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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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übereinander purzeln.
    Das Opfer der Banditen aber nutzte die unerwartete Gelegenheit, sprang schnell auf die Füße und hatte mit einem weiteren Sprung das verlorene Schwert ergriffen. Schon stand der Fremde in Verteidigungshaltung da, den Oberkörper leicht nach vorne geneigt, das geschliffene Schwert zur Abwehr erhoben. Hockster hätte fast laut geschrien, so sehr freute ihn sein gelungener Zauber. Nun galt es, den drei Dummköpfen da vorne eine Abreibung zu verpassen, die sie nicht wieder vergessen sollten. Hockster wusste, dass jetzt der endgültig letzte Moment gekommen war, um aufzustehen und unversehrt das Weite zu suchen. Er aber hakte seinen Knüppel vom Gürtel los und trat vor. Mit grimmigem Blick und ganz den Anschein erweckend, als hätte er so etwas schon sein ganzes Leben lang getan, knurrte er mit tiefer Stimme: „He, ihr Strauchdiebe, verzieht euch lieber, bevor wir euch umhauen!“
    Seit es Leben gibt, gibt es auch Kämpfe. Sieht man einmal von der Raserei der Naturgewalten, wie Blitz, Donner, Erdbeben und Springfluten ab, die willkürlich und wahllos alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt, haben die intelligenteren Lebensformen, jene also, die zu denken vorgeben, in stillschweigender Übereinkunft sich auf gewisse Gesetze geeinigt, die eine gleiche Verteilung der Stärken und Schwächen zulassen. Auf diesem Grund erwuchsen alsbald Begriffe wie: 'ehrenhafter Zweikampf', 'Ritterlichkeit' oder 'Achtbarkeit', um nur einige zu nennen. Allen ist aber dies gemeinsam: zahlenmäßige Überlegenheit wird schlechtweg abgelehnt, solange das Wort Ehre einen dauerhaften Platz im eignen Wortschatz inne hat. Für alle anderen galt, nun, eine andere Regel. Hockster erkannte seinen Irrtum genau in diesem Moment. Ehrenhaftes Verhalten galt nicht für diejenigen, die sich von der Gesellschaft losgesagt und ein Leben fernab der menschlichen Gemeinschaft und ihrer Regeln, Gebräuche und Pflichten gewählt hatten. Räuber, Strauchdiebe, Wegelagerer, sie alle haben einen Wahlspruch gemeinsam: Drei gegen einen ist eine sichere Sache!
    Als Hockster hinter dem schützenden Fels hervortrat, dachte er an die Errungenschaften zivilisierten Lebens, und obwohl er sehr mutig war, fürchtete er im Angesicht der drei Räuber doch verletzt zu werden oder gar den Tod zu finden. Ähnliches dachten wohl auch die Halunken, die sich gerade anschickten, auf Hockster zuzugehen, wobei sie ihm Schmährufe entgegenschleuderten, deren Inhalte sich ausschließlich auf seine geringe Größe bezogen. Da stach plötzlich der fremde Streiter siegesgewiss sein Schwert in den Himmel und schrie mit grimmiger Stimme: „Nun ist euer Ende nah! Drei von euch sind tot. Ihr werdet alsbald folgen.“
    Alle hielten überrascht inne, auch Hockster. Dann teilten sich die Räuber auf, zwei wandten sich dem Fremden zu, dessen linker Arm kraftlos herabhing, der letzte marschierte langsam weiter und kam Hockster mit jedem seiner großen Schritte näher.
    „Hanswurst“, knurrte der Räuber verächtlich. „Zwerg! Bist du für den Tod bereit?“
    Hockster hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere. „Weiß nicht. Vielleicht hast du einen Moment Zeit und wir reden darüber?“ Hockster zog sich langsam zurück bis er mit dem Rücken an den Felsen stieß, hinter dem er sich kurz zuvor noch versteckt hatte.
    „Kein Weg mehr zurück, Gnom. Jetzt mach ich dir den Garaus.“
    Schwerterklirren erreichte den kleinen Beltrim. Er sah hinüber und erkannte den Fremden, der sich gegen zwei Wegelagerer verteidigen musste. Ich bin wohl heute keine große Hilfe, dachte er. Ich brauche selbst Hilfe und zwar schnell.
    Der Wegelagerer hatte ihn fast erreicht. Der Räuber war riesig und sein breiter Rücken warf in der untergehenden Sonne einen mächtigen Schatten. Nun wurde Hockster wirklich nervös. Vor Aufregung bebend suchte er nach einer Lösung. Mutig hob er den Knüppel und schüttelte ihn drohend. „Komm mir nicht zu nahe, oder ich verwandle dich in einen Frosch.“
    „Ein Zauberer? Sieh an, sieh an. Warum bannst du mich nicht, hm? Bist wohl nicht der beste Hexer hier, was?“
    Ja, fuhr es Hockster durch den Sinn. Seine magische Begabung war so schwach, dass er unbedingt ein Amulett benötigte, um die Magie zu lenken. Doch auch hier gab es Unterschiede. Von den vier Elementen war ihm das Element Luft das vertrauteste. Es eignete sich ganz hervorragend für jede Form der Illusionszauberei, der Erschaffung hübsch anzusehender Phantasmagorien, die meist
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