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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7
Autoren: Gabriella Engelmann
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hinten«, informierte ich Delia, weil ich mich plötzlich seltsam fühlte. Eine sonderbare Mischung aus Ängstlichkeit und Neugier ergriff von mir Besitz. Diese verwirrende Mischung hatte eindeutig etwas mit der Kundin zu tun, die ich vorher noch nie im Laden gesehen hatte. Irgendetwas war in ihrem Blick, das mich berührte und auch ein wenig traurig machte. Nun mach mal einen Punkt, Marie, und komm wieder runter! Du bist melancholisch, weil du davon geträumt hattest, Weihnachten mit Dylan zu verbringen, das ist alles!, rief ich mich selbst zur Ordnung. Dann schallte Nives’ Stimme durch den Raum: »Marie, kommst du mal bitte? Die Dame hat eine Frage an dich.« Nanu?
    »Ich habe gehört, dass Sie für die schöne Dekoration der Schaufenster zuständig sind. Deshalb wollte ich wissen, ob Sie sich vielleicht vorstellen könnten, das auch mal bei mir zu machen. Mir gehört ein Blumengeschäft in der Gertigstraße.« Mit diesen Worten überreichte sie mir eine Visitenkarte, auf der das Wort Wunderblume stand. Ich wandte mich fragend an Nives, doch die nickte nur lächelnd. »Wenn das so ist, kann ich ja mal zwischen den Jahren in der Mittagspause vorbeikommen oder nach Ladenschluss.« Meine Worte zauberten ein Lächeln auf das Gesicht der Dame und ich war noch mehr irritiert als zuvor. Irgendwie hatte ich sie schon einmal gesehen, da war ich mir ziemlich sicher.
    Nur wo?
    »So, meine Lieben, endlich ist es so weit: Das Weihnachtsgeschäft ist vorbei und wir haben es geschafft, ganz Winterhude und Umgebung zufriedenzustellen, und haben dabei auch noch den höchsten Umsatz seit drei Jahren gemacht«, verkündete Nives freudestrahlend, nachdem sie Punkt ein Uhr die Ladentür verschlossen und eine Kanne alkoholfreien Punsch geholt hatte. »Ich erhebe das Glas auf meine beiden Weihnachtsengel Marie und Delia, denen es gelungen ist, das Ruder nach der Kündigung von Niki herumzureißen und die das alles hier so toll gemeistert haben.« Delia strahlte, ich hingegen blickte beschämt zu Boden. Nikis Weggang lastete immer noch schwer auf mir. »Und weil ich so glücklich und zufrieden bin, möchte ich, dass es euch auch so geht«, lachte Nives und reichte uns beiden ein Päckchen, eingewickelt in dunkelrotes Seidenpapier und gekrönt von einer goldenen Schleife. »Wir haben natürlich auch etwas für dich«, erwiderte Delia lächelnd und gab Nives das Geschenk, das wir beide zusammen ausgesucht hatten: einen Gutschein für ein klassisches Konzert im Planetarium. »Damit Sie ein bisschen näher an den Sternen sind, wie es sich für eine echte Frau Holle gehört«, erklärte ich, als Nives offensichtlich gerührt unsere Karte las. »Du liebst doch die Vier Jahreszeiten von Vivaldi, nicht wahr?«, hakte Delia nach und sah ihre Chefin prüfend an. In Nives’ Augen schimmerte es verdächtig. Sie putzte sich die Nase, gab sich einen Ruck und umarmte uns schließlich beide. »Das ist eine wirklich wunderbare Idee«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Ich danke euch.« Nachdem wir noch eine Weile geplaudert hatten, schaute ich auf die Uhr. Wenn ich noch in die Kirche wollte, musste ich dringend los! Delia, Nives und ich umarmten einander erneut und wünschten uns gegenseitig schöne Feiertage. Ich würde mein Geschenk erst unter dem Tannenbaum öffnen.
    Auf dem Weg zur Bushaltestellte klingelte mein Handy. Es war Julia, die mir frohe Weihnachten wünschen und mitteilen wollte, dass sie und ihre Familie gerade in ihrer Hütte im verschneiten Skiort Sils Maria im Engadin angekommen waren. »Der Ausblick auf die zugefrorenen Seen ist der absolute Wahnsinn«, schwärmte Jule. »Wirklich schade, dass du nicht hier bist.« Das fand ich allerdings auch! »Und was machen die männlichen Skihasen?«, fragte ich grinsend, weil ich an Julias Flirt mit einem der Skilehrer im letzten Jahr dachte. »Momentan ist noch niemand in Sicht, aber Gerüchten zufolge soll Leonardo di Caprio im Anmarsch sein.«
    »Dann ist ja alles bestens«, lachte ich und stellte mir Jule vor, wie sie dick eingemummelt am Fenster stand und auf das Abenteuerland blickte, das in den kommenden zwei Wochen ihr gehören würde. Nachdem ich Grüße an den Rest der Familie und insbesondere an Finja ausgerichtet hatte, legten wir auf. Ich lehnte mein Gesicht an die Fensterscheibe des Busses, der heute ausnahmsweise fast leer war. Sobald die Läden geschlossen hatten, waren alle nach Hause geeilt, um die letzten Vorbereitungen für den Heiligen Abend zu treffen. Fröstelnd zog ich mir
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