Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition)
Autoren: Gisela Stelly
Vom Netzwerk:
eigentlich unverständlich sein, ihre Lektüre rief die Vision eines zukünftigen modernen Garten Eden in ihm hervor, in den er sich dann gern selbst schon mal hineinträumte, auch, um hin und wieder, wenn auch nur für kurze Zeit, aus der oft bedrohlichen Gegenwart mit ihren unüberschaubaren Entwicklungen zu fliehen.
    Obwohl also eher ein Schwärmer, war es Johann dennoch gelungen, die Auftragslage trotz aller Zerrüttung durch den Krieg und die Geldentwertung stabil zu halten. Allerdings wurde infolge der schwindelerregenden Inflation auch eine unglaubliche Menge Papier zum Druck der Millionen, Milliarden und zum Schluss Billionen Reichsmark ausweisenden Papiergeldscheine gebraucht.
    Doch ausgerechnet jetzt, im Jahr der Geburt von Anton, dem lange erhofften Erben, gingen die Aufträge zurück, und Johann entschloss sich zu einer Kundenreise außer Plan. Nicht, um Gedrucktes, sondern um neue Aufträge und ausstehende Forderungen mit nach Hause zu bringen.
    Nach Druckereibesuchen im Raum Hamburg, Frankfurt und Leipzig traf er Ende Oktober in München ein. Obwohl er einen Termin mit der Geschäftsführung vereinbart hatte, wurde er von Dr. Willinger persönlich empfangen.
    Kein gutes Zeichen, dachte Johann und erwartete, dass auch dieser Druckereibesitzer, wie all die anderen, die ihn auf seiner Rundreise persönlich empfangen hatten, die eigene, sich täglich verschlechternde Auftragslage beklagen würde, um dann eine Kreditverlängerung oder gar einen Preisnachlass zu erbitten. Er hatte bisher, um überhaupt Aufträge zu schreiben, manchem Kunden gegenüber bereits Zugeständnisse gemacht. Dieses Mal würde er unnachgiebig sein müssen, er konnte und wollte, er durfte das eigene Unternehmen nicht durch weitere Zugeständnisse gefährden. Unwillkürlich straffte Johann Rücken und Schultern, bevor er das Büro von Dr. Willinger betrat.
    Zu seinem Erstaunen war Dr. Willinger nicht allein, sondern in eine Unterhaltung mit einem stattlichen älteren Herrn in dunkler Kleidung vertieft, die er jedoch sogleich unterbrach, um Johann zu begrüßen.
    »Erlauben Sie mir, lieber Herr Bluhm, Sie mit dem General bekannt machen zu dürfen«, sagte er, nannte dann in ehrfürchtigem Ton den Namen, der Johann bekannt war, und stellte ihm dann diesen bekannten General stolz als Initiator einer unlängst gegründeten Produktionsgesellschaft zur industriellen Herstellung von Gold vor.
    »Von Gold?«, fragte Johann überaus erstaunt und sah den General ungläubig an. Der verbeugte sich leicht, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
    Die erste Anlage, die sich allerdings in einer Art Entwicklungsphase befände, sei tatsächlich in Betrieb und produziere bereits das erste industriell gewonnene Gold, beeilte sich Dr. Willinger zu erklären.
    Johann lächelte verlegen, die Gegenwart des bekannten Generals, der nun industriell Gold produzieren ließ, verwirrte ihn.
    Dr. Willinger ging zu seinem Schreibtisch, entnahm einem Schubfach einen bereits ausgefüllten und unterzeichneten Wechsel, überreichte ihn Johann und meinte mit deutlicher Genugtuung, dass er dank seiner Anteilsscheine an der Goldmine, wie er die Gesellschaft des Generals kurz und bündig nannte, die noch ausstehenden Forderungen seitens der Bluhm’schen Papierfabrik problemlos begleichen könne.
    Johann schaute noch überrascht auf den Wechsel, den er unvermutet in seiner Hand hielt, da ließ Willinger von zwei Mitarbeitern schon eine große Karte aufhängen. Sie zeigte eine beeindruckende Anordnung von mehreren größeren und kleineren Kesseln, die durch Rohre und ein Geflecht von Schläuchen miteinander verbunden waren.
    Die Abbildung weckte sofort Johanns schwärmerisches Interesse für alles Naturwissenschaftliche und seine Anwendung in Technik und Industrie, und so folgte er aufmerksam Dr. Willingers Erklärungen, der es zum Schluss dem General überließ, das Endprodukt dieser Produktionsanlage zu benennen.
    »Gold«, sagte der General ohne jede Erregung in der Stimme, während sich die von Dr. Willinger, als er das Wort wiederholte, fast überschlug.
    Der General entnahm einem schwarzen Lederköfferchen daraufhin eine schwarze Ledermappe und gab sie dem bewegten Druckereibesitzer, der sie behutsam auf seinen Schreibtisch legte und andachtsvoll öffnete.
    Nach Aufforderung von Dr. Willinger, auf seinem Schreibtischstuhl Platz zu nehmen, beugte sich Johann über die vor ihm liegende aufgeklappte Doppelseite und begann, sie zu studieren. Sie enthielt Auskünfte über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher