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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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geworden, was natürlich an der verringerten Distanz zwischen den beiden Hauptdarstellern dieser Szene lag, aber in Laras Fantasie wuchs die Spinne so schnell ins Unermessliche, wie ein Ungeheuer in einem alten Horrorfilm.
    Auf dem Stuhl stand Lara wie ein verunglücktes S mit gebeugten Knien und krummem Rücken und hielt die Schüssel in Gesichtshöhe, direkt unter der Spinne, die jetzt gerade offenbar eine Wanderpause eingelegt hatte. Sie thronte regungslos einen halben Meter über Laras schweißnassem Gesicht.
    Die Schüssel wog mittlerweile wie Blei in ihren Händen. Lara nahm einen tiefen Atemzug und stülpte die Glasschüssel mit einer schnellen Bewegung über das Tier.
    Die Folgen waren beachtlich.
    Die Spinne entwickelte sofort hektische Betriebsamkeit und raste mit ihren flinken Beinchen in der Glasschüssel, in die sie sich hatte fallen lassen, hin und her. Lara hätte bei diesem unerwarteten Energieausbruch der Spinne beinahe das Gleichgewicht verloren, aber sie fiel nicht, da sie die Schüssel fest an die Decke drückte und sich damit gerade noch den nötigen Halt auf dem Stuhl verschaffte. Die Versuche der Spinne, aus ihrem gläsernen Gefängnis zu entkommen, nahmen kein Ende, und Lara fiel es schwer, nicht einfach die Hand wegzuziehen, wenn die Spinne von innen darüber lief.
    Erst nach einer halben Minute bemerkte Lara, die schon ein wenig stolz auf sich gewesen war, dass sie einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte.
    Sie hatte vergessen, an einen Deckel zu denken.
    Wie, zum Teufel, sollte sie das Vieh nun wegbekommen, ohne dass es aus der offenen Schüssel (über ihre Hände) weglief?
    Die Spinne war nun endlich zum Stillstand gekommen. Sie saß auf dem Boden der Schüssel, und Lara war davon überzeugt, dass die kleinen Augen sie jetzt bösartig musterten. Außerdem fürchtete sie nun, dass es zu einem offenen Kampf (mit Berührungen) zwischen ihr und der Spinne kommen würde, denn sie würde die Schüssel nicht ewig so halten können.
    Panik stieg erneut in ihr auf.
    Mit Ungeziefer dieser Art fertig zu werden   war eindeutig Männersache.
    Und wo, bitteschön, war ihr Mann gerade? Wo war er, wenn er in solch einer dringenden Angelegenheit gebraucht wurde?
    Er war in Brasilien!
    Er war im verdammten Urwald von Brasilien und baute windschiefe Brücken.
    Wo solche Spinnen eigentlich hingehörten, wenn man es recht bedachte.
    In Lara stieg kalte Wut auf, die sich mit aller Macht gegen Arnold richtete.
    Wenn er morgen heimkam, dann würde er etwas zu hören bekommen.
    Sie würde ihm etwas über Spinnen mit behaarten Beinen erzählen, die hilflosen, einsamen und ordentlichen Ehefrauen nachstellen, während sich der liebe Gatte in Gesellschaft von Affen und Papageien merklich wohler zu fühlen scheint.
    Sie würde ihm so sehr den Marsch blasen, dass er sich wünschte, in Brasilien bei seinen Brücken und Affenfreunden geblieben zu sein.
    Sie würde ihm gewaltig die Meinung sagen.
    Diesen Tag würde er nicht so schnell vergessen.
    Aber mit ihrem Problem war sie inzwischen kein Stück weitergekommen.
    Im Gegenteil, es hatte sich sogar deutlich vergrößert, nachdem sie diese Glasschüssel ihrer neuesten Freundin als Behausung zum Geschenk gemacht hatte.
    Die Spinne hatte ihre Taktik nun geändert und wanderte mit langsamen, kontrollierten Bewegungen durch die Schüssel, wobei sie die Glasfläche nach eventuellen Schwachstellen absuchte.
    Schwachstellen, durch die sie (über ihre Hände) entwischen konnte.
    Zum Glück gab es natürlich keine, aber die Spinne schien es nicht so recht glauben zu wollen.
    Lara zog die linke Hand weg, um sie zu entspannen. Die Rechte presste sie dafür nun umso stärker von unten gegen die Schüssel. Und dann passierte das, was die ganze daraufhin folgende Katastrophe in Gang setzte.
    Das Telefon klingelte.
    Es klingelte mit größtmöglicher Lautstärke, da Lara den Apparat vor dem Staubsaugen eben auf größtmögliche Lautstärke eingestellt hatte, um einen eventuellen Anruf von Arnold nicht zu überhören.
    Denn sie hatte ganz vergessen, wie leise der Swop doch war.
    Arnold hatte bis jetzt nicht angerufen, aber dafür rief nun ihre Mutter an.
    Das Klingeln versetzte Lara einen solchen Schrecken, dass sie am ganzen Körper zusammenzuckte, und unglücklicherweise gelang es ihr diesmal nicht, das Gleichgewicht zu halten. Ihre Rechte ließ vor Schreck die Schüssel los, und ihr hastiger Versuch das Gefäß mit seinem brisanten Inhalt wieder aufzufangen, ließ sie in einer
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