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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7
Autoren: Gabriella Engelmann
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und drehte mich auf die Seite. Doch es nützte alles nichts. Ich musste aufstehen, denn ich wollte Nives bei der Schaufensterdekoration helfen und anschließend in der Wunderblume vorbeischauen, wo die beiden Besitzerinnen mit mir besprechen wollten, wann und ob ich regelmäßig ihre Auslage gestalten sollte.
    »Neuer Tag, neues Glück!«, sagte ich zu mir selbst und schwang die Beine aus dem Bett. Dann nahm ich mir das Buch über die Rauhnächte, das Nives mir neben einer Bonuszahlung von dreihundert Euro zu Weihnachten geschenkt hatte. Zusammen mit Jorindes Präsent – dem Buch »Die psychologische Deutung des Märchens Frau Holle« – hatte ich nicht nur genug Lektüre, sondern auch jede Menge Stoff zum Nachdenken. Mal sehen, was empfahl die Autorin ihren Lesern für die Silvesternacht?
    Tipp 1: Verbringen Sie Silvester im Kreise ihrer Lieben.
    Keine Ahnung, ob man die sieben Zwerge, Sören und Lykke dazu zählen konnte, auf deren Party ich eingeladen war.
    Tipp 2: Fassen Sie gute Vorsätze für das neue Jahr und überprüfen Sie, ob Sie die alten durchgehalten haben.
    Äh, nee. Ich war noch immer eine hoffnungslose Niete in Sport!
    Tipp 3: Vertreiben Sie die Geister des alten Jahres.
    Dazu meine Frage: Dylan? Wer war noch mal Dylan?
    Tipp 4: Machen Sie es wie die Italiener: Tragen Sie rote Unterwäsche, das bringt Liebesglück im neuen Jahr.
    Huch? Hatte Lykke sich heimlich mein Buch gemopst?
    Tipp 5: Essen Sie Ihren Teller leer, das bringt Geldsegen.
    Nun DAS könnte schon eher klappen, schließlich war JamieTim für das Essen auf der Zwergen-Party zuständig.
    Tipp 6: Lassen Sie jedoch auch ein bisschen was vom Essen übrig, damit sie auch im neuen Jahr nie zu hungern brauchen.
    Hm, was denn nun? Teller leer oder Reste drauflassen?
    Tipp 7: Lassen Sie die Sektkorken knallen, stoßen Sie auf das Jahr an und genießen Sie den magischen Anblick des Feuerwerks – es vertreibt das alte Jahr.
    Apropos Sekt: Ich hatte versprochen, welchen zur Party mitzubringen. Musste ich unbedingt noch kaufen!
    Tipp 8: Legen Sie in gemeinsamer Runde Orakel-Karten oder gießen Sie Blei. Es macht großen Spaß zu überlegen, was die Zukunft bringen wird.
    Hallo! Schon mal was davon gehört, wie gesundheits- und umweltschädlich Blei ist? Weiß doch jeder, dass man so etwas besser mit Wachs machen sollte!
    Tipp 9: Nehmen Sie vor dem Zubettgehen prophylaktisch eine Kopfschmerztablette ein und trinken Sie den ganzen Abend über viel Wasser. Das vertreibt den Kater.
    Wie gut, dass wenigstens dieser Punkt mich in keinster Weise betraf.
    Tipp 10: Träume in der Silvesternacht gehen in Erfüllung.
    Na dann: Gute Nacht!
    »Willst du noch ein heiße Suppe essen, bevor du zu deiner nächsten Verabredung gehst?«, bot Nives fürsorglich an, nachdem ich bibbernd vor Kälte aus dem Schaufenster herauskletterte, wo ich die neue Frühjahrskollektion Bettwäsche drapiert hatte. Die Farben der kommenden Saison nannten sich Sorbet, traumhaft schöne Pastelltöne, die Lust auf Eisessen und einen Urlaub am Meer machten. Mein Magen knurrte in diesem Moment so laut, dass Nives lachte: »Na, dann komm mal mit nach oben. Honeypie wird sich freuen, dich wiederzusehen. Delia, passt du so lange hier auf? Wenn du magst, bringe ich dir nachher noch einen Teller runter.« Ich folgte meiner Chefin in den dritten Stock und betrat ihr ganz eigenes zauberhaftes Universum. Ich blieb vor dem blank polierten, ausladenden Flügel stehen. Ob Nives jemals darauf spielte? »Momentan bin ich ein bisschen eingerostet. Aber ich freue mich, wenn es wieder ruhiger im Laden wird und ich endlich wieder ein bisschen mehr üben kann. Dylan hat auch schon mit mir geschimpft, weil ich so nachlässig war.« Was hatte Dylan denn bitte schön mit diesem Klavier zu tun? »Setz dich doch schon mal, ich bin gleich wieder da.« Mit diesen Worten verschwand Nives und ich blieb mit meinen Gedanken allein. Dann hörte ich ein scharrendes Kratzen – Honeypie. »Hallo Süße«, rief ich verzückt und streckte meine Hand vorsichtig aus, um dem Frettchen den Kopf zu kraulen. Erstaunlicherweise zeigte sich das Tierchen kein bisschen scheu, sondern ließ sich streicheln. Ich war so vertieft in das Geschmuse mit Honeypie, dass ich kaum bemerkte, wie Nives zwei tiefe Porzellanteller auf den Tisch stellte und mit einer schweren silbernen Kelle Suppe verteilte. »Was ist denn das?«, fragte ich neugierig und betrachtete erstaunt das Essen. »Das nennt sich Apfel-Holunder-Suppe mit Schneeklößchen.
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