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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Scharnbeck
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machte einen sehr hektischen Eindruck und war so krakelig, dass ich bezweifelte sie überhaupt entziffern zu können. Ich versuchte es trotzdem, denn es schien der letzte Eintrag zu sein.
     
    Tagebucheintragung vom 01.06.1995
     Oh, mene...mein Gott, ich habe sie ge...getötet!
    Ich buchstabierte noch und verstand nicht. Das konnte unmöglich stimmen, also ging ich erneut Buchstabe für Buchstabe durch, welche immer klarer vor meinem Auge zu fließen schienen. Ohne Zweifel, genau dies stand dort. Nur allmählich dämmerte mir das Ausmaß dieser Aussage. Es war, als würde ich einen Film schauen und erst sehr spät mitbekommen, dass das Gefilmte nicht gestellt ist, sondern wirklich geschah. So einen Satz hört man sonst nur in Krimis, also konnte es nicht real sein. Ich sah spontan auf und bemerkte den glitzernden, stechenden Blick von Klaus Luchterhand. Jetzt erkannte ich außerdem bei einer leichten Drehung, woran er sich hinter seinem Rücken festhielt. Es war ein Messer und nun wusste ich bestimmt – es war real. Reflexartig griff ich neben den Stuhl, in der Meinung, dort meine Tasche mit dem Handy stehen zu haben, aber dann fiel mir ein, dass ich sie im Wohnzimmer gelassen hatte, musste mich jedoch sofort korrigieren, als ich sie neben Klaus Luchterhand liegen sah. Anscheinend hatte er sie geholt, während ich in das Tagebuch vertieft war. An mein Handy kam ich jedenfalls nicht heran.
     Blitzschnell drehte sich jetzt das Gedankenkarussell. Herr Luchterhand hatte mich bewusst zum Mitwisser gemacht. Was bezweckte er damit? War er jemand, der Mitwisser gnadenlos um die Ecke bringt? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Er war kein kaltblütiger Mörder, sondern ein heißblütiger und er war nicht gewissenlos. So glaubte ich ihn zumindest einschätzen zu können. Ich beschloss, ganz normal mit ihm zu reden bzw. es zumindest zu versuchen, auch wenn mir das Wissen, mit einem Mörder zu reden, jegliches Gefühl von Normalität nahm. Deshalb war meine nächste Frage auch besonders dämlich. „Was bedeutet das?“, wollte ich wissen.
     Herr Luchterhand verzog keine Miene. „Es bedeutet genau das, was da steht.“
     „Ich kann es nicht glauben. Wieso hast du es getan?“
     Herr Luchterhand zuckte mit den Schultern. „Hast du schon ALLES gelesen?“
     Nein, das hatte ich nicht, also mühte ich mich weiter, die Schrift zu entziffern.
     
     Ich habe sie getötet! GETÖTET! Das wollte ich nicht, sie hat mich so wahnsinnig gemacht, ich wollte das nicht. Und jetzt ist sie tot und ich weiß nicht, was tun. Ich muss sie irgendwohin wegschaffen. Am besten erst einmal in die große Kiste im Keller. Aber sie kann dort nicht bleiben. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Und ich muss dieses Tagebuch verbrennen. Oh Himmel, was habe ich getan, was soll ich tun.... Vergib mir!
     
    Danach blieb das Tagebuch leer. „Warum hast du es nicht verbrannt?“ fragte ich spontan.
     „Erinnerst du dich daran, als ich dir davon erzählte, ich könne mich an bestimmte Zeiten nicht erinnern? Dies ist jene Zeit, an die ich mich nicht erinnern konnte, doch nun ist mir, mit Hilfe des Tagebuches, alles wieder eingefallen. Ein böser Traum, der plötzlich wirklich wird. Eine echte Erinnerung. Ich muss das Tagebuch in der Nische hinter dem Herd zwischengelagert haben, um mich erst um Olga zu kümmern. Und dann habe ich alles vergessen, sowohl was ich getan habe, als auch das Tagebuch. Ich habe es einfach...vergessen.“ Er sagte es, als könne er es selbst nicht glauben.
     „Und die Lücke war so schrecklich groß, ich fühlte immer, dass da etwas war. Ich verstehe nicht, wie ich gerade das vergessen konnte. Es will mir nicht in den Kopf.“, fügte er einigermaßen verwirrt hinzu.
     „Ich habe gehört, so etwas soll es geben. Gerade bei starken seelischen Erschütterungen. Aber wie ist das überhaupt geschehen?“
     „Ich sehe jetzt alles wieder ganz klar vor mir. Sagte ich nicht immer, Olga und ich hätten uns nie gestritten? Das stimmt nicht. Wir haben uns gestritten und an diesem Abend war es besonders schlimm, weil sie mich so erniedrigt und jedes meiner Worte verhöhnt hat. Und da habe ich rot gesehen. Ich kann es selbst nicht erklären. Es war, als wäre da auf einmal eine völlig andere Person in mir, eine Person voller Hass, Wut und Zorn. Der Hass und die Wut brannten in meiner Brust wie ätzende Säure, Schmerzen, die kaum auszuhalten waren, als würde es mich innerlich zerreißen. Ich raste und wusste nicht
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