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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7
Autoren: Gabriella Engelmann
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dann heraus, dass Sören einen Lieferanten dazu gebracht hat, mit ihm zusammen reinzugehen, weil er behauptet hat, Ludmilla würde ihn schicken. Als er das erzählte, war ich so erleichtert, dass ich hätte heulen können, und bin Sören spontan um den Hals gefallen. Und nun kommt der helle Wahnsinn: Sören hat mich endlich, endlich geküsst. Ich weiß, ich klinge gerade wie ein Teenie, der den ersten Kuss seines Lebens bekommen hat, aber ich schwöre: SO war es noch nie! Keine Ahnung, wie ich an diesem Abend nach Hause gekommen bin. Alles, was ich noch weiß, ist, dass wir vom Schlachthof abgehauen und zu ihm in die WG gegangen sind, die nicht weit entfernt ist. Sören wohnt da zusammen mit sechs weiteren Typen, die sich die »Zwerge« nennen, und einem bildhübschen Model namens Sarah. Als ich die sah, bekam ich ganz kurz einen totalen Anfall von Eifersucht. Denn hey!, wie konnte Sören mich mögen, wenn täglich so eine Schönheit um ihn herumscharwenzelte? (Sie hat natürlich einen Freund, aber man weiß ja nie!) Aber Sören hat mir später in seinem Zimmer versichert, dass er nur mich (Ich wiederhole: NUR MICH!) toll findet und sich direkt auf den zweiten Blick in mich verliebt hat. Das war, als er Marie zum Schlittschuhlaufen abgeholt hat. Seitdem bin ich ihm wohl nicht mehr aus dem Kopf gegangen und er war so froh, als ICH ihn angerufen habe, denn er wusste nicht, wie es auf mich wirken würde, wenn er sich erst mit Marie verabredet und dann mit mir … Nun schwebe ich auf Wolke 7 und kann es kaum erwarten, ihn bald wiederzusehen. Momentan ist er ja bei seiner Familie, aber ich werde die Tage nutzen, um mir zu überlegen, was ich jetzt in Sachen Ludmilla unternehme. Soll ich sie anzeigen? Soll ich der Tageszeitung einen anonymen Tipp geben? Oder sollte ich ihr lieber signalisieren, dass ich Bescheid weiß und ihr dann die Chance geben, die Dinge wieder geradezurücken? Stopp, mein Handy klingelt. Bin gleich wieder da … Juhu! Es war Sören! Er sagt, dass er mich vermisst und dass er schon am Dienstag wieder in Hamburg sein wird, weil ich ihm so sehr fehle. Wer hätte gedacht, dass mir das jemals passieren würde? Lieber Weihnachtsengel, ich danke dir. Du hast meine geheimsten Wünsche erfüllt. Hast du etwa meinen Zettel gelesen? ;-)
    Deine gefühlsduselige Lykke (Hoffe du verstehst mein wirres Gefasel überhaupt!)

54. Marie Goldt
    (Montag, 26. Dezember 2011)
    Dritte Rauhnacht – Zweiter Weihnachtstag
»Begib dich in die Stille«
    »Hast du Lust, mit uns Scrabble zu spielen?«, wollte Kathrin wissen und steckte den Kopf durch den Türspalt. »Ich hab Kakao gekocht und Apfeltaschen gebacken. Lecker, oder?« So leid es mir tat, heute konnte man mich ausnahmsweise nicht mit heißer Schokolade locken. Heute war es dunkel in mir und ich wollte nichts weiter als meine Ruhe, also schüttelte ich den Kopf. »Das ist sehr lieb von dir, aber ich werde jetzt ein bisschen an die Elbe gehen und mir den Wind um die Nase wehen lassen. Aber lasst mir bitte eine übrig, okay?«
    Nachdem ich kurze Zeit später warm eingepackt am Elbstrand stand und den Schiffen beim Ein- und Auslaufen zusah, ging es mir schon erheblich besser. Die klirrend kalte, klare Winterluft pustete die Nachtgespenster aus meinem Kopf. Ich betrachtete fasziniert, wie sich am Terminal der Docklands gefrorenes Eis zu Blöcken aufgebaut und übereinandergeschoben hatte, und knipste ein Handy-Foto. Nicht mehr lange und die Behörden würden die Alster offiziell freigeben, weil das Eis nun dick genug war, um die vielen feierlustigen Hamburger sicher zu tragen. Weil die Sonne so schön schien, beschloss ich spontan, weiter zu gehen und mir später im Café Engel am Anleger Teufelsbrück einen Tee zu gönnen und von dem schönen Schiffsrestaurant aus auf die Elbe zu schauen. Kaum hatte ich vorsichtig – um nicht auf den vereisten Planken auszurutschen – den Bootssteg betreten, entdeckte ich durch das Fenster eine vertraute Gestalt. Oder vielmehr zwei vertraute Gestalten, die ihre Köpfe zusammensteckten. Mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich erkannte, dass Dylan und Niki offenbar auf dieselbe Idee gekommen waren wie ich. Sofort drehte ich mich auf dem Absatz um und rannte, so schnell es ging, wieder zurück ans Ufer. Erst einen halben Kilometer weiter blieb ich keuchend stehen.
    Was um alles in der Welt machten die beiden da zusammen?
    Und wieso war Niki in Hamburg?
    Die Sonne verschwand hinter einem Wolkenband und mir wurde schlagartig eiskalt. Also
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