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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition)
Autoren: Gisela Stelly
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verborgen. Selbst als Lowicki eines Tages behauptete, er, Friedrich Tausch, sei ein Jude, obschon die Eltern und Großeltern und sogar die Urgroßeltern katholisch getauft worden waren, und ihn anwies, er dürfe, solange er beim General im Dienst sei, zu niemandem über seine rassische Zugehörigkeit reden, dachte Friedrich nicht weiter darüber nach, er hatte Lowicki von Anfang an als kauzig wahrgenommen.
    Er würde die Rassenzugehörigkeit des Friedrich Tausch von Weitem riechen können, auch wenn es immer noch hieß, der Tausch sei ein Katholischer, hatte Lowicki, nachdem er Friedrichs Stammbaum durchforscht hatte, zum General gesagt. Der General erklärte daraufhin, die Partei brauche eine Zeitung und mithilfe von Friedrich Tausch würde der Partei das Kapital dafür zufließen, weshalb in diesem besonderen Fall der Zweck die Mittel heilige, was auch immer bei den Nachforschungen über Tausch herauskäme. Lowicki verstand: Solange sich mit dem Goldmacher erfolgreich Mittel einwerben ließen, würde er unter dem Schutz des Generals stehen, überwacht von Diplomingenieur August Lowicki, Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei.
    Doch es waren Jahre vergangen, ohne dass die Goldproduktion entscheidende Fortschritte machte. Die Anteilseigner drängten nun auf Ausschüttung der versprochenen Gewinne. Als sie immer wieder vertröstet wurden, forderten schließlich einige von ihnen ihr Geld zurück.
    Um dem Vorwurf des Betrugs, der hinter vorgehaltener Hand bereits im Raum stand, zu begegnen, behauptete jetzt der General, die Entwicklung des Produktionsverfahrens habe die Stufe 2 erreicht, damit habe die Anlage im Hügelgewölbe des Münzer’schen Anwesens ausgedient und ein Umzug ins Ruhrgebiet stehe bevor.
    Auch Hubert drängte auf den Aus- und Umzug, er wollte weder mit einem erfolglosen und noch weniger mit einem in den Ruch des Betrugs geratenen Unternehmen in Verbindung gebracht werden. Mochte Alexandra noch immer an die Goldproduktion glauben, er selber hielt sie, und das von allem Anfang an, für Hokuspokus, wie er dem General unter vier Augen mitteilte.
    Als Alexandra vom Abbau der Anlage im Hügel und dem Umzug ins Ruhrgebiet erfuhr, wurde sie erneut von innerer Unruhe erfasst. Als ihr jedoch der General die frohe Botschaft überbrachte, die Produktion habe die Stufe 2 erreicht und aus diesem Grund müsse die Anlage an einem bedeutenden Standort erheblich vergrößert aufgebaut werden, suchte sie mit Franz an der Hand und dem kleinen Josef auf dem Arm den Goldmacher ein letztes Mal im Hügelgewölbe auf. Sie beglückwünschte ihn überschwänglich. Noch immer war er für sie der einzige Hoffnungsschimmer am Horizont einer glanzvollen Zukunft, die weder in ihrem täglichen Leben noch irgendwo sonst draußen im Land bisher aufscheinen wollte.
    Dann erlosch ganz unbemerkt auch dieser Hoffnungsschimmer, denn im Ruhrgebiet gewann Friedrich im Laufe des folgenden Jahres als Ergebnis einer immensen Formelschlacht, die er unter Einsatz seines gesamten Wissens um die Elemente führte, nunmehr eindeutig Gewissheit über die Unmöglichkeit, auf industriellem Wege Gold herstellen zu können.
    Wie unauflösbar er bereits in für ihn bis dahin undurchschaubare Geschäfte verstrickt war, erkannte Friedrich erst, als er Lowicki im Anschluss an den endgültigen Zusammenbruch seines gesamten Formelwerks mit seinem Scheitern konfrontierte. Er hörte ihm wenn auch aufmerksam, so doch wie lauernd zu.
    Der General kolportierte zwar, dass Lowicki den Goldmacher in seinem Auftrag ins Ruhrgebiet begleitet habe, in Wahrheit war der Umzug dorthin aber Lowickis Idee gewesen. In Dortmund als Sohn eines Bergassessors geboren, hatte er dort beste Verbindungen. Und tatsächlich hatte man ihm nicht nur geholfen, einen geeigneten Ort zu finden, sondern auch, die Liste der honorigen bayerischen Anteilseigner um einige Namen von Rhein und Ruhr zu bereichern.
    »Ich gebe auf«, erklärte Friedrich am Ende seiner Ausführungen und es fiel ihm schwer, seine Fassung zu bewahren, ihm war, als würde er sein Leben aufgeben.
    Als hätte er diesen letzten Satz von Friedrich längst erwartet, kam auch schon Lowickis Befehl: »Sie geben keineswegs auf, Sie machen weiter wie bisher, schließlich verdienen wir mehr denn je mit Ihnen!«
    Zum ersten Mal bemerkte Friedrich diese kalte Wut in Lowickis Augen, ja, seine ganze Haltung wirkte bedrohlich und gewaltbereit.
    »Aber ich bin doch kein Scharlatan!«, empörte sich Friedrich und
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