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GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor

GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor

Titel: GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
Autoren: John Norman
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fiel ein zweiter ein. »Ich habe ihn gesehen. Er kam aus der Menge und schlug einen großen Bogen. Er hatte große Angst. Er kann gar nicht wirklich aus den Bergen gekommen sein.«
    »Du begreifst?« fragte der Höchste Wissende.
    »Vollkommen«, sagte ich.
    »Aber das ist nicht wahr!« rief Vika. »Wir haben die Priesterkönige gesehen!«
    Ich brachte sie zum Schweigen.
    Große Traurigkeit überkam mich, als ich daran dachte, welches Schicksal die Menschen erwartete, die aus dem Nest in ihre Heimatstädte zurückgekehrt waren. Vie l leicht wurden sie wieder in die menschliche Gemei n schaft aufgenommen, wenn sie in fremde Städte zogen; in ihrer Heimat erinnerten sich die Wissenden bestimmt noch daran, daß sie einmal ins Sardargebirge aufgebr o chen waren.
    Die Wissenden hatten ihr Leben, ihre überlieferten Traditionen und das Prestige ihrer Kaste, die sie für die höchste des Planeten hielten; sie hatten ihre Lehren, ihre heiligen Bücher, ihre Gottesdienste, ihre Rolle in der Kultur. Selbst wenn sie die Wahrheit ahnten – konnte ich ernsthaft erwarten, daß sie ihre Roben verbrannten, ihren Anspruch auf geheimes Wissen aufgaben und sich wir k licher, ehrlicher Arbeit zuwandten?
    »Er ist ein Betrüger und muß sterben«, sagte einer der Wissenden.
    Ich hoffte, daß die Menschen, die aus dem Nest in ihre Heimat zurückkehrten, dort nicht wie Freiwild gehetzt würden – unschuldig in Kenntnis der Wahrheit. Wer konnte ihnen schon glauben? Wer glaubte diesen ve r sprengten Menschen, deren Wort gegen das der mächt i gen Kaste der Wissenden stand?
    Wie es schien, hatten die Wissenden wieder einmal g e siegt.
    Ich nahm an, daß viele Menschen sofort ins Nest z u rückkehren würden, wo sie jetzt frei leben konnten. A n dere zogen es vielleicht vor, ein Leben in Heimlichkeit zu führen, sich zu verstellen, viele mochten auch vers u chen, in neuen Städten unterzukommen, wo sie nicht b e kannt waren, ein neues Leben zu führen, so als trügen sie in ihren Herzen nicht das Geheimnis des Sardargebirges.
    Voller Scham machte ich mir klar, daß ich vorhin nahe daran gewesen war, meine Mitmenschen zu verraten. Auch ich hatte den großen Augenblick ausnutzen, hatte die Botschaft der Priesterkönige verkünden wollen, um den Menschen ein Leben zu empfehlen, wie ich es mir vorstellte – aber was nützte das, wenn solche Dinge aus Angst vor den Priesterkönigen Wirklichkeit wurden und nicht, weil dem Menschen der Sinn danach stand? Nein, die Menschen sollten auf eigenen Füßen stehen.
    Und ich war dankbar, daß sich der Höchste Wissende Ars eingemischt hatte. Der Priester winkte jetzt den a n deren zu, die sich um uns drängten.
    »Tretet zurück!« sagte er, und man gehorchte sofort.
    Ich spürte, daß er mich allein sprechen wollte, und bat Vika, sich ebenfalls einige Schritte zu entfernen.
    Der Höchste Wissende Ars musterte mich. Und plöt z lich sah ich ihn nicht mehr als Gegner, und ich spürte, daß auch er seine Feindseligkeit aufgegeben hatte.
    »Weißt du über das Sardargebirge Bescheid?« fragte ich.
    »Ausreichend«, sagte er.
    »Warum das alles?«
    »Das wäre für dich nicht zu verstehen.«
    »Sprich trotzdem«, sagte ich.
    »Bei den meisten«, sagte er, »verhält es sich so, wie du annimmst – es sind einfache, gläubige Mitglieder meiner Kaste. Dann gibt es andere, die die Wahrheit ahnen und in Qual leben oder die so tun, als ob. Aber ich, Om, Höchster Wissender Ars, und gewisse andere Höchste Wissende sind anders.«
    »Und inwieweit unterscheidet ihr euch?«
    »Ich … und einige andere … wir warten auf den Me n schen.« Er blickte mich an. »Und der Mensch ist noch nicht bereit.«
    »Wofür?«
    »Um an sich selbst zu glauben«, sagte Om, und ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Er lächelte. »Ich und andere haben versucht, die Kluft offenzuhalten, auf daß er erkenne und sie fülle. Einige haben das getan – aber noch nicht viele.«
    »Und welche Kluft wäre das?«
    »Wir wenden uns nicht an das Herz des Menschen«, sagte Om, »sondern an seine Ängste. Wir sprechen nicht von Liebe und Mut und Loyalität – sondern von Zerem o nien und Gehorsam und von den Strafen der Priesterk ö nige – denn täten wir es nicht, fiele es den Menschen viel schwerer, über das hinauszuwachsen, was sie jetzt sind. Und so kommt es, daß wir – was vielen Mitgliedern me i ner Kaste nicht bekannt ist – eigentlich nur existieren, um eines Tages überflüssig zu werden und somit auf unsere Weise dem Menschen
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