Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition)
Autoren: Gisela Stelly
Vom Netzwerk:
den Willen ihrer großbürgerlichen Eltern geheiratet. Er selber war in einem bürgerlichen Elternhaus aufgewachsen, wo man traditionell die Arzt- oder Anwaltslaufbahn einschlug. Für beide Berufe empfand Hubert allerdings keinerlei Neigung, er fühlte sich zu Höherem berufen, schon als Kind hatte er Wappen deutscher Adelshäuser gesammelt, im Krieg dann Auszeichnungen.
    Das Ende des Kaiserreichs hatte ihn tief erschüttert. Er nahm dem Kaiser den verlorenen Krieg ganz persönlich übel und weinte ihm deshalb keine Träne nach, sondern folgte seinem ausgeprägten Gefühl, dass dieser große Zusammenbruch durchaus auch große Gelegenheiten bieten würde. Und tatsächlich machte er innerhalb kurzer Zeit mit illegalen Transaktionen erhebliche Gewinne, was seinen Ehrgeiz erst richtig anspornte und ihn alle seine Talente einsetzen ließ, um das schnell erworbene Vermögen weiter zu vermehren. Was ihm auch gelang. Hubert besaß einen ausgeprägten Instinkt für Geschäfte, der ihm schließlich auch die Türen zu den gesellschaftlichen Kreisen von Alexandra öffnete.
    Als er sie das erste Mal auf einem Empfang sah, durchzuckte ihn so etwas wie ein elektrischer Schlag. Sie hingegen, hochgewachsen und auf eine Weise kräftig, die Hubert an Frauen liebte, hatte ihn nicht bemerkt. Vielleicht weil er eher als etwas klein geraten gelten musste. Sie trug ein weißes Sommerkleid, das ihren Oberkörper eng umschloss und dessen fließender Rock die geschwungenen Linien ihrer Hüften und Beine nachzeichnete. Ihr hübsches Gesicht war von schwarzem Haar umrahmt.
    Immer wieder hatte Hubert seinen Blick an ihre Gestalt geheftet und versucht, magnetisierende Kräfte zu entwickeln und sie so zu zwingen, ihn anzusehen.
    Einmal hatte sie sich tatsächlich in seine Richtung gedreht, doch ein junger Mann war auf sie zugegangen, hatte ihre Hand genommen, sie lange in seiner gehalten und sie dann an seinen Mund geführt und geküsst. Das löste in Hubert den Entschluss aus, Alexandra für sich zu erobern. Doch er wollte vorbereitet sein und ihr mehr bieten als nur die Aussicht auf Reichtum und Vermögen, die sie von Haus aus sowieso hatte, wie er schnell herausfand. Aber was konnte dieses Mehr sein?
    Kurz darauf hielt sich Hubert in Wien auf und lernte dort den General kennen, der am Abend einen Vortrag besuchen wollte und Hubert einlud, ihn zu begleiten. Aus Höflichkeit nahm er an. An diesem Abend nun fand Hubert jenes Mehr, das er suchte. Mit ihm, das wusste er gleich, würde er nicht nur Alexandra erobern, mit diesem Mehr würde er, und mit ihm viele andere, zu Eroberungszügen ganz anderer, ganz neuer Art aufbrechen, das hatte er gleich gespürt, nein, gewusst.
    Der Vortrag hatte in der Technischen Universität stattgefunden. Der Hörsaal füllte sich schnell und war schon bald überfüllt, und als der Vortragende auf das Podium stieg, begrüßten ihn die Zuhörer mit großem Beifall, allerdings unüberhörbar laut von schrillen Pfiffen unterbrochen. Sofort waren selbsternannte Ordnungshüter aufgesprungen und hatten die Pfeifenden, es waren fünf junge Männer, nach einem kurzen Gerangel überwältigt. Von einer bereits nun schon größeren Anzahl selbst ernannter Ordnungshüter wurden sie umgehend aus dem Saal hinausgedrängt, gestoßen, ja, geprügelt.
    Hubert hatte neben dem General in der ersten Reihe gesessen und gehört, wie er etwas über das bolschewistische Gesindel gemurmelt hatte.
    Der Mann im grauen Anzug, der hinter das Stehpult getreten war, konnte endlich mit seinem angekündigten Vortrag über das Planetensystem der Erde beginnen. Hubert hatte vor, die veranschlagten anderthalb Stunden des Vortrags für seine strategischen Planspiele zur Eroberung von Alexandra zu nutzen. Doch irgendwann drang das Wort Welteislehre zu ihm durch und ergriff ihn, ja, mit einem Schlag war seine ganze Aufmerksamkeit bei dem Mann im grauen Anzug hinter dem Stehpult.
    Von nun an war er ihm nicht nur gefolgt, er hatte die Worte in sich hineingesogen, und sie schienen ihm zunehmend Teil einer Offenbarung. Am Ende war er wie die meisten der Zuhörer aufgesprungen und klatschte nicht enden wollenden Beifall, berauscht vom Offenbarten.
    Was ihm am Anfang des Vortrags entgangen war, holte er anschließend in kleinem Kreis und im Gespräch mit dem General nach, sodass ihm die Welteislehre in allen ihren Einzelheiten bekannt wurde. Erst in den frühen Morgenstunden hatte man sich wie heimliche Verbündete voneinander verabschiedet.
    »Lachen Sie nicht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher