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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen
Autoren: Michael Grant
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von einem eher mürrischen Wesen. Brianna hingegen war laut, nahm kein Blatt vor den Mund und handelte leichtfertig. Eine Zeit lang hatte Dekka nach Anzeichen gesucht, ob sie vielleicht auch auf Mädchen stand, doch vergebens.
    Bloß kannte die Liebe keine Vernunft. Und sie musste auch keinen Sinn ergeben. Genauso wenig wie die Hoffnung. Also hielt Dekka an ihrer Liebe fes t – und an ihrer Hoffnung.
    Dekka schob ihre Beine über die Bettkante und stand auf. Da es im Zimmer stockfinster war, tappte sie vorsichtig zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Bis zur Morgendämmerung würde es noch eine Weile dauern. Mindestens eine Stunde. Sie hatte keine Uhr. Wozu auch?
    Ihr Blick wanderte zum Strand, wo der weiße Sandstreifen und das schwache Glitzern des Wassers am Ufer zu erkennen waren.
    Als Nächstes suchte sie nach dem Buch, das sie gerade las: Master and Commander von Patrick O’Brian. Sie hatte es im Haus gefunden, eines von vielen Büchern über Seefahrer und Entdecker. Normalerweise las sie so etwas nicht, doch dann hatte sie festgestellt, dass es ihr guttat, jeden Tag ein paar Stunden lang in eine andere Welt abzutauchen.
    Mit dem Buch ging sie nach unten ins Wohnzimmer, wo das einzige Licht im ganzen Haus brannte. Eine kleine in der Luft schwebende Kugel, die Sam mit seiner Kraft erzeugt hatte. Ihr Licht ging nie aus, sie fühlte sich auch nicht heiß an, brannte aber wie eine frei schwebende Glühbirne. Zauberei. In der FAYZ gehörte Magie aber längst zum Alltag. Dekka besaß ihre eigene.
    Sie holte sich eine gekochte Artischocke aus dem Küchenschrank. An Artischocken herrschte in der FAYZ kein Mangel. Frische Brötchen mit Butter und Marmelade wären ihr zwar lieber gewesen, aber wenn die Alternative Verhungern hieß, war sie nicht wählerisch. Die Ernährungslage in der FAYZ war weiterhin angespannt. Sie hatten jetzt wieder zu essen, nur schmeckte das meiste ziemlich ekelhaft und manchmal regelrecht zum Kotzen. Dekka wäre während ihrer Gefangenschaft in Coates beinahe verhungert, deshalb fand sie eine Artischocke zum Frühstück völlig in Ordnung und zog sie dem Hunger allemal vor.
    Plötzlich ging ein Rauschen durch das Zimmer, und bis das Geräusch der zuschlagenden Tür ihr Ohr erreicht hatte, war Brianna vor ihr aufgetaucht.
    »Jack hustet sich die Lunge aus dem Leib«, sagte sie außer Atem. »Ich brauch Hustensaft!«
    »Hi, Brianna«, begrüßte Dekka sie schmunzelnd. »Dürfte schwierig werden, es ist mitten in der Nacht.«
    »Na und? Hey, cooler Pyjama. Wo hast du den her? Aus ’m Designerladen für Fernfahrer?«
    »Er ist bequem«, erwiderte Dekka ungerührt.
    »Ja, genau die richtige Größe für dich und zwölf deiner besten Kumpel. Mann, wenn ich deine Kurven hätte, würde ich sie nicht verstecken, ehrlich.«
    »Jack ist krank?«, erinnerte Dekka sie und verkniff sich ein Lächeln.
    »O h … ja, er hustet. Und er hat Gliederschmerzen.«
    Dekka unterdrückte ihre Eifersucht auf Computer-Jack, das Technikgenie, de r – wie Dekka ihn einschätzt e – keinerlei moralische Skrupel kannte. Wenn man ihm eine Tastatur unter die Nase hielt, tat er alles, was von ihm verlangt wurde.
    »Klingt, als hätte er die Grippe«, meinte sie.
    »Echt?«, fragte Brianna ironisch. »Also, ich hätte ja eher auf eine Anthrax-Vergiftung oder Beulenpest getippt. Aber mal ernsthaft, das ist wirklich nicht lustig: Wenn Jack hustet, krampft er sich zusammen und stampft mit den Füßen auf oder schlägt mit der Faust aufs Bett.«
    »Verstehe.« Mit seiner Mutantenkraft war Jack so stark wie zehn erwachsene Männer.
    »Er hat mein Bett kaputt geschlagen!«
    »Er liegt in deinem Bett?«
    »Ja, weil er die blöden Computer in seiner blöden Wohnung nicht demolieren wollte. Deshalb ist er zu mir gekommen. Und zertrümmert jetzt meine Bude. Ich habe mir Folgendes überlegt: Du kommst zu mir rüber und hebst ihn in die Luft, okay? Dort kann er keinen Schaden anrichten.«
    Dekka musterte Brianna. »Du hast eine Schraube locker, weißt du das? Wir haben mehr Häuser, als wir brauchen. Bring ihn irgendwohin, wo keiner wohnt.«
    »Hä?« Brianna sah sie kurz an. »Ach so. Mal sehen.«
    »Es sei denn, du möchtest, dass ich dir Gesellschaft leiste.« Dekka hasste sich für den hoffnungsvollen Ton in ihrer Stimme. »Sieh oben nach, ob du was gegen Husten findest.«
    Brianna war jedoch bereits verschwunden, um Sekunden später wieder vor ihr aufzutauchen.
    Sie hielt ein Fläschchen hoch, das zur Hälfte mit einer roten
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