. Das Telefon klingelte nicht. Er gab ihm noch zehn Minuten, dann beschloss er, es könne nicht schaden, noch einmal anzurufen.
    »Ja?« Es war Tom.
    »Hi, hier ist Phil. Ich habe vorhin angerufen …«
    »Ja, ich erinnere mich. Warten Sie mal kurz …«
    Phil konnte Toms gedämpften Ruf hören.
    »Hey, Lucky! Es ist Phil!«
    Luckys Antwort klang zu dumpf, um sie enträtseln zu können.
    »Er sagt, er kommt sofort vorbei, wenn er mit seinen Cornflakes fertig ist und geduscht hat. Vierzig Minuten, höchstens.«
    Phil hätte sich beinahe beschwert, beschloss dann aber, es sei wohl schlauer, auf Nummer sicher zu gehen. Er starrte in den Fernseher, ohne wirklich hinzusehen. Eine Stunde später klingelte es an der Tür. Phil sprang vom Sofa auf. Er hatte es so eilig, die Tür zu öffnen, dass er mit der Hüfte schmerzhaft gegen einen Beistelltisch stieß. Die Lampe fiel um und zerbrach. Murrend hinkte er den Rest des Weges.
    Lucky stand auf der Veranda. Er hatte kein Gepäck dabei.
    »Hey, Kumpel. Was geht?«
    Phil ging auf die Knie. Gar nicht einfach mit seiner geprellten Hüfte. Er neigte den Kopf und versuchte, ihn tiefer als den von Lucky zu bekommen. Auch das war nicht leicht.
    »O großer und barmherziger Luka, Herr des Glücks und Wohlstands. Wir haben dir Unrecht getan und erflehen demütig deine Vergebung …«
    »Lass das, Kleiner.«
    Phil wagte es, den Kopf zu heben. Lucky lächelte ihn an.
    »Steh auf. Ich weiß Bittgebete der alten Schule zu schätzen, aber das ist nicht nötig.«
    »Heißt das, du willst uns nicht länger strafen?«
    »Ich habe euch überhaupt nie gestraft.«
    »Aber seit du gegangen bist, hatten wir nichts als …«
    »Ich könnte eine Pizza vertragen. Sollen wir uns irgendwo eine Pizza holen?«
    »Ich bin auch ein bisschen hungrig«, sagte Phil. »Aber mein Auto hat vier platte Reifen.«
    »Kein Problem. Ich flieg uns hin.«
    Lucky schnippte mit den Fingern. Eine strahlende Kugel umgab sie, und Phil wurde vom Boden hochgehoben und schoss über die Stadt hinweg. Lucky ließ den Blick über die Landschaft schweifen und entdeckte bald eine kitschig aufgemachte Pizzeria, die Kinder ansprechen sollte. Da es ein Wochentag war und die Schule noch nicht aus, war der Laden leer. Die Lichtkugel schob sich durch die Eingangstür und setzte Lucky und Phil am Tresen ab.
    »Und welche Pizza magst du gerne? Ich persönlich steh ja auf Sardellen.«
    Lucky las die Speisekarte hinter dem Angestellten, der mit einer grellen gelb-blauen Uniform geschmückt war, mit einem Namensschild, das ihn als Gary auswies.
    »Sir«, sagte Gary, »leider sind hier Tiere nicht erlaubt.«
    »Warte mal kurz.« Lucky durchsuchte seine Taschen und beförderte einen Standardausweis für Gottheiten zutage. Gary kontrollierte ihn oberflächlich.
    »Ihre Bestellung, Sir?«, fragte er.
    »Wir nehmen eine große Pizza mit extra Sardellen.«
    »Wir führen keine Sardellen mehr, Sir.«
    »Schauen Sie hinten nach. Ich hab so ein Gefühl, Sie werden noch eine alte Dose hinter den eingemachten Peperoni finden.«
    »Wir verwenden nur die frischesten Zutaten, Sir«, sagte Gary.
    Lucky kicherte. »Tun Sie mir einfach einen Gefallen und sehen Sie nach. Dann nehme ich noch eine große Cola und als Beilage einen Salat. Lass dir noch drauflegen, was du willst, Phil. Ich bin drüben beim Skeeball .«
    Als er weg war, fragte Gary: »Ist das Ihr Gott? Oder ist es nur einer, den Sie kennen?«
    »Meiner.«
    »Und er hängt mit Ihnen ab? Das ist ziemlich cool. Mein Familiengott schickt uns nur viermal im Jahr einen Newsletter. Oh, und an meinem achtzehnten Geburtstag habe ich eine Tarn-Abdeckplane bekommen, mit der man sich unsichtbar machen konnte.«
    »Das war sicher nett.«
    »Bis zum Ende der Woche hatte ich sie schon verloren.« Gary zuckte mit den Schultern. »Das verdammte Ding war unsichtbar.«
    Phil bezahlte die Pizza. Er vergaß, sich eine Quittung geben zu lassen. Er dachte eben noch nicht automatisch daran, Ausgaben für Gottheiten von der Steuer abzusetzen.
    Dann gesellte er sich zu Lucky in die Spielhalle. Der Waschbär deutete auf ein Paar, das am anderen Ende an einem Skeeball -Automaten spielte.
    »Pass auf.«
    Der Mann rollte den Holzball die Rampe hinauf. Er hopste perfekt in das schwierigste Loch mit der höchsten Punktzahl. Die Maschine spuckte einen Strom von Tickets aus. Dann spielte die Frau und wiederholte den Erfolg. Sie machten weiter und
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