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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Scharnbeck
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zu motivieren. Ich versuchte ihr klar zu machen, wie aussichtslos und vor allem dämlich es wäre, es noch einmal auf dem gleichen Grundstück zu wagen. Das wäre wie eine Selbsteinweisung in die Strafvollzugsanstalt und höchstwahrscheinlich auch beutetechnisch nicht sehr erfolgreich. Wenn es nur die kleinste Chance gäbe, würde ich es ja probieren, sogar auf jedes Risiko hin, aber das hier wäre wirklich ohne jegliche Chance und vollkommen umsonst möchte ich nicht wieder hinter Gitter gehen. Olga wurde sehr wütend und als ich ihr mein Valentinstaggeschenk geben wollte, ein Paar Ohrstecker, schmiss sie es an die Wand und schrie, ich sei ein elender Versager, weil ich mich hätte erwischen lassen und nicht in der Lage sei, ihre wirklichen Bedürfnisse zu erfüllen. Sogar nachts hörte ich sie im Bett neben mir ständig leise murmeln: Versager...Versager...Versager.
    Ein unendliches Gefühl von Enttäuschung machte sich in mir breit, Enttäuschung von mir selbst und vom Leben. Ich habe zwar alles was ich mir wünsche und je gewünscht habe, ich habe Olga, und trotzdem habe ich mehr und mehr das Gefühl, in einer Hölle zu leben. Ich frage mich, ob das Zarengold, wenn Olga es erlangen könnte, für sie eine ebensolche Hölle sein würde. Oder ist es das vielleicht bereits, weil sie so besessen davon ist? Ich darf nicht aus den Augen verlieren, dass sie krank ist, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Vielleicht geht es ihr sogar schlechter als mir und wenn ich daran denke, möchte ich ihr alles verzeihen, so grausam sie auch zu mir ist.
      
    Tagebucheintragung vom 25.03.1995
     Wegen einer Erbschaftsangelegenheit, waren wir heute zum Notar geladen. Der ganze Termin war furchtbar peinlich. Olga machte mich bei allem, was ich sagte herunter und ich kam mir vor wie der letzte Trottel, als ich mich schließlich nicht mehr getraute, den Mund aufzumachen. Sie war zwar schon immer so, aber ich habe das Gefühl, es wird mit der Zeit schlimmer und schlimmer. Sie scheint mich wirklich zu hassen, regelrecht zu hassen, anders kann ich mir das nicht erklären. Warum sollte sie mich sonst so erniedrigen wollen? Sogar wenn sie recht hat, was in den meisten Fällen sicher so ist, ist das kein Grund, mich so zu behandeln. Dies wird mir jetzt immer klarer. Es ist eine schreckliche Klarheit und noch niederschmetternder ist, dass ihr Hass auf mich übergreift. Manchmal gibt es Momente, in denen ich glaube, sie zu hassen, auch wenn ich mich selbst noch viel mehr hasse. Und trotzdem will ich nicht mehr, dass sie mich hasst, obwohl sie ja nur das gleiche tut, wie ich. Es ist verwirrend. Mir schwirrt der Kopf. Wäre ich doch nur ein wenig klüger und ein wenig männlicher, dann hätte sie keinen Grund mich zu hassen und ich ebenfalls nicht.
      
    Tagebucheintragung vom 05.04.1995
     Seit einer Woche lässt sie mich auf dem Boden schlafen. Sie kommt ständig auf neue Ideen, um mir ihre Verachtung zu zeigen. Es klingt unglaublich, aber manchmal frage ich mich wirklich, ob es gut gewesen ist, dass sie zurückkam. Doch andererseits kann ich mir einfach nicht vorstellen, ohne sie zu leben. Den Gipsabdruck ihres Schuhs habe ich immer noch. Irgendwann zeigte ich ihn ihr und sie meinte, ich wäre ein Psycho. Ich glaube, sie merkt gar nicht, dass sie diejenige ist, die krank ist. Und ich weiß nicht, ob ich ihr das sagen sollte. Aber irgendetwas muss doch passieren, oder etwa nicht? So kann es nicht weitergehen.
     
 
    Tagebucheintragung vom 24.04.1995
     Eigentlich habe ich immer gesagt, dass ich es am schlimmsten finde, wenn sie mich vor anderen heruntermacht. Doch was sie mir in letzter Zeit ins Gesicht sagt, ist langsam nicht mehr zu ertragen. Dass ich ein Versager bin, weiß ich doch. Aber muss sie es mir auch noch so deutlich und grausam zeigen? Ich kann ja nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Ich habe sie heute Abend zum Essen eingeladen, denn ich möchte gerne wieder einen romantischen Abend mit ihr verbringen – das letzte Mal ist so lange her. Hoffentlich gelingt es. Wenn sie noch ein klitzekleines Stückchen Liebe für mich hat, dann ganz sicher. Ich habe ihr alles von mir gegeben und werde es weiterhin tun, oder besser gesagt, ich scheine keine andere Wahl zu haben.
     
 
    Die nächsten Seiten des Tagebuchs wirkten besonders ramponiert und dreckig. Sie waren zerknittert und mit braunen Flecken übersät, als hätte jemand Kakao darauf verschüttet, so dass ich sie kaum mit den Fingerspitzen anfassen mochte. Die Schrift
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