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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen
Autoren: Alfred Bekker
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Gorian, dazu kenne ich ihn zu gut. Die Gefahr läge ausschließlich auf deiner Seite.«
    »Dann sei es so«, entgegnete Gorian entschlossen. »Ich weiß, dass ich Morygor nichts voraushabe und er im Gegenteil nahezu alle Trümpfe in der Hand hält. Aber vielleicht ist das einer der wenigen Unterschiede, die auf meiner Seite zu Buche schlagen: dass ich nämlich das Risiko nicht scheue und bereit bin, alles einzusetzen, während er sich in seiner Frostfeste verkriecht und nur seine Handlanger aussendet.«
    »Dieser Unterschied wird nicht zu deinem Sieg, sondern zu deinem Verderben führen«, war Thondaril überzeugt.
    »Aber könntet Ihr wirklich mit dem Gedanken leben, die letzte Möglichkeit vertan zu haben, Morygor noch zu stoppen oder wenigstens jene Waffen zurückzuerlangen, mit deren Hilfe dies noch gelingen könnte?«, fragte Gorian. »Vielleicht schaffen wir es mithilfe dieser Schwerter sogar, eine Magie zu finden, die mächtig genug ist, den Schattenbringer von der Sonne zu vertreiben. Schließlich ist das Metall dieser Schwerter einmal Bestandteil des Schattenbringers gewesen. Heißt es nicht in den Axiomen des Ordens, dass ein Stück des Übels das große Übel zu bekämpfen vermag?«
    Es war eines der Axiome, die dem Ersten Meister zugeschrieben wurden, und zu diesem gab es in der Literatur des Magiehauses ganze Folianten mit Kommentaren und Auslegungen sowie praktische magische Beispiele, welche die Wahrheit des Axioms belegen sollten. Gorian hatte nur einen Bruchteil davon in seiner bisherigen Ausbildung kennenlernen können, aber er durfte davon ausgehen, dass sowohl Thondaril als auch Yvaan sehr genau wussten, wovon er sprach.
    »Vielleicht, wenn man es mit der verbotenen Sternenmagie der Caladran kombiniert«, murmelte Thondaril nachdenklich. »Dann würde man dieselben Methoden anwenden wie Morygor. Denn auch er bediente sich solcher Praktiken, die unter den Caladran verpönt sind. Aber mal davon abgesehen wissen wir zu wenig über Caladran-Magie, um sie anwenden zu können.«
    »Vielleicht kann Morygors Schicksalslinie ja auch schon am Speerstein beendet werden«, wagte Gorian zu hoffen. »Es könnte doch sein, dass seine Berechnungen ihm vorschreiben, mir höchstpersönlich an diesem Ort entgegenzutreten.«
    »Er wird erst erscheinen, wenn du besiegt am Boden liegst.«
    »Das Risiko nehme ich auf mich.«
    Thondaril schwieg einen Moment, bevor er sagte: »Du bist wirklich dazu bereit?«
    »Ja.«
    »Es wird sehr hart werden, Gorian. Härter, als du dir vorzustellen vermagst.«
    »Ich habe Gefährten, die mir helfen.«
    »Aber eine Sache hat niemand hier bisher bedacht.«
    »Welche?«
    »Das Frostreich hat sich ausgeweitet, Gorian. Und der Speerstein von Orxanor liegt längst im inneren Bereich. Die Aura dort bricht den Willen von jedermann. Es ist jene Aura, mit der Morygor sein gesamtes Reich erfüllt und die sich wie ein übler Geruch überall dorthin ausbreitet, wohin sich auch sein Reich ausdehnt.«
    Gorian nickte. Sein Vater hatte ihm von diesem Phänomen erzählt. Sowohl Nhorich als auch Gorians Großvater Erian waren einst tief in das Reich der Kälte vorgedrungen, auch wenn es damals noch geringere Ausmaße gehabt hatte und die Grenzen anders verlaufen waren.
    »Jeder, der sich ins Frostreich wagt, verändert sich«, führte Thondaril weiter aus. »Es braucht einen übermenschlichen Willen, um diesem Einfluss nicht zu erliegen. Eine Kraft, die bisher nicht einmal die Stärksten im Orden aufgebracht haben – abgesehen von Meister Domrich, aber der hat auf andere Weise dafür bezahlt.«
    »Erzählt es ihm ruhig«, forderte Meister Yvaan. »Ich nehme nicht an, dass Meister Nhorich über einen bestimmten Aspekt jenes Vorstoßes mit seinem Sohn gesprochen hat, den wir drei damals als Einzige überlebt haben.«
    Gorian horchte auf. »Hat es etwas damit zu tun, dass Ihr meinem Vater gegenüber verpflichtet seid, wie Ihr gesagt habt?«
    Thondaril nickte. »Jeder, der zu lange in Morygors Aura zubringt, verändert sich von ganz allein. Man muss nicht unbedingt erst von seinen Schergen erschlagen und zerstückelt werden, um zu einem Untoten zu werden. Es reicht schon, zu tief in diese Aura zu geraten, die sich mit seinem Herrschaftsbereich ausdehnt. Man verwandelt sich. Manche langsam, manche sehr rasch, und manche verfallen auch dem Wahnsinn und wenden sich gegen die eigenen Gefährten. Wir waren zu tief ins Reich der Kälte vorgedrungen, Gorian, weil wir glaubten, einen entscheidenden Sieg erringen
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