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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Autoren: Gillian Flynn
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doch, dass sie dich richtig glücklich macht .
    Damals machte Amy mich richtig glücklich.
    Amy ihrerseits machte sich auch ihre Gedanken über Go. Sie ist sehr … sehr Missouri-mäßig, nicht wahr? Und: Man muss in der richtigen Stimmung für sie sein . Und: Sie klammert ziemlich, wenn es um dich geht. Aber vermutlich hat sie sonst niemanden .
    Ich hatte gehofft, wenn wir alle in Missouri wohnten, würden die beiden sich entspannen – sich darauf einigen, dass sie verschiedener Meinung waren und dass das so sein durfte. Nichts dergleichen, keine von beiden war dazu bereit. Aber Go war lustiger als Amy, und deshalb war es ein ungleicher Kampf. Amy war clever, sarkastisch, ihr Urteil vernichtend. Amy konnte mich zur Weißglut bringen, konnte ein Argument genau und messerscharf auf den Punkt bringen, aber Go brachte mich immer zum Lachen. Und es ist gefährlich, über seinen Ehepartner zu lachen.
    »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du meine Genitalien nicht mehr erwähnst«, sagte ich. »Dass ich innerhalb der Grenzen unserer geschwisterlichen Beziehung sozusagen keine Genitalien besitze.«
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Go trank einen Schluck Bier, dann ging sie dran, verdrehte die Augen und grinste. »Na klar ist der hier, Moment.« Dann formte sie mit den Lippen den Namen: »Carl.«
    Carl Pelley wohnte gegenüber von Amy und mir. Seit drei Jahren pensioniert, seit zwei Jahren geschieden. Gleich danach zog er in unser Viertel. Früher war er Handelsreisender – Party-Bedarf für Kinder –, und ich spürte, dass er sich nach vier Jahrzehnten Motel-Leben in seinem Haus nie richtig zu Hause fühlte. Fast jeden Tag tauchte er mit einer durchdringend duftenden Lunchtüte von Hardee’s in der Bar auf und jammerte so lange über sein knappes Budget, bis wir ihm den ersten Drink spendierten. (In der Zeit, in der er regelmäßig in die Bar kam, wurde mir außerdem klar, dass er ein funktionsfähiger, aber massiver Alkoholiker war.) Immerhin war er so anständig, alles zu akzeptieren, was wir gerade »loswerden wollten«, ohne jede Einschränkung: Einen ganzen Monat trank Carl nichts als verstaubtes Zimas, circa Jahrgang 1992, eins der ersten Alkopops, das wir im Keller aufgestöbert hatten. Wenn Carl gezwungen war, verkatert zu Hause zu bleiben, fand er immer einen Grund, wenigstens anzurufen: Dein Briefkasten quillt heute mal wieder über, Nicky, vielleicht ist ein Päckchen gekommen. Oder: Es soll regnen, willst du nicht die Fenster zumachen? Es waren immer Scheingründe. Carl musste einfach das Klirren der Gläser, das Gluckern des Alkohols beim Einschenken hören.
    Ich nahm das Telefon und schüttelte ein Glas mit Eiswürfeln direkt daneben, damit Carl sich seinen Gin vorstellen konnte.
    »Hey, Nicky«, drang Carls wässrige Stimme an mein Ohr. »Entschuldige die Störung, ich dachte nur, du solltest Bescheid wissen … eure Haustür steht offen, und die Katze läuft draußen rum. Das soll wahrscheinlich nicht so sein, oder?«
    Ich gab ein unverbindliches Geräusch von mir.
    »Ich würde ja rübergehen und nach dem Rechten schauen, aber ich bin ein bisschen unpässlich«, fuhr Carl schwerfällig fort.
    »Keine Sorge«, erwiderte ich. »Ich wollte sowieso gerade aufbrechen.«

    Die Fahrt nach Hause dauerte fünfzehn Minuten, immer nach Norden, die River Road entlang. In unser Viertel zu fahren jagt mir manchmal eine Gänsehaut über den Rücken – so eine Menge gähnend leerer, dunkler Häuser, Häuser, in denen nie jemand gewohnt hat, Häuser, deren ehemalige Bewohner an die Luft gesetzt worden sind, und jetzt steht das Haus da, siegreich geräumt, menschenleer.
    Als wir einzogen, stürzten sich unsere einzigen Nachbarn sofort auf uns: Eine ledige Mutter mittleren Alters brachte einen Auflauf, ein junger Vater von Drillingen erschien mit einem Sechserpack Bier (seine Frau war mit den Drillingen zu Hause geblieben), außerdem kam ein älteres christliches Paar, das ein paar Häuser weiter wohnte, und natürlich Carl von gegenüber. Wir saßen auf unserer Veranda, sahen auf den Fluss hinaus, und alle redeten kleinlaut über zinsvariable Hypotheken und Nullprozent-Zinsen und Nullanzahlung, und dann machten sie Bemerkungen darüber, dass Amy und ich die Einzigen waren, die einen direkten Zugang zum Fluss hatten, und die Einzigen ohne Kinder. »Nur ihr beide? Allein in dem ganzen großen Haus?«, fragte die alleinerziehende Mutter, während sie Rührei-Irgendwas verteilte.
    »Ja, nur wir
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