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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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sich schuldig am Tode dreier fremder Männer, die noch leben könnten, hätte er anders gehandelt. Wie, fragte er sich. Was hätte ich tun können? Den Mörder aufhalten? Ha! Womit? Hockster war dem Fremden nicht gewachsen. Lediglich mit Magie hätte er ihn niederringen können, aber die Absicht des Fremden war ja erst klargeworden, als es bereits zu spät gewesen war. Die Erklärungen halfen weder ihm noch brachten sie die erschlagenen Männer zurück ins Leben. Hockster fühlte sich elend. Die Schuld lastete schwer auf ihm.
    Der Fremde kam auf ihn zu. „Rok Talusien“, sagte er und hielt Hockster die Hand zum Gruß hin. „Danke.“
    Beltrim ergriff die dargebotene Hand zögernd und stellte sich ebenfalls vor. „Hockster Beltrim aus den Tarrasbergen auf dem Weg in die Hauptstadt. Warum hast du die Wehrlosen getötet? Ist das die Art eines Soldaten?“
    „Söldner! Das Soldatenleben ist vorbei.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe ihnen den Tod versprochen, kleiner Mann. Ich hatte keine andere Wahl.“
    „Man hat immer eine Wahl. Nicht jedes Versprechen muss gehalten werden. Manche sind einfach dumm.“
    „Du weißt nichts.“
    „Überall auf der Welt versprechen Männer wie du ihren Liebchen Reichtum, kostbaren Schmuck und ein sorgenfreies Leben. Nur die wenigsten halten es. Erzähl du mir nichts vom Leben. Dein Handeln war falsch, verabscheuungswürdig. Doch meine Schuld ist nicht geringer als die deine.“
    „Du hast dir nichts vorzuwerfen, Beltrim. Im Gegenteil, du hast mir das Leben gerettet.“
    Hockster schüttelte resigniert den Kopf. „Ich fühle mich für den Tod dieser Männer verantwortlich, gerade so, als hätte ich sie ermordet. Talusien, durch deine Tat hast du mich zu deinem Handlanger gemacht.“ Einer plötzlichen Eingebung folgend, und ehe er auch nur einen Gedanken darauf verwendete, was er damit anrichtete, sagte er: „Du stehst in meiner Schuld, Rok Talusien. Ich habe dir das Leben gerettet.“
    Als Hockster dem Blick seines Gegenüber begegnete, bemerkte er verwundert, dass das Gesicht des Söldners zu einer starren Maske geronnen war. Sieh mal an, dachte Hockster, das hat ihm nicht gefallen. Doch auch Hockster begann erst in diesem Moment, als er den regungslosen Talusien betrachtete, zu ahnen, worauf er sich mit seiner unüberlegten Äußerung eingelassen hatte.
    Die beiden Männer standen sich schweigend gegenüber. Der eine, klein von Gestalt, hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt, der andere, hochaufgeschossen, von kräftigem Wuchs, sah bestürzt auf den viel kleineren Mann herab. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus.
    „So soll es sein.“, sagte Rok Talusien schließlich. „Ich bleibe, bis ich meine Schuld beglichen habe oder ein Jahr vergangen ist.“
    Hockster wusste darauf nichts zu erwidern. Er hatte den Söldner über die Lebensschuld an sich gebunden. Warum habe ich das getan, fragte er sich still. Hilflosigkeit! Das war es. Der unerschütterliche Talusien sollte einmal die Hilflosigkeit kennenlernen, die Hockster in diesen Minuten wegen des Todes der fremden Männer fühlte. Nun war der Söldner gebunden und musste den Worten Hocksters folgen. Doch die Gebote der Lebensschuld waren eine äußerst knifflige Sache. Der Söldner hatte seine Freiheit nicht gänzlich aufgegeben, sondern Hockster lediglich seine Dienste anheimgestellt. Wäre der Talusien Müller von Beruf, hätte Hockster über Müllerdienste verfügen können. Rok Talusien durfte den Gehorsam jederzeit verweigern, wenn er die Aufforderungen Hocksters nicht mit seinen moralischen Grundsätzen vereinen konnte. Hockster durfte andererseits ihn nicht willfährig in den Tod schicken oder ihn wider besseren Wissens einer Situation aussetzen, die eine Gefahr für sein Leben darstellte.
    Was habe ich da nur getan? Hockster atmete tief ein. „Gut!“ Er nickte zustimmend, wusste aber nicht, was er noch sagen sollte. Erwartete der Söldner nun von ihm eine traditionelle Erwiderung, die die Verbindung über die Lebensschuld bekräftigte und endgültig besiegelte? Hockster hatte keine Ahnung. „Dann mache ich mal ein Feuer. Es ist kalt.“
    „Wohin gehen wir?“, fragte Rok.
    „Nach Idenhal.“, sagte Hockster.
    „Was tun wir dort?“, fragte Rok.
    „Eine Überfahrt nach Burnyk kaufen.“
    „Weshalb?“
    „Das ist eine lange Geschichte.“ Hockster sah sich um. „Lass uns erst die Toten begraben.“
    „Nein! Sie sind es nicht wert. Sollen sich die Aasfresser ihrer annehmen.“ Er drehte sich um
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