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GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor

GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor

Titel: GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
Autoren: John Norman
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Reittier, eine hochgewachsene schwarze Kaiila mit seidigem Fell, trippelte nervös hin und her. Sie hatte die Nüstern gebläht und die Sturmlider geschlossen, die den großen runden Augen eine gelbliche Färbung verliehen. Die Kaiila, vor einigen Wochen in der Stadt Kailiauk in der Grenzzone erstanden, hatte wohl noch nie solche Tiere gerochen, und auf keinen Fall in solcher Zahl. Staub umwallte uns, und ich mußte blinzeln. Die Nähe solcher Ungeheuer war beeindruckend. Ich wagte mir nicht vorzustellen, wie es wäre, dieser Herde noch näher zu kommen. Will man einzelne Tiere aus der Masse töten, muß man beinahe auf Berührungsnähe heran, damit die Lanze fest genug gestoßen werden kann oder der Pfeil tief genug eindringt.
    »Gibt es immer soviel Staub?« fragte ich und mußte ein wenig die Stimme heben, so laut bellten die Ungeheuer und dröhnten die Hufe.
    »Nein«, antwortete Cuwignaka ebenso laut. »Im Augenblick ist die Herde in Marsch und grast nicht.«
    »Sie ist früh dran«, wiederholte ich.
    »Ja«, sagte Grunt. »Das ist interessant. Sie muß mehr als normal in Bewegung gewesen sein.«
    »Ich schaue mir die Tiere mal an«, sagte Cuwignaka.
    »Sei vorsichtig!« ermahnte Grunt.
    Wir schauten zu, wie Cuwignaka seine Kaiila den Hang hinabtrieb. Er würde sich nicht zu dicht an die Tiere heranbegeben, wofür es grundlegende traditionelle Gründe gab.
    »Die Tiere gleichen einer Flut«, sagte ich, »einem gewaltigen Erdrutsch; sie sind wie Wind oder Donner: ein Naturereignis.«
    »Ja«, sagte Grunt.
    Die Bewegung dieser Herde war im Lager der Isbu-Kaiila, der Kleine-Steine-Bande des Kaiila-Stammes, seit gut zehn Tagen auf einer primitiven Karte verfolgt worden, mit eingekerbten Stöcken, deren Markierungen die Tage angaben und deren Position das Vorrücken der Tiere am fraglichen Tag darstellten. Kundschafter der Sleensoldaten, einer Kriegergemeinschaft der Isbu, behielten die Tiere im Auge, seit sie vor gut zwei Wochen Kaiila-Gebiet erreicht hatten. Es war ein Monat, in dem die Sleensoldaten im Lager die Polizeigewalt innehatten mit der Verantwortung für viele verschiedene Dinge: Kundschafterei und Wachestehen, Aufsicht im Lager und das Schlichten kleiner Streitigkeiten. Zu den anderen Pflichten der Sleensoldaten gehörten natürlich die Planung, Organisation und Überwachung der großen Wanasapi, der großen Jagd.
    Wenige Ehn später zügelte Cuwignaka seine schweißbedeckte Kaiila neben uns; obwohl er schwitzte, war er bester Laune.
    »Herrlich!« rief er.
    »Gut«, sagte Grunt, der sich über die Begeisterung des jungen Mannes freute.
    Wer diese Dinge nicht genau kennt, wird kaum begreifen, welche Bedeutung der Pte oder Kailiauk für die roten Wilden hat. Sie verehren und lieben dieses Tier, das für sie eine wichtige Rolle spielt; ein großer Teil ihres Lebens kreist darum. Der Kailiauk ist für sie mehr als Fleisch für den Magen und Kleidung für den Rücken; das Tier ist ein Mysterium und eine besondere Wesenheit; es ist überladen mit Medizin, es ist eine Gefahr, es bietet Sport, es ist eine Herausforderung – und eine Herzensfreude, wenn man es frühmorgens jagt, eine Lanze oder einen Bogen in der Hand, eine schnelle, eifrige Kaiila zwischen den Knien.
    »Schaut!« sagte Grunt und deutete nach rechts.
    In schnellem Galopp näherte sich ein Reiter, ein roter Wilder. Er trug Lendenschurz und Mokassins. Vor der Brust baumelte eine Kette aus Sleenklauen. Er hatte keine Federn im Haar, und weder er noch sein Tier waren bemalt. Er hatte auch keine Lanze und keinen Schild bei sich. Er war nicht in kriegerischer Absicht unterwegs, obwohl an seinem Sattel ein Bogenetui mit Köcher baumelten und an seiner Hüfte eine perlenbesetzte Scheide mit einem Tauschmesser hing.
    »Das ist Hci«, sagte Cuwignaka. Es gab eigentlich keine genaue Übersetzung für den Ausdruck ›Hci‹. Am ehesten konnte man ihn noch als Scharte übersetzen, wie sie beispielsweise in der Schneide einer Axt entsteht. Im weiteren Sprachgebrauch bedeutet das Wort ›Kerbe‹, wie man sie mit einer Axt in einen Baum schlägt, oder auch ›Narbe‹. Und aus dieser Bedeutung leitet sich der Name offensichtlich her. Hcis linke Gesichtshälfte war von einer unregelmäßigen, gezackten Narbe entstellt, etwa zwei Zoll lang. Zugezogen hatte er sie sich vor mehreren Jahren, mit siebzehn, bei seinem zweiten Einsatz auf dem Kriegspfad. Ein Gelbmesserkrieger hatte sie ihm im Verlauf eines berittenen Kampfes mit einem langgriffigen Steintomahawk
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