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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: S Westerfeld
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starrte in eine offene Kiste. »Und ziemlich schwer ist es dazu.«
    »Ziemlich«, sagte der Loris auf ihrer Schulter und beäugte die Kiste voller Missfallen.
    Alek sah sich nach Bovril um. Der hing über Dylans Kopf von der Decke. Alek hob die Hand, und das Tier kletterte auf seine Schulter. Graf Volger erlaubte solche Abscheulichkeiten natürlich nicht in seiner Nähe.
    »Guten Tag«, grüßte das Tierchen.
    »Guten Abend«, berichtigte Alek und wandte sich Dr. Barlow zu. »Darf ich fragen, warum uns der Zar gebeten hat, eine Ladung Dörrfleisch aufzunehmen?«
    »Dürfen Sie nicht«, sagte sie. »Aber schauen Sie sich doch bitte einmal diese unerwartete Fracht an. Wir brauchen Ihren Sachverstand als Mechanist.«
    »Meinen Sachverstand als Mechanist ?« Alek gesellte sich zu Miss Eierkopf neben der Kiste. Inmitten von Stroh, das als Polstermaterial diente, lagen verschiedene Metallteile, die in der Dunkelheit glänzten. Alek kniete, griff in die Kiste und nahm eins der Teile heraus. Tazza schnüffelte daran und winselte.
    Es handelte sich um ein elektrisches Bauteil, das ungefähr so lang wie ein Unterarm und am Ende mit zwei blanken Drähten ausgestattet war.
    »Der Zar hat Ihnen nicht verraten, wie man das zusammenbaut?«
    »Eigentlich sollte überhaupt keine Maschine dabei sein«, erwiderte Dylan. »Aber es sind fast eine halbe Tonne Metallteile und Werkzeuge hier drin. Die hätten den armen Mr. Newkirk fast in eine Kiefer gezogen!«
    »Und alles das Produkt von Mechanisten«, murmelte Alek. Er begutachtete ein weiteres Teil, eine mundgeblasene Glaskugel. Mit einem satten Klicken rastete sie bei dem ersten Teil ein.
    »Das sieht aus wie ein Zündkondensator, wie einer von denen, die wir in meinem Sturmläufer hatten.«
    »Zündkondensator«, wiederholte Bovril leise.
    »Sie können uns also den Zweck dieses Geräts erklären?«, fragte Dr. Barlow.
    »Vielleicht.« Alek sah in die Kiste. Dort lag ein Dutzend weiterer Teile, und es gab noch zwei andere Kisten. »Aber dazu brauche ich Klopps Hilfe.«
    »Nun, ja, das wäre ein Problem.« Dr. Barlow seufzte. »Aber sicherlich können wir den Kapitän überreden. Sie müssten sich nur beeilen. Morgen erreichen wir unser Ziel.«
    »So bald? Interessant.« Alek lächelte, er hatte gerade ein Teil entdeckt, das zu den anderen beiden passte. Es handelte sich um einen sehr eng aufgewickelten Kupferdraht mit wenigstens tausend Windungen wie bei einer Hochspannungskaskade. Er pfiff eine Boteneidechse herbei, die er daraufhin zu seinen Männern schickte, aber er wartete nicht, bis sie eingetroffen waren.
    In gewisser Hinsicht war es leicht zu erraten, wie die Teile zusammengehörten. Er hatte einen Monat lang in der Wildnis dabei mitgeholfen, seinen Sturmläufer mit reparierten, gestohlenen oder behelfsmäßigen Teilen in Gang zu halten. Und die Metall- und Glasteile vor seiner Nase waren keinesfalls behelfsmäßig, sondern es handelte sich um elegante Stücke, so geschwungen wie die Möbelschöpfungen aus Holz an Bord der Leviathan . Während er arbeitete, schienen seine Finger von selbst zu begreifen, wie man die Teile zusammensetzen musste, auch wenn er den Sinn des Apparates noch nicht verstand. Als Klopp und Hoffman schließlich eintrafen, hatte er schon einen beachtlichen Teil der Arbeit erledigt.
    Vielleicht war Seine Durchlaucht Aleksandar Prinz von Hohenberg am Ende doch keine Wasserstoffverschwendung.

5. KAPITEL
    Früh am nächsten Morgen war der Apparat so gut wie fertig. Die wenigen Teile, die noch übrig waren, Knöpfe und Hebel für das Steuerpult, lagen überall auf dem Boden verstreut. Das Trockenfleisch hatte man aus dem Frachtraum entfernt, um Platz zu schaffen, doch der Geruch hing weiterhin in der Luft.
    Alek, Dylan, Bauer und Hoffman hatten ohne zu schlafen durchgearbeitet, Meister Klopp hatte den Großteil der Nacht auf einem Stuhl gedöst und war nur gelegentlich aufgewacht, um Anweisungen zu geben und den Entwickler des Apparates zu verfluchen. Seiner Meinung nach waren die grazilen Linien zu fantasievoll und eine Beleidigung der Mechanisten-Prinzipien. Bovril saß auf seiner Schulter und prägte sich voller Freude die Schimpfwörter des Deutschen ein.
    Seit der Nacht der osmanischen Revolution benutzte Klopp einen Gehstock und verzog das Gesicht, wann immer er aufstehen musste. Sein Kampfläufer war beim Angriff auf die Tesla-Kanone gestürzt, als er vom Orientexpress umgefahren worden war. Dr. Busk, der Schiffsarzt der Leviathan , sagte, es sei ein
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