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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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qualvoll langsamen Zeitlupe vom Küchenstuhl fallen, als dieser durch die ruckartige Verlagerung ihres Gewichts umkippte.
    Mit einem schrillen Aufschrei riss sie beide Hände hoch, doch sie griffen ins Leere. Die Glasschüssel flog in hohem Bogen durch die Luft und zerschellte in einer Explosion von Kristallen auf dem Boden.
    Fast zeitgleich mit Lara, die zwei Meter weiter ebenfalls äußerst hart aufschlug.
    Das Telefon klingelte unverdrossen weiter, doch Lara nahm es nur noch durch einen Nebel von Schmerzen, Fassungslosigkeit und noch mal Schmerzen wahr. Bei ihrer Landung war ein furchtbares Knacken zu hören gewesen, verbunden mit dem schlimmsten Schmerz, den sie jemals empfunden hatte. Dieser Schmerz hatte sein Zentrum in ihrer Leibesmitte, wo er wie ein tobender Orkan zerstörerisch wütete. Sie hatte sich die Hüfte gebrochen. Mindestens.
    Lara wurde schwarz vor Augen, und diese Schwärze wurde von unzähligen kleinen hellen Sternschnuppen durchpflügt. Die Spinne war vergessen, Arnold und seine Brücke in Brasilien waren vergessen, und nur der allmächtige Schmerz besaß ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Das Telefon, dessen Klingelintervalle sich mit ihren in wildem Stakkato pochenden Schmerzen zu einer albtraumhaften Symphonie vereinigten, stand weit außerhalb ihrer Reichweite.
    Nach einer Zeitspanne, die Lara in ihrem Zustand nicht abschätzen konnte, brach das Klingeln abrupt und der Anrufbeantworter aktivierte sich automatisch.
    Er aktivierte sich immer nach dem zehnten Klingeln automatisch.
    HALLO, LARA, HIER IST DEINE MUTTER. WO STECKST DU DENN SCHON WIEDER? DU MÜSSTEST DOCH ZU HAUSE SEIN. DU BIST AUCH BESTIMMT ZU HAUSE. GEH' BITTE AN DEN APPARAT.
    Gut gesagt , dachte Lara. Von Gehen konnte im Moment überhaupt keine Rede sein, wahrscheinlich war daran in den nächsten Monaten nicht zu denken.
    LARA, HÖRST DU MICH?
    Ja ich höre dich, Mama … hören ist so ziemlich das Einzige, was ich noch tun kann.
    Sie brauchte schnell Hilfe, und zum ersten Mal hoffte Lara, dass ihre Mutter lange genug am Apparat blieb.
    Zum allerersten Mal wünschte sie, ihre Mutter würde nicht auflegen.
    LARA, ICH WARTE ...
    Ja warte, Mama, bitte warte, vielleicht schaffe ich es .
    Lara stützte sich auf die Ellenbogen (entsetzliche Schmerzen) und robbte im Schneckentempo (noch entsetzlichere Schmerzen) zum Telefonschränkchen im Flur.
    BIST DU VIELLEICHT EINKAUFEN GEGANGEN? ARNOLD KOMMT MORGEN WIEDER ZURÜCK, HOFFENTLICH HAST DU ES NICHT VERGESSEN. UND HOFFENTLICH HAST DU AUCH DIE WOHNUNG IN ORDNUNG GEBRACHT. DU WEISST, DEIN VATER HAT ES IMMER GEHASST, WENN ER VON EINER GESCHÄFTSREISE HEIMKAM, UND ETWAS WAR NICHT AN SEINEM PLATZ. ARNOLD IST EBENFALLS EIN ORDENTLICHER MENSCH. ICH HOFFE, DU HÄLTST DEIN HAUS SAUBER, MEIN KIND.
    Ja, ich halte das Haus sauber, Mama. Es blinkt und glänzt überall hier um mich herum, aber leider habe ich mir bei dem Versuch, eine Tarantel zu entfernen (nur der Ordnung halber), das Becken gebrochen. Bleib dran, Mama, ich brauche Hilfe. Ich brauche dringend Hilfe.
    LARA, MEIN SCHATZ, ICH ...
    Komm', Mama, bitte komm' heute her, bitte ...
    ... KOMME HEUTE NICHT VORBEI. ICH HATTE ES ZWAR ZUERST VORGEHABT, ABER IRGENDWIE FÜHLE ICH MICH HEUTE NICHT SO BESONDERS. DU WEISST JA, MEINE ARTHROSE. DEINE MUTTER WIRD LANGSAM ALT UND DIE KNOCHEN MACHEN NICHT MEHR SO MIT. ICH DENKE, ...
    Nur noch zwei Meter bis zu der wunderbaren Oase des Telefons. Lara glaubte jetzt wirklich, dass sie es schaffen konnte. Die Schmerzen wogten mittlerweile wütend von ihren Zehen bis unter die Schädeldecke. Ihre Mutter würde also von selbst nicht kommen, also musste sie es schaffen. Denn Lara fühlte sich ebenfalls nicht so besonders. Sie war zwar noch nicht im Alter ihrer Mutter, aber ihre Knochen machten seit ein paar Minuten auch nicht mehr so mit. Das musste sie ihrer Mutter unbedingt erzählen, mal sehen, was sie dazu sagte.
    Noch anderthalb Meter.
    ... DU KOMMST AUCH OHNE MICH ZURECHT. ABER MORGEN KOMME ICH DANN GANZ BESTIMMT, WEIL DOCH AUCH ARNOLD DANN WIEDER DA IST. BITTE RUF' DOCH ZURÜCK, WENN DU ...
    Noch einen Meter.
    Bitte Mama, leg nicht auf, ich hab's gleich geschafft. Erzähl' mir doch noch ein bisschen von deiner Arthrose, ich hör' dir so gerne zu ...
      ... WIEDER DA BIST. BLEIB' GESUND UND ...
    Ich bin nicht gesund!
    Noch fünfzig Zentimeter.
    Lara wagte nun alles. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, spannte die Beinmuskeln, verdrängte den Schmerz und
    ... MACHS GUT.
    sprang.
    Eine Millisekunde, bevor ihre
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