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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition)
Autoren: Gisela Stelly
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schließlich an die Arbeit gemacht. Seine außergewöhnliche Begabung hatte ihren Sinn und ihr Ziel gefunden, er würde einen Weg finden, industriell Gold zu produzieren, um den Goldberg und mit ihm diese erdrückende Last schneller abzubauen.
    Zunächst hatte er einen seiner Professoren mit einem ausgeklügelten Formelwerk, das er über Monate austüftelte, überzeugen können, dass es tatsächlich möglich wäre, mittels Kombinationen von chemischen und physikalischen Prozessen Gold herzustellen. Der Professor gestattete ihm daraufhin, erste Versuche in einem Labor der Universität durchzuführen. Zunächst waren sie recht entmutigend verlaufen. Dann begannen die Prozesse jedoch, sich tatsächlich in der Weise zu entwickeln, wie es das theoretische Formelwerk vorgegeben hatte. Daraufhin machte ihn der Professor mit dem General bekannt, der ihm erst skeptisch begegnete, dann jedoch großes Interesse zeigte.
    Als Friedrich dem General im Universitätslabor mithilfe der geringen Mittel, die ihm zur Verfügung standen, ein zwar misslungenes, sonst jedoch beeindruckendes Experiment vorführen konnte, mit viel Gezische und Dampf und einem richtigen Knall, dessen außerordentliche Wirkung Friedrich von den eigens vom Vater für ihn veranstalteten Experimenten kannte, biss der General an.
    Friedrich hatte das Spektakel nicht ganz absichtslos und keineswegs nur inszeniert, um den General zu beeindrucken, vielmehr glaubte er, nachdem er ja noch kein künstlich hergestelltes Gold bieten konnte, die Fantasie des Generals anregen zu müssen, damit ihm am Ende der Vorführung das Gold wenigstens als mögliches Produkt von Gezische, Dampf und Knall erscheinen würde. Und er überzeugt wäre. So wie er, Friedrich Tausch, überzeugt war, es tatsächlich herstellen zu können.
    Einige Monate darauf hatte der General im Anschluss an einen der ersten Versuche mit der ausgeklügelten Produktionsanlage im Hügelgewölbe des Münzer’schen Landhauses, zu dem bereits Interessenten geladen worden waren, dann tatsächlich behauptet, nach dem Knall und dem Dampf wäre ein kleiner Klumpen Gold in das Auffangnetz gefallen, und er hätte ihn sogleich herausgefischt. Tatsächlich lag ein kleiner Goldklumpen in der Handfläche des Generals, den er dann zwischen zwei Fingern in die Höhe hielt.
    Friedrich schlug das Herz bis zum Hals, blitzartig hatte er den General und sein Motiv durchschaut: Mochte er nun an seine Erfindung glauben oder nicht, für ihn war in diesem Moment entscheidender, dass die Interessenten, die Anteilsscheine kaufen sollten, an sie glaubten, und dafür brauchte er einen Beweis, einen kleinen Klumpen Gold. Er musste ihn, als er das Hügelgewölbe betreten hatte, in irgendeiner Tasche seines Anzugs mitgebracht haben. Unterstützt durch all den Dampf und das im Gewölbe des Hügels nicht unbeträchtlich verstärkte Getöse, das die Interessenten abgelenkt haben mochte, war es ihm gelungen, das bereits in der Hand befindliche Gold scheinbar aus dem Körbchen herauszunehmen.
    Friedrich wurde von einem leichten Schwindel erfasst. Gewiss, er war ehrgeizig, aber kein Betrüger. Er war Naturwissenschaftler durch und durch, der keine Wunder vorführte, sondern Naturgesetze veranschaulichte, auch wenn er sich auf unbekanntem Gebiet bewegte und neue Schritte wagte, auch wenn er sein Ziel noch nicht erreicht hatte. Dennoch war er überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. Der Eingriff des Generals jedoch war Betrug.
    Anstatt nun entschlossen nach vorn zu treten und die Anwesenden darüber aufzuklären, dass der kleine Klumpen Gold zwischen den Fingern des Generals ein vorweggenommenes Ergebnis sei, eine Veranschaulichung sozusagen, war Friedrich einige Schritte zurückgewichen.
    Und so würde er es auch in Zukunft halten, wenn das Gold durch die Hand des Generals ins Körbchen fiele. Der Ehrgeiz, die eigene Erfindung zu vollenden, hatte ihn gelähmt. Und die Angst, ja, der Schrecken, ein gewissenloser Scharlatan könnte seinen Platz einnehmen, würde er dieses Spiel nicht mitspielen. Und so ließ er den Betrug fortan geschehen. Jedes Mal. Er beschwichtigte sich stets damit, es sei letztendlich kein Betrug, denn über kurz oder lang würde die Anlage tatsächlich Gold produzieren und den Anteilseignern Gewinne einbringen, dann würde seine Erfindung dazu dienen, den großen Goldberg, der als Schuld auf dem Land lastete, abzutragen.
    Der General vermied während seines Vorgriffs auf das Endergebnis, Friedrich anzusehen, aus den
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