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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond
Autoren: Susanne Picard
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seine Wange strichen, nicht das purpurrote Licht. Die Scham darüber, den Zwilling getötet zu haben und damit den eigenen Treue-Schwur gebrochen zu haben, zerfiel in den feurigen Sonnenstrahlen zu Asche. Übrig blieben Freude am Licht und eine wundersame Sehnsucht.
    Ein unterdrückter Ruf in der Ferne riss Telarion aus den bittersüßen Gedanken.
    Sein Gefährte – Gomaran.
    Etwas sirrte dicht über Telarions Kopf hinweg und schnitt eine seiner kurzen, widerspenstigen Haarsträhnen ab, die nicht zu bändigen waren. Ohne nachzudenken, riss Telarion das daikon , das einschneidige Langschwert der Elben, aus dem Waffengurt. Er warf das Bündel Decken und Ausrüstung, das er trug, seit er und Gomaran die Reittiere an der südlichen Grenze zum Waldland zurückgelassen hatten, ans Ufer des Bachs und stürmte in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Im nächsten Moment war Waffengeklirr zu hören: Offenbar war Gomaran schon auf Gegner getroffen.
    Für einen kurzen Moment verfluchte Telarion, dass er sein Verlangen nach den Strahlen der Purpursonne nicht eher unterdrückt hatte. Gerade er, ein Elb, der seit über einem Mondumlauf auf der Flucht vor den Patrouillen der Königin war, hätte es besser wissen müssen, als sich durch diesen Wunsch von seinem Gefährten trennen zu lassen. Nun war Gomaran ein gutes Stück voraus und auf sich gestellt.
    Doch Telarion blieb keine Zeit für Reue. Er hörte das daikon des Gegners, bevor er es blitzen sah, und konnte sich gerade noch unter der heransausenden Klinge wegducken. Seine jahrelange Übung als Heermeister des Königs zahlte sich jetzt aus. Noch im Fallen riss er sein eigenes Schwert nach oben und parierte den Hieb, was den Gegner erschrocken aufkeuchen und zurückspringen ließ. Telarion kam wieder auf die Beine, doch er hielt nicht inne, sondern ließ einen Hagel von Schlägen auf den Gegner niederprasseln, die dieser zwar parierte, ihm aber die Möglichkeit nahm, seinerseits anzugreifen. Telarion drang stärker auf ihn ein, bis es ihm gelang, seinem Gegenüber von unten einen Hieb in den Schwertarm zu versetzen.
    Der Mann schrie auf und ließ sein daikon fallen. Wasser spritzte auf, als er auf einem algenbewachsenen Stein ausrutschte und fiel.
    Telarion bückte sich, packte seinen Gegner am Kragen, riss ihn hoch und schleuderte ihn ans Ufer. Dann folgte er, umfasste das Heft seines Schwerts noch einmal fester und schlug mit dem Knauf der Waffe erst gegen den Unterkiefer seines Gegners, dann gegen die Schläfe. Es knackte, als die Zähne des Mannes aufeinanderschlugen, dann verdrehte er die Augen und sackte bewusstlos in sich zusammen. Telarion griff nach dem Schwert des Soldaten und schleuderte es mit aller Kraft ins Dickicht. Dort würde es so schnell nicht wiederzufinden sein.
    Er wandte sich Gomaran zu, der sich mehrere Klafter entfernt gegen zwei Gegner zur Wehr setzen musste. Rasch war Telarion bei den Kämpfenden und riss den, der ihm näher stand, an der Schulter zu sich herum. Einen Augenblick später hatte er ihm den Schildarm um die Kehle geschlungen und drückte zu. Der Mann rang nach Atem, doch vergeblich; der ehemalige Heermeister des Königs hielt ihn mit seinem magischen Arm und verhinderte so,dass die Luft seine Lungen erreichte. Die Kraft verließ den Soldaten, er ließ sein daikon fallen und wäre zu Boden gesunken, hätte der Arm des Fürsten ihn nicht weiter unter dem Kinn gehalten.
    Gomaran nutzte den Augenblick der Verwirrung des zweiten Mannes, als dieser seinen Gefährten zusammenbrechen sah, hieb ihm seine Klinge über die Brust und stieß einen Wimpernschlag später zu. Der Mann fiel tot in sich zusammen.
    Ein Gurgeln verriet, dass Telarion dem Soldaten, den er festhielt, wieder zu atmen erlaubte.
    Der Mann nutzte die Gelegenheit sofort. Er wand sich mit einer geschickten Drehung aus Telarions Griff und riss noch im Wenden das wakon , ein Kurzschwert mit gebogener Klinge, aus dem Gürtel. Telarion zuckte zusammen, als das wakon das gewickelte Hemd zerschnitt, das er trug, und einen blutigen Streifen auf seiner Brust hinterließ. Telarion sprang zurück, doch er schaffte es trotz der plötzlichen Schmerzen, mit beiden Händen das daikon zu greifen und für einen Angriff anzuheben.
    Der Mann drang auf ihn ein. Telarion konnte seine Schläge abwehren, doch es fiel ihm schwer, die Wunde tat weh. Als der Soldat das bemerkte, bückte er sich rasch, hob sein in den Bach gefallenes daikon auf und drang nun mit beiden Klingen auf den ehemaligen
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