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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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nur zwanzig Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt entdeckt hätte, dann hätte sie nebenbei auch noch den Verstand verloren. Das schreckliche Ding hatte sich lautlos angeschlichen.
    Lara schien es, als ob die Spinne jetzt sogar absichtlich den Blickkontakt mit ihr aufrecht hielt.
    Nach einer Weile löste sich Lara aus der Erstarrung und bemerkte bei einem raschen Blick auf die Wanduhr, dass sie mindestens zehn Minuten so dagestanden haben musste. Auge in Auge mit der Spinne, die wie ein Fabelwesen aus der Märchenwelt darauf wartete, dass ein tapferer Ritter kam und kurzen Prozess mit ihr machte.
    Aber es würde kein Ritter kommen. Lara war mit der Spinne allein in dem Haus, sah man einmal von ihrem neuen Freund, dem Swop, ab.
    Hatte sich die Spinne gerade bewegt?
    Lara konnte es nicht beschwören. Vielleicht hatte die Bewegung auch nur in ihrem Kopf stattgefunden.
    Sie selbst jedenfalls hatte bisher noch keine Bewegung gewagt, und mittlerweile begann ihr Rücken durch die Verspannung zu schmerzen.
    Langsam, ganz langsam (die Spinne könnte sich ja vielleicht entschließen, zu ihr herunterzukommen) machte sie einen Schritt rückwärts, aber sie wusste bald, dass dies die falsche Richtung war. Immer mehr wurde ihr klar, dass sie selbst dieses Problem lösen musste.
    Besser ausgedrückt, sie musste dafür sorgen, dass die Spinne aus ihrem jetzt nicht mehr ganz so sauberen, ordentlichen und hübschen Haus und damit aus ihrem Leben verschwand. Damit alles wieder seine Ordnung hatte.
    Und dazu musste sie sich ihr nähern.
    Nicht nur nähern, sondern sogar ganz nahe hingehen und im schlimmsten aller Fälle (wenn es einen Gott gab, dann durfte er das einfach nicht zulassen)   berühren.
    Bei dem Gedanken wurde ihr übel, aber sie riss sich zusammen. Sie musste den Ritter spielen, aber sie würde das Ungeheuer nicht erschlagen. Die Vorstellung, was für eine Schweinerei entstehen würde, sollte sie mit einem schweren Gegenstand (etwa einem Hammer) die Spinne platt schlagen, jagte ihr einen Schauer nach dem anderen über den verkrampften Rücken. Das würde sie mit herkömmlichen Putzmitteln wohl kaum wieder wegbekommen.
    Ganz zu schweigen von der Delle, die sie vielleicht in der Decke hinterlassen würde.
    Die Spinne lief ein Stück auf sie zu. Lara schrie. Natürlich war niemand da, der sie hören konnte, denn ihre nächsten Nachbarn (die Coreys) waren für eine Woche in Urlaub gefahren.
    Ein Haus weiter wohnte ihre beste Freundin Geraldine, doch das war schon außer Hörweite.
    In ihrer Panik dachte sie daran, Arnold in Brasilien anzurufen, aber die Vernunft sagte ihr, dass Arnold in diesem speziellen Fall nur wenig ausrichten konnte.
    Die Spinne lief noch ein weiteres kleines Stück in Laras Richtung, dann blieb sie wieder stehen. Offenbar erschien ihr die Hausherrin überaus interessant, doch sie traute sich nur nicht so recht, in ihre Reichweite zu kommen.
    Noch nicht.
    Lara überlegte.
    Geraldine anrufen? Nun, nur im äußersten Notfall würde sie sich diese Blöße geben.
    Ihre Mutter? Ebenso.
    Sie gab sich einen Ruck und rannte in Richtung Küche, wobei sie beinahe über den Swop gefallen wäre, der immer noch dort stand, wo sie ihn damals vor einer Viertelstunde, als die Welt noch in Ordnung gewesen war, stehen gelassen hatte. In der Küche griff sie sich einer Eingebung folgend eine Glasschüssel, die etwa vier bis fünf Liter fassen durfte, und ging wieder (nun ein wenig langsamer) ins Wohnzimmer.
    Die Spinne war inzwischen wieder ein wenig näher zur Tür gekrabbelt.
    Lara glaubte jetzt sogar kleine Beißwerkzeuge am Kopf des Tieres sehen zu können, und der Ekel zwang sie beinahe in die Knie. Aber sie wurde nun oben gebraucht, ganz oben, an der Decke. Dort, wo die Spinne saß, und mit ihren Kiefern in einer fremden Zeichensprache redete, die nur für Spinnen gedacht war und nicht für saubere, ordentliche Hausfrauen.
    Lara war nur einen Meter sechsundsechzig groß und kam somit, selbst wenn sie sich streckte, nicht mit den Händen an die Decke, solange sie auf dem Fußboden stand. Sie musste also wieder auf den Küchenstuhl steigen, von dem aus sie bereits vorhin den Lampenschirm abgewischt hatte.
    Sie holte den Stuhl und platzierte ihn direkt unter der Spinne, die hochinteressiert die Aktivitäten unter sich mitverfolgte. Lara nahm die Schüssel in beide Hände, kletterte auf den Stuhl und ließ dabei den Störenfried an der Decke nicht aus den Augen. Die Spinne war inzwischen besorgniserregend größer
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