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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition)
Autoren: Gisela Stelly
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hören Sie gut zu!«, hatte Hubert einige Tage darauf gesagt, Alexandras Arm genommen und sie aus der kleinen Gesellschaft hinaus in den Park des Landhauses am Starnberger See geführt, um sie in die jüngst offenbarte Welteislehre einzuweihen und ihr von den Giganten, den Übermenschen zu berichten, die einst in der Vorzeit die Erde bewohnt hatten.
    »Sie waren Halbgötter und verfügten über einen direkten Zugang zu den Kräften des Universums«, hatte er erklärt und versucht, die Frau, die er erobern wollte, mit einem bezwingenden Ausdruck in Augen und Mimik zu fixieren. Alexandra hob erstaunt, aber auch interessiert die Augenbrauen.
    »Sie beherrschten die Welt«, fuhr er fort, »im Vergleich zu diesen Übermenschen und ihrer fortgeschrittenen Zivilisation sind wir mit unseren technischen und zivilisatorischen Errungenschaften Zwerge!«
    Hubert hatte einen Augenblick innegehalten und das Gefühl des Triumphs ausgekostet, das ihn seit dem Abend in Wien wie auf Flügeln einer glanzvollen Zukunft entgegentrug: der glorreichen Zukunft mit Alexandra, der eigenen und der in einem zukünftig glorreichen Deutschland.
    »Und was ist mit diesen Übermenschen geschehen?«, hatte Alexandra gefragt, »was ist aus ihnen geworden?«
    »Sie schlummern in uns!«, war es aus Hubert herausgeplatzt.
    Alexandra hatte ihn überrascht angesehen und dann gelacht. Die Vorstellung, dass in diesem nicht übermäßig großen und in seinem Äußeren eher durchschnittlich wirkenden Mann ein Gigant, ein Übermensch schlummern sollte, amüsierte sie.
    »Lachen Sie nicht, hören Sie gut zu!«, hatte Hubert noch einmal gesagt. Und während er mit ihr an duftenden Rosenbüschen und blühenden Stauden vorbei über die mit Buchsbaum gesäumten Kieswege des Parks schlenderte, entführte er sie in eine Zeit, die nicht nur Millionen, sondern Milliarden Jahre zurücklag, in jenen kosmischen Zeitraum, als ein gigantischer Eismeteorit auf die Sonne fiel und eine Explosion auslöste, die einen Teil des glühenden Planeten ins All schleuderte. Dieser Teil zerfiel in Stücke und brachte ein Planetensystem von Eismonden hervor, die um die Erde kreisten, schließlich nacheinander auf sie herunterfielen und jene Bedingungen schafften, die alles Leben, das sich entwickelte, riesige Ausmaße annehmen ließ. Zunächst sei die Erde von gigantischen Pflanzen und monströsen Insekten bevölkert gewesen, hatte Hubert weiter erzählt, dann, nach dem ersten Eismondfall, von Dinosauriern. Nach dem zweiten Eismondfall hätten Giganten, wahre Übermenschen, auf der Erde gelebt. Parallel jedoch habe sich eine andere Spezies entwickelt, die Arier. Sie seien noch keine Übermenschen gewesen, hätten jedoch die Erbanlagen zum Übermenschen bereits in sich getragen.
    »Trotz aller Weltbeherrschung«, war Hubert fortgefahren, »erlebten auch die Giganten ihre Götterdämmerung, als der dritte Eismond fiel. Nicht so die Menschen, die Arier. Sie überlebten und kämpften mutig und mit Erfolg gegen den einen oder anderen infolge des Eismondfalls entarteten Giganten, davon haben bereits die alten Griechen berichtet.«
    Alexandra hatte kurz innegehalten und nachgedacht, dann langsam genickt, ja, die Geschichte von Odysseus und wie er den Zyklopen besiegte, sei ihr bekannt, hatte sie gesagt, und nun diesem fast sachlich und dennoch leidenschaftlich referierenden Mann an ihrer Seite gern zugehört.
    »Irgendwann wird der letzte, der vierte, unser Mond auf die Erde fallen und uns vernichten«, erklärte Hubert und Alexandra war stehen geblieben und hatte die Stirn gerunzelt.
    »Das ist das Gesetz des Kosmos«, hatte Hubert aufgetrumpft, »ein immerwährender Kampf!«
    Er hatte erneut Alexandras Arm ergriffen und sie tiefer in den Park hineingeführt und, jetzt erregt, weitergesprochen: »In uns Ariern hat die Erbanlage des Übermenschen überlebt, wir Arier können die Auslöschung der Menschheit verhindern, indem wir die Herrschaft auf dieser Erde übernehmen und unsere Erbanlage bis zur Reife, bis zum Übermenschen weiterentwickeln! Wir müssen den Kosmos beherrschen, bevor er uns vernichtet! Machen wir uns an die Arbeit!«, hatte Hubert voller Enthusiasmus ausgerufen und Alexandra an sich gezogen und sie geküsst.
    So überraschend es dazu gekommen war, Alexandra ließ sich bereitwillig küssen, ja, auch wenn es noch nicht richtig in ihr Bewusstsein vorgedrungen war, sie war bereit für diesen Mann, hatte er doch einen heimlichen Wunsch in ihr berührt, den sie seit Langem in sich
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